Claus Weselsky, Chef der GDL, bei einer Protest-Kundgebung der Lokführer-Gewerkschaft GDL vor dem Bahn-Tower in Berlin. | 17.08.2021
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Die Lokführergewerkschaft GDL ruft zum Streik bei der Deutschen Bahn von Samstag bis kommende Woche Mittwoch auf.

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GDL: Streik im Bahnverkehr von Samstag bis Mittwoch

Die Lokführergewerkschaft GDL ruft zum Streik bei der Deutschen Bahn auf – von Samstag bis kommende Woche Mittwoch. Ab Samstag soll zunächst der Güterverkehr bestreikt werden, ab Montag trifft es dann auch den Personenverkehr.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Bahnkunden müssen sich auf neue Streiks einstellen. Im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn hat die Lokführergewerkschaft GDL weitere Arbeitskämpfe angekündigt. Es werde ab Samstag bis Mittwochfrüh gestreikt, teilte die GDL am Freitag mit. Im Personenverkehr beginne der Streik erst am Montag, 23. August, um 02.00 Uhr. Schon ab Samstag 17.00 Uhr wird der Güterverkehr bestreikt. Die Arbeitsniederlegungen sollen am Mittwoch um 02.00 Uhr enden.

Weselsky weist Kritik zurück und droht

"Wir haben erneut Rücksicht auf das vor uns liegende Reisewochenende genommen", sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Freitag in Berlin. "Das werden wir in Zukunft nicht mehr gewährleisten können."

Weselsky wies außerdem erneut Kritik am Zeitpunkt des Streiks inmitten der Pandemie zurück. "Es ist nicht das Ziel der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner in Deutschland, den Eisenbahnverkehr lahmzulegen", sagte Weselsky. "Sondern es ist das Ziel, bessere Einkommen zu erreichen, die Kleinstrente zu schützen." Weselsky zitierte das Konzernmanagement, das wiederholt betont hatte, dass Bahnfahren in Hinblick auf Ansteckungen sicher sei. Die Infektionszahlen in Deutschland steigen seit einigen Wochen wieder.

Weselsky griff den SPD-Politiker Karl Lauterbach an, der gewarnt hatte, Streiks bei der Bahn führten zu mehr Infektionen. "Der Gesundheitspapst der Sozialdemokraten, Lauterbach, schwingt sich dazu auf, die Grundrechte der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner mit Füßen zu treten", sagte das CDU-Mitglied Weselsky. Er sprach von Schmutzkampagnen gegen die Gewerkschaft.

  • Zum Artikel: Scheuer zum Bahnstreik: "Wir brauchen Licht am Ende des Tunnels"

Deutsche Bahn: "Überflüssige Belastung"

Die Deutsche Bahn kritisiert die vom GDL-Chef Weselsky angekündigten neuen Streiks im Bahnverkehr als "völlig überflüssige Belastung unserer Reisenden und unserer Kunden im Güterverkehr".

DB-Personalvorstand Martin Seiler erklärte: "Dieser zweite Ferienstreik zeigt: Ein Tarifpartner verweigert sich permanent. Statt den Mut zu haben, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, treibt die GDL-Führung ihren gewerkschaftspolitischen Kampf um Ausweitung und Einfluss auf dem Rücken der Bahnkunden auf die Spitze."

Grundangebot im Fernverkehr trotz Streik

Zu der neuen Streikankündigung erklärte die Deutsche Bahn, man sorge "für ein verlässliches Mobilitätsangebot". Im Fernverkehr solle ein Grundangebot von rund einem Viertel des normalen Fahrplans unterwegs sein. Laut DB sollen etwa 20 zusätzliche Züge pro Tag unterwegs sein, etwa zwischen Berlin und Bayern oder auch der Strecke zwischen Hamburg/Berlin, Flughafen Frankfurt und Stuttgart. Auf ausgewählten Hauptachsen sei wieder ein zweistündliches Angebot vorgesehen. Im Regional- und S-Bahnverkehr peilt die DB erneut etwa 40 Prozent des Zugverkehrs an.

Wer könne, solle seine Reise aber dennoch auf die Zeit vor oder nach dem Streik verschieben, so die Bahn. Ab 25. August erwarte man wieder einen weitgehend regulären Bahnbetrieb.

Alle bereits gebuchten Fahrkarten des Fernverkehrs für Strecken, die vom 23. bis 24. August vom GDL-Streik betroffen sind, behalten laut Bahn ihre Gültigkeit und können bereits ab 20. August bis einschließlich 4. September flexibel genutzt werden.

Auch Einschränkungen im Regionalverkehr

Betroffen sind demnach auch die S-Bahnen in Nürnberg und München. In Nürnberg ist an den Streiktagen ein Stundentakt auf allen Linien geplant. In München gilt ein Ersatzfahrplan, nach dem alle Linien mindestens im Stundentakt verkehren. Auf stadtnahen Abschnitten werden Bahnen im 20- bis 40-Minuten-Takt unterwegs sein. Wo immer möglich sollten Langzüge eingesetzt werden, sagte ein Bahnsprecher.

Privatbahnen wie Agilis, Länderbahn, Bayerische Oberlandbahn oder Bayerische Regiobahn sind laut GDL nicht direkt betroffen. "Unsere Züge fahren ganz normal fahrplanmäßig", sagte eine Sprecherin der Bayerischen Regiobahn. Ähnlich äußerte sich eine Agilis-Sprecherin.

Es könne aber zu Verzögerungen kommen, etwa wenn sich Fahrdienstleiter am Streik beteiligten. Neben Lokführern, Zugbegleitern und Servicepersonal würden auch Fahrdienstleiter ihre Arbeit niederlegen, es könne das ein oder andere Stellwerk betroffen sein, sagte GDL-Sprecher Erik Großmann.

Wirtschaft: "Völlig falsches Signal"

Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, sprach von einer Belastung für Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft. "Die Ankündigung weiterer Streiks sendet ein völlig falsches Signal zur falschen Zeit", sagte er.

"Diese Streiks werden nicht nur für die Wirtschaft, sondern für die ganze Gesellschaft zunehmend zur kaum kalkulierbaren Belastung." Die Lieferketten würden in Gefahr gebracht. Besonders hart treffe es Branchen, die weitgehend auf die Bahn angewiesen seien. "Dazu gehören beispielsweise neben Chemie-Gefahrguttransporten auch die Rohstoffanlieferung in der Stahlindustrie oder die Transporte der Automobilwirtschaft in die Exporthäfen", so Russwurm.

Die Güterbahn-Tochter DB Cargo, einst praktisch Monopolist auf der Schiene in Deutschland, hat allerdings über Jahre Marktanteile verloren und fährt nun nur noch knapp die Hälfte der Transporte. Die Wettbewerber werden nicht von der GDL bestreikt.

Die Deutsche Bahn hat nach eigenen Angaben den Rückstau vom letzten Streik abgebaut. "Gemeinsam mit externen Partnerbahnen werden versorgungsrelevante Züge so rasch aufs Gleis gesetzt und Kunden bedient", erklärte die Deutsche Bahn.

Darum geht es im Konflikt zwischen GDL und Bahn

Die Gewerkschaft fordert 3,2 Prozent in Schritten schon ab diesem Jahr und eine Corona-Prämie von 600 Euro. Die Bahn bietet 3,2 Prozent – allerdings in Schritten erst ab 2022 und bei einer Laufzeit von 48 Monaten. Über Kompromisse will sie mit der Gewerkschaft am Verhandlungstisch reden. Die GDL allerdings will erst ein verbessertes Angebot von der Bahn erhalten, bevor sie wieder in Verhandlungen eintritt.

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