Palazzo della Civilta Italiana, Palast der italienischen Zivilisation, Rom, EUR
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Palazzo della Civilta Italiana, Palast der italienischen Zivilisation, Rom, EUR

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G20-Gipfel-Viertel: Mussolinis Bautraum und Öko-Avantgarde

Das Kongresszentrum, in dem der G20-Gipfel 2021 stattfindet, ist Teil eines ganz speziellen römischen Stadtviertels. Das EUR, ein steingewordener faschistischer Architekturtraum, konnte seinen ursprünglichen Zweck nie erfüllen.

Das Stadtviertel EUR sollte für Rom das werden, was für Paris der Eiffelturm ist. Symbol der örtlichen Weltausstellung und eine Attraktion, die bleibt. Der Diktator Benito Mussolini ließ das EUR (kurz für Esposizione Universale di Roma) in den 1930er Jahren errichten, als faschistischen Bautraum in Marmor und Travertin.

  • Zum Artikel "Demos gegen G20-Gipfel: Wer sind die Protestierenden?"

Steingewordener faschistischer Größenwahn

Weiße Palazzi mit Rundbögen und Säulen im griechischen und römischen Stil, ein Veranstaltungszentrum mit Kuppel in Pantheon-Art und im Zentrum ein Marmor-Obelisk – ein architektonisches Zeugnis faschistischen Größenwahns, dem mittlerweile aber auch politisch unverdächtige Experten einen kunsthistorischen Wert zubilligen. Touristen wundern sich über die hellen Prunkbauten und breiten Straßen in einem Viertel, das so ganz anders ist als der Rest Roms.

G20-Tagungsort im avantgardistischen "La Nuvola"

Nach dem Krieg haben mehrere großen Firmen und auch einige Ministerien ihren Sitz nach EUR verlegt. Moderne Gebäude, auch Hochhäuser, sind entstanden. Und als vorerst letzte Attraktion das Kongresszentrum, in dem der G20-Gipfel stattfindet. Für La Nuvola, übersetzt: Die Wolke, sind mehrere Dutzend Tonnen Stahl und viel Glas verbaut worden. Das avantgardistische Projekt des Stararchitekten Massimiliano Fuksas ist preisgekrönt, ökologisch nachhaltig und kann sich dank der Solarpanele auf dem Dach selbst mit Strom versorgen. Im Zentrum schwebt der Konferenzsaal in einer Art Wolke aus Glasfasergewebe.

Als Standort für den Gipfel gewählt wurde das neue Kongresszentrum aber nicht nur, weil Italien seine moderne Architektur vorführen will. Auch Sicherheitsgründe sprechen dafür. Das Viertel EUR liegt fast wie eine Insel am südlichen Stadtrand. Vom Zentrum Roms führen nur zwei größere Straßen dorthin. Für die Polizei sind Absperrungen einfacher als im Rest der Stadt.

Weltausstellung Rom 1942 fand nie statt

Auch wenn das EUR, anders als von seinen Erbauern erhofft, lange nicht so prominent geworden ist wie der Eiffelturm – der Name erinnert immer an noch den Ursprung des Projekts. Esposizione Universale di Roma (EUR) heißt übersetzt: Weltausstellung Rom. Die dann, letzte Pointe dieses geschichtenreichen Stadtteils, nie stattgefunden hat. 1942 sollte das EUR offiziell eröffnet werden – da aber befand sich die Welt bereits im Krieg.

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