Symbolbild: Senioren im Straßenverkehr
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Die EU-Kommission schlägt für über 70-Jährige verpflichtende Kfz-Tauglichkeitstests vor.

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EU-Pläne: Senioren sollen regelmäßig zum Führerschein-TÜV

Senioren am Steuer haben einen schlechten Ruf. Jetzt schlägt die EU-Kommission für über 70-Jährige verpflichtende Tauglichkeitstests vor. In einigen EU-Ländern ist das bereits Praxis.

Erst neulich in Franken: Eine 81 Jahre alte Autofahrerin gerät mit ihrem Wagen auf die Gegenfahrbahn und stößt mit dem Anhänger eines Traktors zusammen. Sie und ihr 91-jähriger Beifahrer sind schwer verletzt. Oder im Landkreis Ansbach, wo ein Senior rückwärts mit seinem Auto in eine Edeka-Filiale gefahren ist und dabei eine Frau tödlich verletzte.

Solchen Schlagzeilen folgt meist eine Debatte darüber, ob Senioren künftig regelmäßig zum Führerschein-TÜV gehen müssen. Das Thema ist ein Dauerbrenner und hoch emotional.

EU-Kommission schlägt freiwillige Senioren-Prüfungen vor

Jetzt hat die EU-Kommission einen Gesetzesvorschlag vorgelegt: Führerscheine sollen EU-weit 15 Jahre gültig sein, anstatt bisher zehn Jahre. Für Senioren ab 70 soll das aber nicht gelten: Sie sollen alle fünf Jahre ihre Fahrtauglichkeit überprüfen lassen. Allerdings soll es den Mitgliedsstaaten überlassen bleiben, ob sie das umsetzen - und ob Tests verpflichtend oder freiwillig sind.

Sind Senioren im Straßenverkehr eine Hochrisikogruppe? Gerade erst hat das Statistische Bundesamt Zahlen vorgelegt, die verschiedene Interpretationen zulassen: Danach waren ältere Menschen im Jahr 2021 - gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung - seltener in Verkehrsunfälle verwickelt als jüngere. Konkret waren 66.812 Menschen ab 65 Jahren an Unfällen mit Personenschaden beteiligt. Das waren 14,5 Prozent aller Unfallbeteiligten. Der Anteil dieser Altersgruppe an der Bevölkerung liegt aber bei 22,1 Prozent.

Unfallforscher: "Gibt auch 80-Jährige, die super fahren können"

Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, sagte in der ARD, die Altersgruppe der 65- bis 75-Jährigen zeige in der Regel noch keine Auffälligkeiten im Vergleich zu jüngeren Autofahrern. "Die Dramatik steigt ab 75 Jahren." Es handele sich allerdings um rein statistische Werte: "Es gibt auch 80-Jährige, die super fahren können, und 65-Jährige, die bereits Schwierigkeiten haben."

Die geringere Unfallbeteiligung dürfte unter anderem daran liegen, dass ältere Menschen nicht mehr regelmäßig zur Arbeit fahren und so seltener als jüngere am Straßenverkehr teilnehmen, wie es hieß. Im hohen Alter gehe dann auch die Nutzung von Auto oder Fahrrad zurück.

Führerschein für Senioren wichtig zur sozialen Teilhabe

Für viele Ältere - gerade auch im ländlichen Raum - ist das Auto ein zentrales Mittel zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Genau deshalb warnte der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Udo Schiefner (SPD), mit Blick auf die EU-Pläne vor einer pauschalen Benachteiligung Älterer. "Wir müssen sehr genau abwägen, wo die Vorteile und wo die Nachteile liegen. Es darf bei der Umsetzung keine Diskriminierung entstehen", sagte er der "Rheinischen Post". Er verwies darauf, dass unterschiedlichste Ereignisse und Entwicklungen zum Verlust der Fahrtüchtigkeit führen könnten und dies nicht unbedingt mit dem Alter zusammenhängen müsse.

Auch der ADAC lehnt die geplanten Maßnahmen ab. Senioren seien keine schlechteren Autofahrer. "Zwar kann es mit zunehmendem Alter zu Leistungseinbußen kommen, dennoch ist das Unfallrisiko älterer Kraftfahrer nicht außergewöhnlich hoch", heißt es in einer gerade online veröffentlichten Erklärung. Erkrankungen und Medikamente können die Verkehrssicherheit in jedem Alter negativ beeinflussen.

ADAC erachtet Eignungstest für Senioren als "nicht verhältnismäßig"

Eine gesetzliche Verpflichtung von Eignungsuntersuchungen von Senioren erachtet der ADAC als nicht verhältnismäßig. Denn gerade ältere Verkehrsteilnehmende zeichneten sich in der Regel durch einen situationsangepassten Fahrstil sowie vorausschauendes Fahren aus.

Nach Angaben des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) besitzen hierzulande mehr als zwei Drittel der über 65-Jährigen einen Führerschein. Vor wenigen Tagen startete die Initiative eine Kampagne, in der Senioren zu freiwilligen Gesundheitschecks sowie zu fahrpraktischen Maßnahmen ermuntert werden. Auch eine "Rückmeldefahrt" wird empfohlen: Dabei können Senioren eine Fahrt mit Fahrsicherheitsexperten buchen. Sie erhalten dann eine individuelle Einschätzung, um die Fahrkompetenzen in realen Verkehrssituationen zu reflektieren.

Mit Informationen der KNA.

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