Nach einem harten Wahlkampf und einer noch härteren Wahl steht fest: Joe Biden hat 273 Wahlleute-Stimmen erreicht und damit die US-Präsidentschaftswahl gewonnen. Er löst damit - unter Vorbehalt der juristischen Auseinandersetzungen - den Republikaner Donald Trump ab, der nach vier Jahren in Washington abgewählt wurde. Mehrere US-Medien meldeten das Ergebnis übereinstimmend. Zunächst rief CNN Biden als Sieger der US-Wahl aus.
Entscheidend war am Ende der Staat Pennsylvania. Biden gewann den Schlüsselstaat mit einem Vorsprung von 0,5 Prozentpunkten und liegt laut dem Datenanbieter Edison Research, CNN und New York Times mit 49,6 Prozent vor Trump mit 49,1 Prozent.
- Alle Informationen über die US-Wahl finden Sie hier in unserem Ticker.
Biden: "Amerika, ich fühle mich geehrt"
Biden meldete sich nach der Bekanntgabe der Entscheidung in Pennsylvania über Twitter zu Wort: "Amerika, ich fühle mich geehrt, dass Sie mich ausgewählt haben, um unser großartiges Land zu führen."
Die Arbeit werde hart sein, "aber ich verspreche Ihnen Folgendes: Ich werde Präsident für alle Amerikaner sein - ob Sie für mich gestimmt haben oder nicht."
Nach Informationen des US-Nachrichtensenders CNN will sich Biden gegen 8 PM ET Ortszeit (ca. 2 Uhr nachts in Deutschland) in Wilmington, Delaware, zu seinem Sieg äußern und vor seine Anhängerinnen und Anhänger treten.
Harris wird erste weibliche Vize-Präsidentin
Vize-Präsidentin unter Biden wird Kamala Harris. Die 55-jährige Senatorin aus Kalifornien wird die erste Frau in dieser Position sein.
Auch Harris reagierte mit einem Tweet auf das Ergebnis: "Bei dieser Wahl geht es um so viel mehr als Joe Biden oder mich. Es geht um die Seele Amerikas und unsere Bereitschaft, dafür zu kämpfen."
Trump will Bidens Sieg nicht anerkennen
Trump will den Sieg seines demokratischen Herausforderers nicht anerkennen. "Die einfache Tatsache ist, dass diese Wahl noch lange nicht vorbei ist", teilte Trump am Samstag mit.
Zuvor hat das Trump-Lager in mehreren Staaten gegen die Auszählung von Briefwahl-Stimmen geklagt - dazu gehören Michigan, Georgia, Nevada und Pennsylvania. Es wird noch dauern, bis Entscheidungen über diese Klagen gefällt werden. In Pennsylvania hatte ein Bunderichter einen Auszählungsstopp bereits abgelehnt. Rechtsexperten räumen den Klagen generell nicht allzu viele Chancen ein.
Biden-Anhänger feiern Sieg
Vor dem Weißen Haus in Washington versammelten sich Anhängerinnen und Anhänger von Biden und feierten seinen Sieg. Auf Live-Bildern bei CNN war zu sehen, wie sie ausgelassen tanzten und sangen. Auch in New York auf dem Times Square oder auf Pennsylvanias Straßen sind Wählerinnen und Wähler zusammengekommen, um sich über die Entscheidung zu freuen. Die Mehrheit der Leute trug Masken.
Ältester Präsident der US-Geschichte
Joe Biden wird der älteste Präsident in der Geschichte der USA sein. Zu seiner Amtseinführung wird der Demokrat 78 Jahre alt sein. "Gott sei Dank ist meine Gesundheit gut. Aber ich bin mir darüber im Klaren, dass jedem jederzeit - unabhängig vom Alter - etwas passieren kann. Aber ich verspreche Ihnen, ich würde nicht kandidieren, wenn ich nicht fit wäre", sagte Biden in einem Interview im September.
Vize-Präsident unter Obama
Von 2009 bis 2017 war Biden Vize-Präsident unter Barack Obama. Zuvor war der in Scranton, Pennsylvania, geborene Politiker von 1973 bis 2009 Senator für den Bundesstaat Delaware im Kongress. Biden gilt als Brückenbauer, der in der Vergangenheit in vielen Fällen mit Republikanern im Kongress zusammen gearbeitet hat.
Geprägt wurde Biden durch seine Lebensgeschichte. Mit 29 Jahren wurde er Senator. Fast zeitgleich passierte eine private Tragödie: Seine erste Frau und seine einjährige Tochter starben bei einem Autounfall, seine beiden kleinen Söhne wurden schwer verletzt. Nur um ihnen jeden Abend "Gute Nacht" zu sagen, pendelte Joe Biden täglich von seiner Heimatstadt Wilmington in Delaware nach Washington. Jeden Tag 120 Meilen, vier Stunden lang - und das über viele Jahre. Noch während seiner Zeit als Vize-Präsident musste Biden den Tod seines Sohnes Beau betrauern, der im Alter von 46 Jahren an einem Hirntumor starb.
Biden-Familie stand im Wahlkampf im Fokus
In die Schlagzeilen geriet seine Familie auch während des Wahlkampfs. Dabei ging es um seinen Sohn Hunter. Dieser arbeitete im Aufsichtsrat von Bursima, dem größten Gas-Unternehmen in der Ukraine. Trump und seine Gefolgsleute warfen Joe und Hunter Biden in diesem Zusammenhang immer wieder Korruption vor. Beweise für diese Anschuldigung gibt es keine. Auch eine Untersuchung des republikanisch dominierten US-Senats konnte kein Fehlverhalten von Hunter Biden feststellen.
"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!