Ein Mann befüllt einen Luftballon mit Lachgas.
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Die Firma Ufogas verkauft auf der Straße Luftballons mit Lachgas.

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Diskussion um Partydroge Lachgas: Lauterbach plant Regulierung

Jeder kann Lachgas kaufen, unabhängig vom Alter. Doch zunehmend wird vor Missbrauch als Droge gewarnt. Nun kündigt Bundesgesundheitsminister Lauterbach strengere Regeln an. Wie groß ist das Problem bundesweit und in Bayern?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Der Verkauf von Lachgas, besonders an junge Menschen, soll eingedämmt werden. Das kündigt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an. Hintergrund sind Warnungen von Eltern und Fachleuten im Bereich Medizin. "Wir werden schnell mit einer Regelung kommen", versicherte Lauterbach nun im ARD-"Morgenmagazin". Als eine Möglichkeit nannte er den Vorschlag aus Niedersachsen, Lachgas in die Liste von psychoaktiven Stoffen aufzunehmen, mit dann sehr strengen Regeln für den Verkauf. Für die Zeit bis zu einer Regelung empfahl Lauterbach Eltern, ihre Kinder aufzuklären.

Ein Komplettverbot von Lachgas scheide aus. Diese Substanz werde nicht nur als Narkosemittel in der Medizin verwendet, sondern auch in großem Stil industriell eingesetzt. Das Gas sei etwa in Spraydosen enthalten. In anderen Ländern wie Großbritannien, den Niederlanden und Dänemark gibt es bereits strengere Vorgaben.

Mediziner warnen vor Lachgas: "Am Kiosk neben jeder Schule"

Lachgas oder Distickstoffmonoxid (N2O) wird etwa aus Kartuschen für Sprühsahne oder gefüllten Luftballons inhaliert. Fachleuten zufolge kann der Konsum zu Schwindelanfällen, Bewusstlosigkeit und Lähmungserscheinungen führen. Bei exzessivem Missbrauch drohten Schäden am zentralen Nervensystem. Gewarnt hatte etwa die Deutsche Gesellschaft für Neurologie.

Der Kölner Mediziner Volker Limmroth fordert harte Einschränkungen. "Das Problem ist, dass es unterschätzt wird", sagte Limmroth, Chefarzt der Klinik für Neurologie in Köln-Merheim, im ARD-"Morgenmagazin". Es sei bislang legal, billig und verfügbar, "selbst am Kiosk neben jeder Schule", sagte er.

Eltern protestieren in Niedersachsen gegen Automaten

Im niedersächsischen Gifhorn protestieren besorgte Eltern seit Wochen gegen einen Automaten, in dem bunte Lachgasflaschen neben Süßigkeiten angeboten werden. Der Stadtelternrat forderte in einem Brief Lauterbach auf, die gesetzlichen Regelungen zu ändern. Auch in Regensburg soll es einen solchen Automaten geben, wie mehrere Medien berichten.

Auch aus der Politik hatte es Forderungen nach Regulierungen oder einem Verkaufsverbot für Minderjährige gegeben, etwa von der Unionsfraktion im Bundestag, der rot-grünen Landesregierung von Niedersachsen oder dem Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert.

Inwieweit ist Lachgas ein Problem in Deutschland und Bayern?

Insbesondere bei jungen Menschen scheint der Konsum von Lachgas gestiegen zu sein, wie neben den Warnungen von Eltern auch Social-Media-Beiträge zeigen. Konkrete Zahlen gibt es für Deutschland jedoch nicht. Einen lokalen Anstieg der Lachgas-Einnahme offenbarte eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt [externer Link]. Sie zeigte für 2021 eine Ausweitung des Lachgaskonsums bei Schülerinnen und Schülern in Frankfurt am Main. Nach mehreren Jahren Rückgang sei ein sprunghafter Anstieg der Konsumerfahrung von 7 auf 13 Prozent zu verzeichnen.

Ein Zwischenfall ereignete sich jedoch kürzlich in München: Ein junger Autofahrer geriet auf die Gegenspur und stieß mit einem geparkten Wagen zusammen. Während der Fahrt sollen der 19-jährige Fahrer und sein zwei Jahre jüngerer Beifahrer mehrfach Lachgas eingeatmet haben, teilte die Polizei mit. Im November stürzte zudem ein Jugendlicher in München-Pasing nach dem Konsum von Lachgas unter einen Regionalzug und wurde dabei schwer verletzt.

Mit Informationen von dpa, KNA und AFP

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