Ein Teenager tippt auf das TikTok-Logo auf einem Smartphone.
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Der populäre Videodienst TikTok ist von irischen Datenschützern mit einer Strafe von 345 Millionen Euro belegt worden.

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Datenschutzverstöße: 345 Millionen Euro Strafe für TikTok

Beim Umgang mit Nutzerdaten von Minderjährigen hat sich TikTok nicht an EU-Recht gehalten. Deshalb muss der Videodienst nun 345 Millionen Euro Strafe zahlen. Was wirft die Datenschutzkommission TikTok konkret vor?

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Abend am .

Eine Untersuchung habe gezeigt: TikTok verstößt beim Umgang mit Nutzerdaten Minderjähriger gegen europäisches Datenschutzrecht. Deshalb ist der populäre Videodienst von irischen Datenschützern mit einer Strafe von 345 Millionen Euro belegt worden, wie die irische Datenschutzkommission DPC mitteilte, die im Auftrag der EU handelt.

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Was TikTok vorgeworfen wird: problematische Voreinstellungen

Insbesondere seien die TikTok-Profile Minderjähriger und ihre dort hochgeladenen Videos der Voreinstellung nach erst einmal vollständig öffentlich gewesen, erklärten die Datenschützer. Nach Ansicht der irischen Behörde hat TikTok die Risiken für diese Kinder auf seiner Plattform nicht ausreichend berücksichtigt.

Probleme bereite zudem die Einstellung "Familienverbindung", mit denen das TikTok-Konto Minderjähriger mit dem eines Elternteils verknüpft werden kann. TikTok prüfe jedoch nicht, ob das verknüpfte Konto tatsächlich einem Angehörigen oder Vormund gehöre.

Ein Sprecher des Unternehmens erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP, TikTok sei mit der Strafe nicht einverstanden, insbesondere mit der Höhe der Geldbuße. TikTok prüfe das weitere Vorgehen. Das Unternehmen verwies zudem darauf, dass die fraglichen Funktionen und Einstellungen seit 2020 verändert worden seien. Seit Anfang dieses Jahres seien 17 Millionen Konten gelöscht worden, weil sie mutmaßlich Kindern unter 13 Jahren gehörten. Die irische Datenschutzkommission hatte die Untersuchung im September 2021 eingeleitet und dabei den Zeitraum von Sommer bis Ende 2020 betrachtet.

Es gab bereits mehrere Geldstrafen gegen TikTok

Zusätzlich zur Strafe wurde TikTok aufgefordert, die Datenverarbeitung binnen drei Monaten in Einklang mit der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zu bringen.

Im April hatte bereits die britische Datenschutzbehörde ICO eine Strafe gegen TikTok in Höhe von 12,7 Millionen Pfund (14,78 Millionen Euro) verhängt. Die Behörde warf TikTok vor, 2020 die Anmeldung von bis zu 1,4 Millionen Kindern unter 13 Jahren zugelassen und deren Daten ohne Erlaubnis der Eltern genutzt zu haben. In den Niederlanden musste TikTok 2021 wegen Datenschutzverstößen bei Minderjährigen 750.000 Euro zahlen, die USA verhängten 2019 nach ähnlichen Vorwürfen eine Strafe in Höhe von 5,7 Millionen Dollar.

Die Rekordstrafe nach der DSGVO von 1,2 Milliarden Euro war im Mai gegen den Facebook-Konzern Meta verhängt worden.

"Project Clover": Rechenzentren in Irland und Norwegen

Tiktok steht wie viele Online-Konzerne wegen Datenschutzbedenken in der EU zunehmend unter Druck. Hinzu kommt in diesem Fall noch, dass befürchtet wird, die chinesischen Behörden könnten Zugriff auf die Daten von Nutzern haben. In diesem Zusammenhang prüft die Datenschutzkommission noch, ob TikTok die EU-Datenschutzrichtlinie befolgt hat.

TikTok hat angekündigt, europäische Nutzerdaten künftig in der EU zu speichern und hat Anfang September ein erstes Datenzentrum in Dublin in Betrieb genommen. Ein weiteres Rechenzentrum in Irland und eines in Norwegen sind im Bau. Bis Ende 2024 sollen die europäischen Nutzerdaten dorthin übertragen und standardmäßig dort gespeichert werden.

TikTok will mit dem Plan unter dem Namen "Project Clover" Vertrauen in Europa gewinnen. Die Video-App hat einen schweren politischen Stand im Westen, da sie dem chinesischen Konzern Bytedance gehört. So untersagten die EU-Kommission und mehrere europäische Regierungen die Nutzung der App auf Dienst-Handys ihrer Mitarbeiter. Mit "Project Clover" will TikTok garantieren, dass der Zugriff auf persönliche Daten europäischer Nutzer strikt geregelt und transparent ist.

Mit Informationen von dpa, AFP und AP

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