Bildrechte: pa/dpa
Bildbeitrag

SUV-Geländewagen in einer Innenstadt

Bildbeitrag
>

CO2-Emissionen gestiegen - BMW mit vergleichsweise guter Bilanz

CO2-Emissionen gestiegen - BMW mit vergleichsweise guter Bilanz

Mehr SUV-Benziner mit hohem Spritverbrauch - weniger Diesel-Modelle. Den Autobauern hat es die Klimabilanz verhagelt. Laut einer heute veröffentlichten Studie sind die CO2-Emissionen in Deutschland erstmals wieder gestiegen. Von Margit Ehrlich

Wie das Center of Automotive Management (CAM), ein unabhängiges wissenschaftliches Institut für empirische Automobil- und Mobilitätsforschung, bekanntgab, stiegen die CO2-Emissionen neu zugelassener Pkw in Deutschland im vergangenen Jahr erstmals um 0,4 Prozent auf knapp 128 Gramm pro Kilometer. In den Jahren davor waren sie kontinuierlich gesunken. Das CAM sprach von einer "Trendwende" und warnte, dass so die CO2-Ziele bis 2021 nicht eingehalten werden können.

Mehr CO2 durch mehr und größere Benziner

Gründe für den Anstieg der Klimagase seien der starke Rückgang des Dieselanteils auf deutschen Straßen, die hohe Nachfrage nach SUVs und Geländewagen sowie die noch geringe Bedeutung von Elektroautos, erklärte das Institut in Bergisch Gladbach. So sank der Dieselanteil an neu zugelassenen Wagen im vergangenen Jahr um 13,2 Prozent, Benziner-Neuzulassungen legten hingegen um 13,8 Prozent zu. Diesel sind verbrauchsärmer und CO2-effizienter als Benziner. Problematisch ist hier eher der Stickoxid- und Feinstaub-Ausstoß. Zudem verbrauchen die großen und schweren SUV-Geländewagen mehr Benzin und stoßen entsprechend mehr Schadstoffe aus als kleinere Benziner.

Geländewagen im Trend

Der Marktanteil von SUVs und Geländewagen erreichte dem CAM zufolge 2017 mit 23,9 Prozent einen neuen Höchstwert - zehn Jahre zuvor waren es noch 7,3 Prozent. Alternative Antriebe legten zwar ebenfalls zu, allerdings ist ihr Marktanteil mit 3,4 Prozent derzeit noch sehr gering. Studienleiter Stefan Bratzel erklärte, die "alarmierende CO2-Bilanz" sei der Verunsicherung im Dieselbereich sowie den Erfolgen der Hersteller im "Trendsegment" der Geländewagen geschuldet.

BMW erreicht in Deutschland zweitbesten Wert

Im internationalen Herstellervergleich schneiden Toyota, Peugeot und Renault/Dacia mit CO2-Emissionen von 106 bis 117 g/km am besten ab. VW verschlechtert sich zwar im Vorjahresvergleich, kommt aber immerhin nur auf 125 g/km, dicht gefolgt von BMW mit 127 g/km. Audi und Mercedes kommen auf 131,1 bzw. 135,5 g/km. Während die Münchner die Bilanz zum Vorjahr aber kaum verbessern können, weist Audi "überraschend" eine Reduktion um 1,3 Prozent auf. Dies gelingt Audi trotz eines Rückgangs des Dieselanteils an den Neuzulassungen von 66 auf nur noch 55 Prozent, da gleichzeitig deutlich mehr Fahrzeuge des Kompakt-SUVs Q2 verkauft werden konnten. Porsche senkte die CO2-Emissionen um 4,8 Prozent auf 185g/km.

EU-Grenzwerte bei CO2 nur noch schwer erreichbar

Das Institut warnte, dass es auf diese Weise schwer werde, die von der EU gesteckten CO2-Grenzwerte bis 2021 zu erreichen. Dann drohten Strafzahlungen im Milliardenbereich. In der EU gilt ab 2020 eine Abgas-Höchstgrenze von 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer für den Durchschnitt aller Neuwagen, die schrittweise eingeführt wird. Unter anderem müssten E-Fahrzeuge durch weitere Anreizsysteme politisch flankiert werden, so Bratzel weiter. Darüber hinaus könnte auch der relativ saubere Diesel (Euro 6d) zum Erreichen der Klimaziele beitragen. Allerdings verhindert die aufgeladene Stimmung in der Öffentlichkeit im Zuge des Abgasskandals und die Verunsicherung der Käufer derzeit noch eine rationale Diskussion von Antriebskonzepten.