Ein Mann scannt mit seinem Handy in der Innenstadt vor einer Corona Schnelltest-Station einen QR-Code für einen Corona-Schnelltest.
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Ein Mann scannt mit seinem Handy in der Tübinger Innenstadt vor einer Corona Schnelltest-Station einen QR-Code für einen Corona-Schnelltest.

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Bundesweite Corona-Regeln: Aus für Tübinger Modellprojekt

Bundesweite Corona-Regeln: Aus für Tübinger Modellprojekt

Im Landkreis Tübingen liegt die 7-Tage-Inzidenz bei 181,5. Nach dem Beschluss der Bundes-Notbremse bedeutet das für die Stadt nach sechs Wochen das Ende ihres deutschlandweit beachteten Modellprojekts.

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Wegen der neuen bundesweiten Corona-Regeln wird das Modellprojekt im baden-württembergischen Tübingen beendet. "Ab Montag ist also auch bei uns alles dicht - Theater, Handel, Schulen und Kitas", schrieb Oberbürgermeister Boris Palmer am Donnerstag auf Facebook. Da der Inzidenzwert im Landkreis Tübingen bei 180 liege, gebe es keine andere Möglichkeit.

Inzidenz-Grenzwert ist bundesweit verbindlich

Nach sechs Wochen, in denen die schwäbische Stadt mit Tests von Bürgern Öffnungen von Geschäften und kulturellen Einrichtungen in der Corona-Pandemie ermöglichte, muss sich die Kommune nun an die neuen Grenzwerte halten. Die meisten Maßnahmen sollen ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 Neuinfektionen pro Woche auf 100.000 Einwohner gelten, Schulen müssen ab einer Inzidenz von 165 schließen.

Palmer hatte die Lockerungen damit gerechtfertigt, dass die Inzidenz in der Stadt Tübingen trotz der Öffnung konstant unter 100 liege. Deshalb hatte das Land Baden-Württemberg erst in der vergangenen Woche den Modellversuch des "Freitestens", der auch von der Universität Tübingen wissenschaftlich begleitet wurde, bereits das zweite Mal verlängert. Der Tübinger Infektiologe Peter Kremsner hatte das Projekt als Direktor des Instituts für Tropenmedizin an der Uniklinik Tübingen wissenschaftlich begleitet.

Menschen in Tübingen können sich seit dem 16. März an mehreren Stationen kostenlos testen lassen - mit den Bescheinigungen der negativen Ergebnisse, den Tagestickets, können sie dann in Läden, zum Friseur oder auch in Theater und Museen gehen. Wegen großen Andrangs von außerhalb sind die Tests inzwischen auf Menschen aus dem Kreis Tübingen beschränkt.

Gemischte Reaktionen auf Modellversuch

Das Tübinger Modell hatte bundesweit Aufsehen erregt, stand aber auch in der Kritik, weil die Inzidenzwerte aus dem Landkreis und der Stadt schon wegen der Tagespendler nicht zu trennen seien. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte einen Stopp solcher Versuche wie in Tübingen gefordert. "Sie geben das falsche Signal", schrieb Lauterbach auf Twitter. Das Tübinger Projekt zeige, dass unsystematisches Testen mit Öffnungsstrategien die schwere dritte Corona-Welle nicht aufhalten werde. "'Testen statt Lockdown' ist Wunschdenken, genau wie 'Abnehmen durch Essen'."

Noch vor wenigen Tagen warb Palmer bei Beratungen des Städtetags mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aber für das Projekt. Auch Prominente aus der Kultur wie Schauspieler Jan Josef Liefers hatten sich für eine Weiterführung ausgesprochen, doch es nutzte nichts: "Unser Modell hält die Zahlen unten - wären wir ein Stadtkreis wie das wesentlich kleinere Baden-Baden würde unsere Inzidenz unter 100 zählen und alles bliebe offen", schrieb Palmer nun auf Facebook. "Der Anstieg findet nur außerhalb Tübingens statt und hat jetzt den Wert von 240 erreicht, während wir bei 91 stehen", schrieb Palmer. Der zuletzt für die Stadt gemeldete Wert lag laut dem Sozialministerium am Mittwoch bei 91,8. Der Wert für den Landkreis wurde mit 181,5 angegeben.

In der Vergangenheit gab es auch Überlegungen, in Bayern Modellstädte auszuweisen.

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