Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit, und Lars Schaade (r.), Vizipräsident des RKI.
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Gesundheitsminister Spahn (l., CDU) geht davon aus, dass die Priorisierung beim Impfen gegen das Coronavirus im Juni aufgehoben werden kann.

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Spahn dämpft Erwartungen an Aufhebung der Impf-Priorisierung

Bundesgesundheitsminister Spahn (CDU) hat auf der Bundespressekonferenz seine Ankündigung, im Juni die Impf-Priorisierung für alle aufheben zu wollen, präzisiert. Ein Impfangebot für jeden wird es deswegen aber nicht sofort geben.

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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat auf der Bundespressekonferenz wiederholt, im Juni die Impf-Priorisierung für alle aufheben zu wollen. Zum Inkrafttreten neuer bundesweit verbindlicher Regeln für schärfere Corona-Maßnahmen rief er die Bevölkerung zu weiteren Einschränkungen von Kontakten auf.

Spahn: Impf-Priorisierung soll im Juni aufgehoben werden

Nach Angaben von Spahn sind bislang rund 18,5 Millionen Deutsche mindestens einmal geimpft. Das entspreche einer Quote von etwa 22 Prozent, sagt der Minister in Berlin. Sieben Prozent hätten einen vollen Schutz aus Erst- und Zweitimpfung. Spahn bekräftigte, im Verlauf des Monats Juni könne die Priorisierung aufgehoben werden – eine 100-Prozent-Garantie dafür könne er aber nicht geben, Basis hierfür seien die Lieferprognosen der Impfstoff-Hersteller. Weiter heiße das nicht, dass im Juni allen ein Impfangebot gemacht werden könne. Dies werde mindestens den ganzen Sommer dauern.

Ab Juni würden auch die Betriebsärzte in die Impfkampagne einbezogen, sagte Spahn. Der Gesundheitsminister äußerte sich zuversichtlich, dass Anfang Mai jeder Vierte und im Verlauf des Monats jeder Dritte in Deutschland eine Impfung erhalten hat. Im Mai könnten überall die Menschen geimpft werden, die in der Prioritätsgruppe 3 sind, sagte Spahn. Das sind vornehmlich Menschen zwischen 60 und 70 Jahren und mit diversen Vorerkrankungen sowie Angehörige bestimmter Berufsgruppen.

Bundesregierung arbeitet weiter am Thema Freiheiten für Geimpfte

Spahn rief zum Inkrafttreten der Bundes-Notbremse zu weiterer Vorsicht bei Kontakten auf. "Das ist hart, das fällt schwer, jedem von uns. Aber das ist für eine Übergangszeit notwendig", sagte der CDU-Politiker am Freitag in Berlin. Es gehe darum, die dritte Corona-Welle zu brechen und dann gestützt auf mehr Tests auch mehr Bereiche öffnen zu können.

Die Bundesregierung arbeitet laut Spahn weiter daran, die Einreiseverordnung für Geimpfte zu ändern. Ziel sei es, die Testauflagen für Personen mit Impfschutz zu reduzieren, sagte der CDU-Politiker. Dies hatte er bereits Anfang April angekündigt.

  • Zum Artikel: Sollten Corona-Geimpfte Vorteile im Alltag haben?

Cichutek von "Johnson & Johnson"-Impfstoff überzeugt

Der Leiter des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek warb nochmals für die Wirksamkeit des Impfstoffes des US-Herstellers Johnson & Johnson. Am 20. April hatte die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) mitgeteilt, der Wirkstoff könne in sehr seltenen Fällen Blutgerinnsel auslösen. Gleichwohl überwögen die Vorteile des Vakzins dessen Risiken – das sieht auch Cichutek so. Laut ihm gab es in den USA acht Meldungen über Thrombosen nach sieben Millionen Impfungen. Die Melderate von Schäden beim Mittel von Astrazeneca sei weiter "sehr gering" und noch geringer bei Johnson & Johnson.

Weiter hohe Corona-Zahlen in Deutschland

Der Vize-Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lars Schaade, rief dazu auf, die Einschränkungen weiterhin zu beachten. "Diese Wochen sind für uns alle schwer, umso wichtiger ist es, dass wir als Gesellschaft alle zusammenstehen", sagte Schaade. Derzeit steige die Zahl der Neuinfektionen vor allem in der Altersgruppe der 30- bis 59-Jährigen. Diese Gruppe sei genau wie Jugendliche zum Großteil noch nicht geimpft. Aber auch für Jüngere und Gesunde "ist dieses Virus nicht harmlos", sagt Schaade. "Schwere Verläufe können auch bei Jüngeren auftreten." Und jüngste Studien zeigten, dass zehn Prozent der Infizierten Long-Covid-Symptome aufwiesen.

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert-Koch-Institut 27.543 Corona-Neuinfektionen und 265 weitere Todesfälle innerhalb von 24 Stunden gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 164. Im Freistaat Bayern wurden 4,504 neue Infektionen registriert, 51 weitere Menschen starben. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt leicht auf 180,5. "Derzeit scheinen die Fallzahlen nicht mehr so rasant anzusteigen, das ist erstmal eine gute Nachricht", sagte der RKI-Vizepräsident Schaade. Da die Mobilität seit den Osterferien aber weiter ansteige, wachse auch die Gefahr steigender Fallzahlen.

Immer mehr Patienten müssten an eine künstliche Lunge angeschlossen werden, sagt RKI-Vizepräsident Schaade.
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Immer mehr Patienten müssten an eine künstliche Lunge angeschlossen werden, sagt RKI-Vizepräsident Schaade.

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