Palästinensische Kinder stehen bei den Überresten eines Hauses nach einem israelischen Luftangriff in Rafah.
Bildrechte: REUTERS/Ibraheem Abu Mustafa

Palästinensische Kinder stehen bei den Überresten eines Hauses nach einem israelischen Luftangriff in Rafah.

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Besorgnis über Ausweitung von Israels Offensive im Gazastreifen

Im südlichen Teil des Gazastreifens ist es am Samstag erneut zu Kampfhandlungen gekommen. Besorgt über die angekündigte Ausweitung von Israels Offensive zeigten sich der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Die israelische Armee weitet ihren Einsatz zunehmend auf den südlichsten Teil des Gazastreifens aus. Am Samstag kam es dort zu Kampfhandlungen.

Mindestens 17 Menschen, darunter Frauen und Kinder, seien bei zwei Luftangriffen in Rafah, der südlichsten Stadt des Gazastreifens, getötet worden, teilten palästinensische Behörden mit. Der palästinensische Rote Halbmond berichtete ferner, das israelische Militär habe Rauchbomben auf durch die Gefechte vertriebene Menschen abgefeuert, die am Hauptquartier der Hilfsorganisation in Chan Junis Unterschlupf gefunden hatten. Elf Menschen seien dabei verletzt worden.

Das israelische Militär äußerte sich nicht dazu, ob es entsprechende Angriffe ausgeführt habe.

Israel kündigte Vormarsch im Südteil des Gazastreifens an

Israel hatte am Donnerstag angekündigt, es wolle seine Militäroffensive gegen die Hamas bis zum südlichen Ende des Gazastreifens am Grenzübergang Rafah vorantreiben. Verteidigungsminister Joaw Gallant kündigte an, dass die Erfolge der Armee im Kampf gegen die islamistische Palästinenser-Miliz in der südlichen Stadt Chan Junis bedeuteten, dass die Truppen auch nach Rafah an der ägyptischen Grenze vorrücken könnten.

Über eine Million flüchteten in den Süden des Gazastreifens

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell äußerte sich am Samstag besorgt. Borrell warnte, eine Ausweitung des Konflikts in der Region sei wahrscheinlich, wenn keine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas vereinbart werde.

Mehr als eine Million Menschen sind inzwischen vor den Kämpfen des israelischen Militärs mit der islamistischen Hamas vom Norden des Gazastreifens in das südliche Gebiet geflüchtet. Mit Blick auf die Menschen, die sich an die ägyptische Grenze zurückgezogen haben, sagte Borrell, diese seien davon ausgegangen, dass es sich um eine sichere Zone handele, "aber in Wirklichkeit sehen wir, dass die Bombardierung der Zivilbevölkerung weitergeht und eine sehr schlimme Situation schafft".

Erstürmung von Rafah – Gefahr für Geiseln?

Eine derartige Offensive könnte dazu führen, dass die Geflüchteten weiter nach Ägypten verdrängt werden, was die israelische Friedensvereinbarung mit dem Land untergraben und die USA verärgern würde. Eine Erstürmung Rafahs könnte auch die schleppenden Gespräche mit der Hamas und die komplizierten Bemühungen um eine Freilassung der von ihr festgehaltenen israelischen Geiseln torpedieren. Die Aussicht auf Bodengefechte in Rafah hat die Sorge darüber befeuert, wo die palästinensische Zivilbevölkerung in dem Fall Schutz finden könnte. Die Vereinten Nationen haben erklärt, die Stadt werde zu einem "Druckkessel der Verzweiflung".

Karte: Die militärische Lage im Gazastreifen

Baerbock: Israelische Offensive in Rafah wäre nicht zu rechtfertigen

Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) kritisierte die Ankündigung Israels, seine Militäroffensive im Gazastreifen auf Rafah auszuweiten. Sie habe dies "mit Schrecken gehört", sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Jetzt in Rafah, an dem letzten und überfülltesten Ort, vorzugehen, wie vom israelischen Verteidigungsminister angekündigt, wäre einfach nicht zu rechtfertigen." Die Menschen im Gazastreifen könnten sich nicht in Luft auflösen.

Baerbock forderte internationale Sicherheitsgarantien für die Umsetzung einer Zweistaatenlösung in Nahost. Eine nachhaltige Sicherheit für Israel könne nur entstehen, wenn auch die Palästinenser in einem eigenen Staat in Sicherheit und Würde leben könnten. "Dazu müssen Israel und Palästinenser zugleich anerkennen, dass die Sicherheit des anderen die Lebensgarantie für einen selbst ist. Das kann aus meiner Sicht nur in der Zweistaatenlösung funktionieren."

Gaza meldet mehr als 27.000 Todesopfer

Bei den israelischen Angriffen auf Ziele im Gazastreifen sind nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde bislang mindestens 27.238 Menschen getötet worden. Fast 66.500 Palästinenserinnen und Palästinenser seien seit Anfang Oktober verletzt worden. Allein in den vergangenen 24 Stunden seien mindestens 107 Menschen getötet und 165 verletzt worden. Die Zahl der Opfer könnte noch weitaus höher sein, da viele Menschen vermisst werden und unter den Trümmern zerstörter Gebäude begraben liegen dürften.

Auslöser des Gaza-Kriegs war ein Massaker, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zu Gaza verübt hatten. Auf israelischer Seite wurden dabei etwa 1.200 Menschen getötet.

Mit Informationen von AP, dpa und epd

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