UN-Fahrzeug in Gaza, aufgenommen am 29.01.24.
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UN-Fahrzeug in Gaza, aufgenommen am 29.01.24.

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Skandal um UN-Palästinenserhilfswerk offenbar größer als gedacht

Das Palästinenserhilfswerk UNRWA steht immer mehr in der Kritik. Laut einem Bericht haben zehn Prozent der Mitarbeiter Verbindungen zu Islamisten. Israels Botschafter in Deutschland sagt: Das Hilfswerk stecke "mit den Terroristen unter einer Decke".

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Der Skandal um eine mutmaßliche Beteiligung einiger Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerks am Massaker der islamistischen Hamas in Israel zieht immer größere Kreise. Etwa zehn Prozent aller rund 12.000 im Gazastreifen beschäftigten Mitarbeiter des Hilfswerks UNRWA hätten Verbindungen zur Hamas oder dem Islamistischen Dschihad, berichtete das "Wall Street Journal" am Montag unter Berufung auf ein israelisches Geheimdienstdossier. Die Mitarbeiter hätten sich an militärischen oder politischen Aktivitäten beteiligt.

Die Informationen in den Geheimdienstberichten basierten unter anderem auf Mobilfunkdaten, Verhören von gefangenen Hamas-Kämpfern und auf Dokumenten, die bei getöteten Kämpfern sichergestellt worden seien, heißt es in dem Medienbericht weiter.

Blinken: UNRWA spielt unverzichtbare Rolle

Die Vorwürfe gegen zwölf UNRWA Beschäftigte wegen mutmaßlicher Beteiligung am Hamas-Massaker hatten weltweit für Empörung gesorgt. Als Reaktion stellten zahlreiche Staaten ihre Zahlungen an das Hilfswerk vorübergehend ein, darunter Deutschland, die USA, Großbritannien und Frankreich.

UN-Generalsekretär António Guterres will nach Angaben der UN am heutigen Dienstag in New York mit Vertretern von Geberländern zusammenkommen. Er hatte am Sonntag darauf hingewiesen, dass die derzeitige Finanzierung des UNRWA nicht ausreiche, um die zwei Millionen Zivilisten im Gazastreifen im Februar zu unterstützen. Der UN-Generalsekretär sei "persönlich entsetzt" über die Vorwürfe, wonach zwölf UNRWA-Mitarbeiter in den Hamas-Angriff gegen Israel vom 7. Oktober verwickelt sein sollen, betonte sein Sprecher.

US-Außenminister Antony Blinken forderte erneut eine schnelle Aufklärung der Vorwürfe. Das UN-Hilfswerk spiele "eine absolut unverzichtbare Rolle dabei, sicherzustellen, dass Männer, Frauen und Kinder, die in Gaza so dringend Hilfe benötigen, diese auch tatsächlich erhalten", sagte Blinken.

Israels Botschafter: UNRWA steckt mit Terroristen unter einer Decke

Das UN-Hilfswerk feuerte die Mitarbeiter und will den Vorwürfen nachgehen. Die Vorwürfe aus Israel bleiben allerdings massiv: "Das Problem der UNRWA sind nicht nur 'ein paar faule Äpfel', die in das Massaker vom 7. Oktober verwickelt waren", zitierte das "Wall Street Journal" einen hohen israelischen Regierungsbeamten. "Die Institution als Ganzes ist ein Hort für die radikale Ideologie der Hamas."

"UNRWA steckt schon lange mit den Terroristen unter einer Decke", sagte Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, dem "Tagesspiegel". Schon die Attentäter des Münchner Olympia-Massakers von 1972 seien Absolventen von Schulen des UN-Hilfswerks gewesen.

Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober

Die radikalislamische Hamas hatte bei ihrem Großangriff am 7. Oktober auf Israel nach israelischen Angaben etwa 1.140 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor, erklärtes Ziel ist die Zerstörung der Hamas. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, wurden im Gazastreifen bislang mehr als 26.600 Menschen getötet.

Mit Informationen von dpa und AFP

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