Kritische Infrastruktur (Symbolbild)
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Behörde sieht Bedrohung im Cyber-Raum "so hoch wie nie"

Der Jahresbericht der wichtigsten deutschen Cyberschutz-Behörde zeichnet ein düsteres Bild: Generell sei die Bedrohung so hoch wie nie, zuletzt wurden über 20.000 Schwachstellen in Software-Produkten erfasst. Innenministerin Faeser will reagieren.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Kriminelle und staatliche Akteure gefährden die Sicherheit der Deutschen im Cyber-Raum so stark wie nie zuvor. Das geht aus dem aktuellen Lagebericht des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hervor. Darin heißt es, die Bedrohungslage sei "so hoch wie nie".

Neben den kriminellen Aktionen, hinter denen vor allem finanzielle Motive stecken, macht die Behörde Cyber-Angriffe im Kontext des russischen Angriffs auf die Ukraine als Ursache für die hohe Bedrohung aus. Beklagt wurde auch in vielen Fällen eine unzureichende Produktqualität von IT- und Software-Produkten.

Faeser will "eng verzahnte" Cyber-Abwehr

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, die seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine anhaltend erhöhte Cyber-Bedrohungslage erfordere eine strategische Neuaufstellung und deutliche Investitionen in Deutschlands Cyber-Sicherheit. Faeser kündigte an, die Sicherheitsbehörden zu stärken und eine "eng verzahnte föderale Cyber-Abwehr" zu schaffen. Jede Schwachstelle in Soft- oder Hardwareprodukten sei ein potenzielles Einfallstor für Angreifer und gefährde die Informationssicherheit in Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft.

Im Jahr 2021 wurden laut Faeser über 20.000 Schwachstellen in Software-Produkten entdeckt und erfasst. Das entspreche einem Zuwachs von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Attacke auf Windkraftanlagen und Satelliten

Bislang gab es in Deutschland in Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg eine Ansammlung kleinerer Vorfälle und Hacker-Kampagnen, wie das Bundesamt weiter mitteilte. Als Beispiele hierfür nennt der Bericht den Ausfall der Fernwartung in deutschen Windkraftanlagen nach dem Angriff auf ein Unternehmen der Satellitenkommunikation und einen Angriff auf deutsche Mineralölhändler mit russischem Mutterkonzern.

Eine übergreifende Angriffskampagne gegen deutsche Ziele sei im Berichtszeitraum nicht ersichtlich gewesen. Die Lage im Cyber-Raum von Nato-Partnern sei dagegen teilweise angespannt und in der Ukraine teilweise existenzbedrohend kritisch gewesen.

Ransomware aktuell größte Bedrohung

Laut dem Vizepräsident des BSI, Gerhard Schabhüser, sind Ransomware-Angriffe aktuell die größte Bedrohung im Cyber-Bereich. Darunter versteht man Cyber-Angriffe auf Unternehmen, Universitäten und Behörden – mit dem Ziel, Lösegeld zu erpressen. So ist es im Berichtszeitraum von Juni 2021 bis Mai 2022 zu mehreren Ransomware-Vorfällen gekommen, bei denen Kommunen in Deutschland angegriffen wurden.

Schabhüser betonte, in einer digitalisierten Welt hänge das Wohlergehen der Bevölkerung stärker denn je davon ab, "wie gut wir uns gegen IT-Sicherheitsvorfälle gerüstet haben".

BIS-Chef Schönbohm freigestellt – Nachfolge offen

Der BSI-Lagebericht sollte eigentlich schon vor rund zwei Wochen vorgestellt werden. Der Termin wurde aber kurzfristig abgesagt, weil der damalige BSI-Chef Jörg Schönbohm bei Bundesinnenministerin Faeser in Ungnade gefallen war.

Der Spitzenbeamte wurde kurz darauf von der Ministerin freigestellt. Eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger steht nicht fest. Schönbohm werden fortgesetzte Kontakte zum Cybersicherheitsrat Deutschland (CSRD e.V.) zur Last gelegt, den er mitgegründet hat und dem in Teilen problematische Kontakte zu Russland vorgeworfen werden.

Mit Informationen von dpa und AFP

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