Bei einem Großeinsatz des israelischen Militärs im besetzten Westjordanland sind nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums sieben Palästinenser getötet und 27 weitere Menschen verletzt worden.
Schwarzer Rauch über dem Flüchtlingslager Dschenin
Der israelische Militärsprecher Richard Hecht teilte am Montag mit, Ziel des kurz nach ein Uhr morgens begonnenen Militäreinsatzes sei es gewesen, Waffen zu beschlagnahmen und zu zerstören. Es sei ein Luftangriff auf ein Gebäude geflogen worden, das von Extremisten für die Vorbereitung von Anschlägen genutzt worden sei. Am Montagmorgen hielten sich weiter Soldaten im Flüchtlingslager Dschenin auf. Die Region um Dschenin und das dazugehörende Flüchtlingslager mit rund 17.000 Einwohnern gelten seit Jahren als Hochburg militanter Palästinenser.
Über den Straßen des Flüchtlingslagers stieg schwarzer Rauch auf. Die amtliche palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete, das Militär habe Straßen innerhalb des Lagers blockiert, Häuser und Gebäude eingenommen und auf Dächern Scharfschützen platziert. Das Militär habe in weiten Teilen des Gebiets die Stromversorgung gekappt. Bulldozer des Militärs hätten Schäden angerichtet.
Im Video: Israelische Militär startet großen Einsatz im Westjordanland
Das israelische Militär hat einen großen Einsatz im Westjordanland gestartet.
Drohnenangriffe und Bodentruppen – mehrere tote Palästinenser
Mehrere gezielte Luftangriffe in der Nacht haben laut der Armee unter anderem ein Waffenlager, einen Versammlungsort für Terroristen und ein auch als Beobachtungsposten genutztes Kommando- und Kommunikationszentrum getroffen. Auf Videos waren mehrere zerstörte Straßen zu sehen. Auch das "Freedom Theatre" im Zentrum der Stadt wurde getroffen, wie die Kultureinrichtung bestätigte.
Hecht sagte, rund 2.000 Soldaten seien an dem Einsatz beteiligt. Es habe Drohnenangriffe gegeben, um Bodentruppen Platz zu machen. Hecht sagte, Angriffe in dem Ausmaß habe es seit 2006 nicht mehr gegeben. Es seien vermutlich bis zu sieben Extremisten getötet worden.
Die Armee habe mit ihrem Angriff "überrascht", so Hecht. "Wir befinden uns immer noch im Lager. Wir beschlagnahmen weiter Waffen und Munition." Die Stadt Dschenin und das Flüchtlingslager seien aktuell "Kampfgebiet". Nach Angaben der israelischen Armee wurde ein Soldat bei dem Einsatz leicht verletzt und in ein Krankenhaus gebracht.
Palästinenser-Sprecher fordert internationale Gemeinschaft zum Handeln auf
Bei einem anderen Vorfall ebenfalls im Westjordanland wurde dem palästinensischen Gesundheitsministerium zufolge ein 21-jähriger Palästinenser durch israelisches Feuer in der Nähe der Stadt Ramallah getötet.
Der Sprecher des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas, Nabil Abu Rudeineh, verurteilte den israelischen Einsatz und sprach von einem "neuen Kriegsverbrechen". Er rief die internationale Gemeinschaft auf, "ihr beschämendes Schweigen zu brechen und ernsthafte Maßnahmen zu ergreifen".
Das Lager Dschenin und die angrenzende gleichnamige Stadt waren seit dem Frühjahr 2022 ein Brennpunkt der eskalierenden israelisch-palästinensischen Gewalt. Die Razzia am Montag erfolgte zwei Wochen nach einer weiteren gewaltsamen Konfrontation in Dschenin.
Westjordanland von Israel völkerrechtswidrig besetzt
Insgesamt sind bei israelischen Militäreinsätzen und in Folge von Anschlägen seit Jahresbeginn schon über 132 Palästinenser getötet worden. 24 Menschen starben im gleichen Zeitraum in Folge palästinensischer Terroranschläge. Dschenin liegt im Westjordanland, das Israel völkerrechtswidrig besetzt hält. Israel hingegen spricht von "umstrittenen Gebieten".
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Mit Informationen von dpa
Bei einem großangelegten israelischen Militäreinsatz in der Stadt Dschenin im Westjordanland sind mehrere Palästinenser getötet worden.
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