Heute endet das Luftwaffenmanöver Air Defender. Die Rückverlegung der Maschinen und der Soldaten beginnt.
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Heute endet das Luftwaffenmanöver Air Defender. Die Rückverlegung der Maschinen und der Soldaten beginnt.

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"Air Defender": Luftwaffen-Großmanöver geht zu Ende

Heute endet das Luftwaffen-Großmanöver "Air Defender" - und damit die größte Luftwaffenübung seit Ende des Kalten Krieges in Europa. Aus Bayern werden unter anderem US-amerikanische Maschinen zurückverlegt. Sie waren auf dem Lechfeld stationiert.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Neun Manövertage liegen hinter rund 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus 25 Staaten, die an Air Defender teilgenommen haben. Etwa 250 Flugzeuge kamen während der Übung zum Einsatz. Ziel war es, die Verteidigung des NATO-Bündnisgebiets zu üben. Eine offizielle Bilanz will die Luftwaffe am Vormittag ziehen. Vorab waren bereits positive Töne zu hören.

Pistorius und Stoltenberg sehen NATO gestärkt

Laut vorläufigen Angaben vom gestrigen Tag wurden rund 1.700 der geplanten 2.000 Flüge absolviert. Teils konnten Maschinen wegen technischen Problemen oder schlechten Wetters nicht starten.

Während der Übung hätte sich insbesondere die Kommunikation eingespielt, genau wie die Datenübertragung zwischen den beteiligten Luftstreitkräften, sagte ein Luftwaffensprecher dem BR. Anfangs habe es noch Probleme gegeben, allerdings sei es auch der Sinn einer Übung, genau solche zu lösen.

In Gesprächen mit Bundeswehrangehörigen war stolz zu vernehmen, dass die Übung in dieser Form durchgeführt werden konnte. Für die deutsche Luftwaffe war es eine Premiere.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sehen das westliche Bündnis deutlich gestärkt. Freiheit und Sicherheit müssten hart erarbeitet und im Zweifel auch verteidigt werden, "weil die Bedrohung unserer Sicherheit wieder real ist", sagte Pistorius am Dienstag bei einem Besuch auf dem Militärflugplatz Jagel in Schleswig-Holstein, einem der Drehkreuze des Manövers.

Beschwerden über Fluglärm blieben aus

Beschwerden über Fluglärm blieben laut Luftwaffe aus. Vielmehr habe man eine "positive Grundstimmung in der Gesellschaft" wahrgenommen, sagte der Sprecher. Das Interesse an der Übung sei groß gewesen. Viele Menschen hätten sich mit Fragen gemeldet, etwa nach einem Überschallknall in Norddeutschland.

Auf den zivilen Flugverkehr hatte die Übung laut Angaben der Deutschen Flugsicherung keine größeren Auswirkungen.

Vom Lechfeld zurück nach Amerika

Heute nun beginnt die Rückverlegung der Maschinen an ihre Heimatstandorte im Ausland. Vom Fliegerhorst Lechfeld bei Augsburg aus starten deshalb etwa US-amerikanische Kampfflugzeuge sowie große Transportmaschinen. Amerikaner wie auch Griechen hatten den Flugplatz während der Übung genutzt. Insgesamt startete von dort während der Übung bis zu ein Dutzend Kampfflugzeuge. Darüber hinaus hoben Hubschrauber vom Lechfeld ab.

Fortan dürfte es um den Fliegerhorst wieder ruhiger werden, da dort kein deutsches Geschwader mehr dauerhaft stationiert ist und er nur zeitweise genutzt wird.

Spanische Eurofighter, die aus Neuburg an der Donau starteten, sind bereits zurück in der Heimat. Sie waren nur während der ersten Manöverwoche an "Air Defender" beteiligt. Für das Neuburger Eurofighter-Geschwader selbst beginnt nach der Übung wieder der reguläre Dienstalltag.

Reservisten im Einsatz

Für die Bewachung des Lechfeldes kamen während der Übung Heimatschutzkräfte der Bundeswehr zum Einsatz. Dabei handelt es sich um Reservisten. Also Menschen, die parallel zu ihrem Zivilberuf, Dienst im Rahmen von Übungen leisten. Beteiligt waren rund 40 Männer aus der Region.

Die Bewachung militärischer Liegenschaften zählt dabei zu ihrem militärischen Kernauftrag. "Diese Bewährungsprobe haben wir bestanden, das Zusammenspiel mit der aktiven Truppe hat funktioniert", sagte Fabian Forster im Gespräch mit dem BR. "Air Defender" sei der erste wirkliche Einsatz dieser Art für die beteiligten Heimatschutzkräfte gewesen. Forster ist als Hauptmann der Reserve Zugführer in der Heimatschutzkompanie Schwaben und zugleich Landesvorsitzender des Reservistenverbands.

Aus seiner Perspektive hat die Übung auch gezeigt, wie wichtig der Schutz der Flugzeuge am Boden ist. Die Reserve, so Forster, müsse im Kontext der Rückbesinnung auf die Fähigkeit zur Landes- und Bündnisverteidigung mitgedacht werden. Sie sei insbesondere für derartige Aufgaben bedeutsam. Die jüngsten Pläne zur Erhöhung der Stellen für beorderte Reservisten begrüßte er in diesem Zusammenhang.

Kritische Beobachter attestieren der Reserve der Bundeswehr immer wieder, durch die Reformen der letzten Jahrzehnte zu stark geschwächt zu sein.

Keine Zwischenfälle

Rund um das Lechfeld gab es nach Angaben eines örtlich zuständigen Sprechers der Luftwaffe bis zum gestrigen Nachmittag keine nennenswerten Zwischenfälle. Teils drangen allerdings einzelne Flugzeugbegeisterte in gekennzeichnete aber nicht abgesperrte militärische Sicherheitsbereiche ein. Es handelte sich demnach um sogenannte "Planespotter", die Maschinen fotografieren. Sie wurden von dort verwiesen.

CO2-Bilanz

Zum exakten CO2-Fußabdruck des Manövers liegen derzeit keine Informationen vor. Eine eigenständige Berechnung der zu erwartenden Emissionen sei nicht möglich, teilte das Umweltbundesamt vor Beginn von "Air Defender" auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks mit. Berechnungen könnten nur näherungsweise erfolgen.

Demnach könnten während "Air Defender" pro Übungstag etwa vier Prozent der Emissionen angefallen sein, die täglich bei allen zivilen Inlandsflügen sowie den von Deutschland aus ins Ausland startenden Maschinen ausgestoßen werden. Der tägliche Durchschnittswert aus dem vergangenen Jahr liegt hier bei circa 75.000 Tonnen CO2-Äquivalenten. Während "Air Defender" könnten ca. 3.000 Tonnen CO2-Äquivalente pro Tag ausgestoßen worden sein.

Vergleicht man diesen Wert mit dem täglichen CO2-Ausstoß durch Inlandsflüge in Deutschland so ergibt sich, dass an einem Manövertag womöglich in etwa so viel Emissionen ausgestoßen wurden, wie im Jahr 2022 pro Tag durch Inlandsflüge angefallen sind.

Das Umweltbundesamt bezog sich bei dieser Berechnung auf Angaben des Verteidigungsministeriums. Dieses hatte im Mai auf eine parlamentarische Anfrage aus der AfD-Bundestagsfraktion geantwortet und die gesamten Emissionen des Manövers auf rund 35.000 Tonnen CO2-Äquivalente geschätzt.

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