Eppisburg im Landkreis Dillingen
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Zwölf Stämme: Europaweite Suche nach verschwundenem Mädchen aus Eppisburg

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Zwölf Stämme: Polizei sucht europaweit nach elfjährigem Mädchen

Die Polizei fahndet europaweit nach dem verschwundenen elf Jahre alten Mädchen aus Eppisburg. Eine europaweite Fahndung sei zwar die Regel bei Vermisstensuchen, so ein Polizeisprecher. In diesem Fall sei sie aber besonders wichtig.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Die Polizei vermutet, dass die vermisste Elfjährige aus Eppisburg bei ihren leiblichen Eltern ist, die der Glaubensgemeinschaft Zwölf Stämme angehören. Diese Glaubensgemeinschaft hat nicht nur in Tschechien, sondern etwa auch in Frankreich, Spanien und Großbritannien Niederlassungen. Deshalb sei es wichtig, europaweit nach der Elfjährigen zu suchen.

Ermittlungen wegen Kindesentziehung

Die Polizei sucht nicht nur nach dem Mädchen, sie ermittelt gleichzeitig gegen die Eltern wegen Kindesentziehung, dabei handle es sich um eine Straftat, so ein Polizeisprecher. Sobald man das Mädchen finde, werde die Elfjährige in Gewahrsam genommen. Dann sei nicht mehr die Polizei, sondern Behörden wie das Jugendamt für das Kind verantwortlich.

Wenn das Mädchen freiwillig mit seinen Eltern mitgegangen ist und auch weiter dort leben möchte, kann es auch sein, dass das genehmigt wird. Im Fall ihres Bruders war das vor fünf Jahren so: Der damals Zwölfjährige war aus dem Heim, wo er untergebracht war, weggelaufen und bei den Eltern wieder aufgetaucht. Dort ist er letztendlich geblieben.

Kindesmisshandlung bei Zwölf Stämmen

Die Sekte kam in der Vergangenheit immer wieder in die Schlagzeilen, weil sie das Prügeln von Kindern als angemessene Erziehungsmethode betrachtet. Vor acht Jahren hatten die Behörden wegen der Prügelvorwürfe 40 Jungen und Mädchen aus der Gemeinschaft im nordschwäbischen Klosterzimmern und im mittelfränkischen Wörnitz geholt und bei Pflegefamilien und in Heimen untergebracht.

Darunter war auch die heute Elfjährige, die jetzt vermisst wird. Die Gemeinschaft aus Klosterzimmern verließ 2017 Deutschland und richtete sich im tschechischen Ort Skalná, sowie einer Niederlassung südlich von Prag, ein. Dort wird die körperliche Bestrafung von Kindern nicht generell unter Strafe gestellt, außerdem ist privater Schulunterricht erlaubt.

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