Ein leerer Gang - gut gesichert - in der Forensisch-Psychiatrischen Klinik in Straubing
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Ein leerer Gang - gut gesichert - in der Forensisch-Psychiatrischen Klinik in Straubing

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Zwei Insassen des BKH Straubing weiter auf der Flucht

Zwei suchtkranke Straftäter sind von ihren Freigängen im Dezember nicht mehr in das Bezirkskrankenhaus (BKH) Straubing zurückgekehrt. Das bestätigten BKH und Polizei auf BR-Nachfrage. Die Männer gelten als nicht gefährlich.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Seit dem zweiten Adventswochenende sind zwei psychisch kranke Straftäter aus dem Bezirkskrankenhaus Straubing auf der Flucht. Das bestätigten der Ärztliche Direktor, Joachim Nitschke, und die Polizei dem BR auf Nachfrage. Die suchtkranken Männer entkamen während eines Freigangs, heißt es. Eine öffentliche Fahndung nach ihnen gibt es jedoch nicht.

Behörden sehen keine Grundlage für Öffentlichkeitsfahndung

Warum der Vorfall erst später bestätigt wurde, begründete eine Sprecherin der Polizei damit, dass zwar gefahndet werde, aber - so wörtlich - nicht öffentlich. Eine Öffentlichkeitsfahndung sei geprüft worden. Weil die beiden Männer aber vom BKH weder als selbst-, noch als fremdgefährdend eingestuft wurden, wurde eine Fahndung nach ihnen mit Bild und Namen unterlassen. Die Polizei verweist auf rechtliche Vorgaben bei Öffentlichkeitsfahndungen.

Auch der Ärztliche Direktor des BKH Straubing bestätigte dem BR, dass die beiden Patienten nicht "fremdgefährlich einzustufen" sind, weswegen "zu keiner Zeit eine Gefahr für die Allgemeinheit" bestanden habe.

Suche läuft international

Ersten Hinweisen zufolge sollen sich die beiden BKH-Patienten derzeit nicht mehr in Straubing aufhalten, da sie hierzu keinen Bezug hätten, heißt es. Entwichen waren sie am 8. beziehungsweise 9. Dezember. Die Fahndung nach den beiden läuft seitdem international, so die Polizei.

Öffentlich wurden die Fälle, weil das "Straubinger Tagblatt" am Freitag darüber berichtet hatte. In dem Bericht äußert sich Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr (CSU) kritisch und beklagt mangelnde Transparenz.

Freigänge waren ursprünglich nicht eingeplant

Lockerungen, wie Freigänge, hatte es im Straubinger BKH bis vor wenigen Jahren gar nicht gegeben. Nur mit diesem Versprechen - eine geschlossene Einrichtung ohne Lockerungen zu bauen - wurde die Forensik für besonders gefährliche psychisch kranke Straftäter in Straubing/Lerchenhaid in den 1980er-Jahren überhaupt genehmigt. Wurde ein Patient lockerungsfähig, wurde er vor 2019 in eine andere Einrichtung verlegt. Anwälte erstritten vor fast fünf Jahren den ersten Freigang eines Straubinger Patienten.

💡 Das Bezirkskrankenhaus Straubing

Das Bezirkskrankenhaus Straubing ist laut eigener Aussage "eine moderne Maßregelvollzugseinrichtung, die den gesetzlichen Auftrag hat, die Allgemeinheit vor psychisch kranken und suchtkranken Tätern, von denen die Gefahr erneuter Straftaten ausgeht, zu schützen".

Im Jahr 1990 wurde die Einrichtung nahe dem Tierpark und der B8 bei Straubing eröffnet. Sie steht unter der Trägerschaft des Bezirks Niederbayern.

Zu den prominenten ehemaligen Insassen zählt Gustl Mollath. Er war von 2007 bis 2009 in der Einrichtung untergebracht.

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