Das Gartenamt Würzburg hat bei Bauarbeiten an der Mainkaipromenade Teile eines barocken Hafenareals entdeckt.
Bildrechte: Gartenamt / Alexander Liebler

Das Gartenamt Würzburg hat bei Bauarbeiten an der Mainkaipromenade Teile eines barocken Hafenareals entdeckt.

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Würzburger Gartenamt entdeckt Teile eines barocken Hafenareals

Das Gartenamt Würzburg hat bei Bauarbeiten an der Mainkaipromenade Teile eines barocken Hafenareals entdeckt. Es handelt sich dabei um die sehr gut erhaltenen Reste einer Bootsrampe. Vermutlich stammt sie aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Von hohen Natursteinmauern umgeben, etwas verborgen liegt das Maingärtchen am Oberen Mainkai. Lediglich ein kleiner Pavillon ist von außen sichtbar. Ein Ort, an dem über mehr als 100 Jahre etwas unentdeckt blieb: Eine alte Bootsrampe – vermutlich aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Wie die Stadt Würzburg mitteilte, ist sie bei der Neugestaltung des Maingärtchens vom Gartenamt gefunden worden.

Offenbar intensiv genutzte Bootsrampe

Die Bootsrampe ist gut zehn Meter lang und etwa drei Meter breit. Offenbar wurde sie intensiv genutzt – darauf lassen die glatten Oberflächen der verwendeten Pflastersteine schließen. Zum Vertäuen der Boote dienten die in die Seitenwände eingelassenen beweglichen Eisenringe. Eingefasst ist die Rampe von massiven Kalksteinquadern – teilweise über einen Meter lang und etwa einen halben Meter hoch. Damit sie nicht verrutschten, wurden sie mit Eisenklammern und Bleiplomben fixiert. Eine uralte, weit verbreitete Technik und zum Beispiel auch an der Alten Mainbrücke zu finden, erklärt Gartenamtsleiter Helge Grob.

Historisches Juwel zufällig entdeckt

Schon im Frühjahr hatte das Gartenamt damit begonnen, das Maingärtchen umzugestalten: Mit einem großen neuen Baum, üppigen Staudenflächen und Sitzmöglichkeiten. Als bei den Erdarbeiten die massive Mauer aus Kalksteinblöcken entdeckt wurde, war zunächst noch nicht klar, was sich dahinter verbirgt. Erst als die geneigte Pflasterfläche zu Tage trat – also die eigentliche Bootsrampe – war Gartenamtsleiter Grob klar, auf welches historische Juwel seine Mitarbeiter gestoßen waren. Daraufhin wurde die gesamte Anlage behutsam durch das Gartenamt freigelegt. Die archäologische Begleitung erfolgte durch das Büro für Ausgrabungen und Dokumentationen Heyse.

Aufsichtspavillon zur Überwachung der Ladevorgänge

Im Maingärtchen befindet sich auch ein kleiner Eckpavilllon, der über viele Jahrzehnte als Gartenpavillon bezeichnet wurde. Der aktuelle Fund lässt aber eher darauf schließen, dass es sich dabei um einen Aufsichtspavillon handelt, von dem aus die Be- und Entladevorgänge auf der Rampe überwacht wurden. Die sorgfältige Ausführung und die exquisiten Details lassen auf ein von der Obrigkeit beauftragtes Bauwerk schließen, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt. Genutzt wurde die Bootsrampe vermutlich maximal bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts – bevor ihr über hundertjähriger Dornröschenschlaf einsetzte.

Bootsrampe etwa so alt wie Würzburger Residenz

Aufgrund seiner abgerundeten Ecken lasse sich der Aufsichtspavillon und damit die Bootsrampe sicher in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts datieren. Es sei ein für den fränkischen Barock charakteristisches Architekturmotiv herrschaftlicher Monumentalbauten auf einen Zweckbau übertragen worden. Folglich entstand die Bootsrampe zeitgleich mit der Welterbestätte Würzburger Residenz und noch vor dem Alten Kranen.

Gartenamtsleiter: "Denkmalensemble von nationaler Bedeutung"

Vor diesem Hintergrund läuft momentan die Unterschutzstellung des barocken Schmuckstücks als Baudenkmal durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege. "Zweifelsohne bildet es zusammen mit dem Alten Kranen, der Hafenmauer, der alten Floßgasse sowie den Resten des Umlaufkanales und des Streichwehres ein Denkmalensemble von nationaler Bedeutung", so Gartenamtsleiter Grob. Daher hat das Gartenamt seine Planung an die neuen Gegebenheiten angepasst. Am Mittwoch soll sie im Stadtrat vorgestellt werden. "Unser Ziel ist, das historische Bauwerk in seiner Bedeutung zu würdigen, ohne die gestalterische und ökologische Aufwertung der stark frequentierten Promenade am Alten Kranen zu vernachlässigen", so Würzburgs dritter Bürgermeister Martin Heilig (Grüne).

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