Symbolbild: Nahaufnahme eines heulenden Wolfs
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Nahaufnahme eines heulenden Wolfs

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Wolfabschuss: Wie Brandenburg und Niedersachsen damit umgehen

Der Wolf ist Gegenstand erbitterter Diskussionen. Es geht um die Frage, ob und wann er abgeschossen gehört - auch in Bayern, wo er vergleichsweise selten ist. Welche Erfahrungen haben Brandenburg und Niedersachsen mit dem Abschuss gemacht?

Über dieses Thema berichtet: Münchner Runde am .

In Bayern geht das Landesamt für Umwelt von mindestens drei Rudeln aus, die hier heimisch sind. Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) hat für 2021/22 Mai bis April), das letzte abgeschlossene Monitoringjahr, mindestens 1.175 Wölfe in Deutschland dokumentiert. Die meisten von ihnen leben in Brandenburg und Niedersachsen. Durchziehende, nicht standorttreue Tiere werden in dieser Statistik nicht erfasst.

47 Rudel in Brandenburg

Mit Abstand die meisten Wolfsrudel bundesweit sind in Brandenburg beheimatet. Laut DBBW sind es 47. Neue Zahlen werden im Herbst vorliegen. Die wachsende Wolfspopulation ist aus Sicht von Natur- und Tierschützern ein Anlass zu Freude, ist das Tier doch EU-weit streng geschützt. Aber der Wolf ist ein großer Beutegreifer, wie es im Fachjargon heißt, und zu seiner Beute gehören auch Nutztiere wie Schafe, Ziegen, Rinder oder Gehegewild.

Das Brandenburger Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz schreibt auf BR Anfrage, dass im Jahr 2021 377 sogenannte Schadensereignisse gemeldet wurden, bei denen der Wolf als Verursacher nicht ausgeschlossen werden könne. 1.173 Nutztiere waren betroffen. In Bayern waren es im selben Zeitraum 63, im Jahr zuvor 37.

Abschuss als Lösung in Brandenburg?

Brandenburg hat bereits im Jahr 2022 seine Wolfsverordnung überarbeitet und die gezielte Entnahme, also den Abschuss, von problematischen Wölfen erleichtert, der im Bundesnaturschutzgesetz ohnehin vorgesehen ist. Nach Angaben des Brandenburger Umweltministeriums wurden seither hinsichtlich der Schadenstiftung (Rissgeschehen) zwei Tiere geschossen. Ein Rüde war als Verursacher von 16 Übergriffen identifiziert worden, bei denen mindestens 99 Tiere getötet oder verletzt wurden bzw. als vermisst gelten. Beim ersten Abschuss-Versuch wurde allerdings ein anderer Wolf getötet, der Schadwolf einige Wochen später.

Niedersachsen tötet sechsmal den falschen Wolf

Gemessen an Wolfsrudeln kommt Niedersachsen mit 34 deutschlandweit auf den zweiten Platz, gefolgt von Sachsen mit 31. Auch in Niedersachsen, berichtet des dortige Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz dem BR auf Anfrage, wurden in den vergangenen drei Jahren sogenannte Wolfsentnahmen durchgeführt. Insgesamt wurden sechs Wölfe abgeschossen.

Als Kriterien für die Abschussgenehmigungen lagen - so heißt es in der Antwort des Ministeriums - hohe Nutztierriss-Zahlen einzelner Wölfe zu Grunde, die den Grundschutz, also beispielsweise einen Zaun, überwunden hatten. Allerdings, räumt das Ministerium ein, "in allen sechs Fällen wurde nicht das mit der Ausnahmegenehmigung gesuchte Tier – der 'Problemwolf' – getötet, sondern andere Wölfe, die in keinem der Fälle für Nutztierrisse verantwortlich waren."

Im Video: Wolfsvorkommen in Deutschland

Symbolbild: Wolf schaut in die Kamera
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Symbolbild: Wolf schaut in die Kamera

Spürbare Auswirkungen von sogenannten Wolfsentnahmen?

Entsprechend gering ist die Erkenntnis, wie sich Abschüsse von Wölfen auf die Zahl der sogenannten Nutztierschäden auswirken. Das niedersächsische Umweltministerium resümiert: "Da ausschließlich nicht für Nutztierrisse verantwortliche Wölfe entnommen wurden und der Straßenverkehr deutlich mehr Wölfe im Jahr verunfallt, ist ein Zusammenhang von Entnahmen und Nutztierrissen nicht erkennbar". Für das Wolfs-Monitoringjahr 2021/22 listet die DBBW deutschlandweit 761 Totfunde. Mit Abstand die meisten Wölfe, 75 Prozent, wurden bei Verkehrsunfällen getötet. In neun Prozent der Fälle wurden Wölfe illegal getötet, also zum Beispiel ohne Genehmigung erschossen.

Auch die Zahlen aus Brandenburg geben keinen großen Aufschluss über die Wirksamkeit der Abschüsse. Die Zahl der möglicherweise von Wölfen verursachten Schadensereignisse lag 2022 bei etwa 300, dabei wurden 1.116 Nutztiere getötet - also etwa 57 weniger als im Vorjahr.

Das Brandenburger Umweltministerium teilt aber doch eine Erkenntnis mit: "Als wirksam erwiesen haben sich vor allem die Herdenschutzmaßnahmen. Risse wurden und werden vor allem dort verzeichnet, wo es keinen oder nur unzureichenden Herdenschutz gibt."

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