Wolfsbeauftragter Willi Reinbold zeigt auf Wolfsspuren.
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Wolfsbeauftragter Willi Reinbold erklärt, woran man Wolfsspuren erkennt.

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Experte zu Wölfen im Altmühltal: "Platz für vier Rudel"

Bayern hat sein offenbar fünftes Wolfsrudel, nämlich erstmals eines im Altmühltal. Das legen die bestätigten Fotos von vier Wolfswelpen nahe. "Platz ist dort genug", sagt Wolfsexperte Reinbold. Und erklärt, warum er das gelassen sieht.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

In einem Wald bei Eichstätt geht der Wolfsbeauftragte des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV), Willi Reinbold, einen steilen Trampelpfad hinauf. Der Weg führt zwischen Bäumen und Sträuchern entlang. Die dichten Bäume bilden ein Dach, durch das kaum noch Sonnenlicht dringt. Vor einer Woche bestätigte das Landesamt für Umwelt (LfU) den Film einer Radfahrerin, der vier Wolfswelpen zeigt.

Viele Spuren, aber keine Begegnung

Reinbold ist viel im Wald unterwegs, doch den neuen Waldbewohnern ist er bislang noch nicht begegnet. Wohl aber ihren Hinterlassenschaften, sogenannten Losungen: "Ich war bei einem Kontrollgang über drei Stunden unterwegs, da habe ich vier Losungen gefunden. Das muss von mehreren Wölfen sein."

Der Wolfskot ist für Wolfsexperten Reinbold interessant, weil sich daraus die DNA analysieren lässt, die Aufschluss über den Vater der Welpen gibt. Die Ergebnisse seiner eingereichten Proben stehen noch aus. Die Bedingungen im Altmühltal sind für ein Rudel optimal - dennoch gibt es Gefahren.

Etwa die Hälfte eines Wurfs überlebt

Experten gehen davon aus, dass nur die Hälfte eines Wurfs - in der Regel sind das zwei bis sechs Welpen - das erste Jahr überlebt, auch wenn Platz- und Nahrungsangebot gut sind. "Die Förster sagen, die Tiere leben hier im Schlaraffenland", meint Reinbold. Allerdings gibt es andere Gefahren, wie Krankheiten oder Verkehrsunfälle. "Das kommt sehr oft vor, dass die Tiere auf die Straße laufen und dort überfahren werden", meint Reinbold.

Platz für weitere Rudel gäbe es nach seiner Einschätzung aber noch – sowohl im Altmühltal als auch in ganz Bayern.

Experte: Bayernweit Platz für bis zu 50 Rudel - Priorität für den Herdenschutz

Reinbold beruft sich dabei auf Berechnungen des LfU. Demnach hätten im Altmühltal bis zu vier Rudel Platz, in ganz Bayern bis zu 50. Die Gefahr einer unkontrollierbaren Vermehrung sieht Reinbold nicht und beruft sich auf die Erfahrungen aus Brandenburg. "Da kommen keine Rudel dazu", meint er. Gäbe es weder ausreichend Platz noch Nahrung, würden sich keine neuen Wölfe niederlassen und auch keine neuen Rudel gründen, erklärt der Experte.

Als Wolfsbeauftragter des LBV will Reinbold vor allem auf die Möglichkeiten hinweisen, die Tierhalter haben. "Keiner will gerissene Schafe finden", sagt er. Herdenschutz sei das Allerwichtigste, unabhängig davon, wie viele Wölfe in der Gegend seien. "Gut wäre es, wenn nicht nur die Anschaffung von Zäunen erstattet werden würde, sondern auch deren Betrieb." Für die Menschen sieht er jedenfalls keine Gefahr – nur Hundebesitzer sollten vorsichtig sein.

Keine Gefahr für Spaziergänger, Hunde an die Leine

Sollte ein Spaziergänger doch einem Wolf begegnen, empfiehlt Reinbold, sich als Mensch erkennbar zu machen: "Ein Spaziergänger muss genau das machen, was er bei freilaufenden Hunden auch macht. Stehen bleiben, nicht bedrängen. Wenn er zu nah ist, dann rückwärts gehen." Sobald der Wolf einen Menschen als solchen identifiziert habe, verliert er laut dem Experten das Interesse und geht weiter.

Hundebesitzern rät Reinbold, im Wolfsgebiet ihre Tiere an die Leine zu nehmen. Viele Hundebesitzer reagieren verständnisvoll. "Solange er bei mir an der Leine ist, passiert da nichts. Allein im Wald hat ein Hund nichts verloren", meint einer. Ein anderer sieht es ähnlich: "Wenn er nicht ins Revier vom Wolf kommt, passiert nichts, denke ich. Ich habe meinen Hund an der Leine."

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