Das stillgelegte Kernkraftwerk in Gundremmingen
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Aus Sicht des Atomkraftwerksbetreiber RWE ist es kaum möglich, das AKW in Gundremmingen zu reaktivieren.

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Wieder Atomstrom aus Gundremmingen? Betreiber RWE ist skeptisch

Einige Politiker wollen angesichts des Kriegs in der Ukraine Atomkraftwerke länger laufen lassen oder abgeschaltete Kernkraftwerke reaktivieren. Der Betreiber des AKW Gundremmingen, RWE, sieht dafür eher geringe Chancen.

Der Betreiber des Atomkraftwerks (AKW) Gundremmingen, RWE, verweist auf eine "klare gesetzliche Regelung zur Abschaltung der Kernkraftwerke". Block C in Gundremmingen habe seine Berechtigung zum Betrieb bereits verloren, sagte ein Konzernsprecher. Die Hürden für einen Weiterbetrieb seien extrem hoch.

AKW-Reaktivierung wäre technisch schwierig

Denn es seien unter anderem technische Probleme zu lösen, die zum Beispiel die Brennelemente für das AKW betreffen. Dabei handelt es sich um Spezialanfertigungen, die nicht kurzfristig geliefert werden können. Die Betreiber von Atomkraftwerken schätzen den Bedarf genau ab, bezogen auf die restliche Laufzeit. Auch Wartungs- und Revisionsarbeiten wurden im Hinblick auf den Abschalttermin des AKW genau geplant.

Bund müsste für Reaktivierung Atomgesetz ändern

Das weitaus größere Hindernis dürfte allerdings politischer Natur sein. Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte vor einigen Tagen zwar in Aussicht gestellt, dass Kernreaktoren weiterlaufen könnten. Sein bayerischer Amtskollege Hubert Aiwanger brachte sogar eine Reaktivierung des abgeschalteten Blocks C in Gundremmingen ins Spiel. Doch dafür müsste der Bund das Atomgesetz ändern.

Atomwiedereinstieg könnte Grüne spalten

Das wiederum könnte zu einer starken Belastungsprobe, bis hin zu einer möglichen Spaltung der Grünen führen. Denn der Ausstieg aus der Atomkraft gehört gewissermaßen zur DNA der Partei und wurde von vielen Mitgliedern herbeigesehnt.

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AfD sieht sich bestätigt

Die AfD hingegen sieht sich in ihrer positiven Haltung zur Atomkraft bestätigt. Andere Parteien hätten jetzt ihre Positionen übernommen, so Gerd Mannes, der energiepolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag. Seine Partei habe bereits seit Beginn der Legislaturperiode auf eine drohende Stromlücke hingewiesen.

RWE will heuer 100 Stellen im AKW abbauen

2021 erzeugten Kernkraftwerke rund zwölf Prozent des deutschen Stroms. Ende des vergangenen Jahres ging neben Brokdorf in Schleswig-Holstein und Grohnde in Niedersachsen auch das AKW in Gundremmingen vom Netz. Aktuell arbeiten dort noch mehr als 500 Mitarbeiter, dieses Jahr baut der Energiekonzern hundert Stellen ab.

Personal für Reaktivierung wäre vorhanden

Viele Beschäftige werden zum Rückbau der Anlage eingesetzt, sie soll eigentlich bis Mitte der 2030er Jahre entkernt werden. Am nötigen Personal dürfte also eine mögliche Wiederaufnahme des Betriebs in Gundremmingen letztlich wohl nicht scheitern, wenn auch die Suche nach dem einen oder anderen Spezialisten schwierig werden dürfte.

Deal zwischen Staat und RWE als Hindernis

Dass die Betreiber eher zurückhaltend reagieren, obwohl sie mit dem Weiterbetrieb eigentlich Geld verdienen könnten, mag auf den ersten Blick verwundern. Allerdings haben Bund und Konzerne jahrelang über eine Entschädigung für wegfallende Einnahmen aus der Stromproduktion und umsonst getätigte Investitionen gestritten. Die Lösung, die Energieexperten wie Manuel Frondel vom RWI Leibniz-Institut in Essen als durchaus vorteilhaft für die Betreiber bewerten, wäre dann wohl vom Tisch. Eine Rückabwicklung dürfte rechtlich kompliziert werden.

Kernkraftwerke sind schlecht fürs Image

Aber auch in die Außendarstellung der Unternehmen mag die Atomkraft nicht mehr so recht passen. RWE präsentiert sich auf seiner Internetseite als moderner Energiekonzern mit Windrädern und Solaranlagen. Von Umweltschützern oft als "Energiedinosaurier" kritisiert, will der Konzern in Zukunft verstärkt auf Erneuerbare Energien setzen.

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