Archäologin Barbara Limmer führt eine Besuchergruppe durch die Ausstellung.
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Archäologin Barbara Limmer führt eine Besuchergruppe durch die Ausstellung.

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Wintersonnenwende bei Kelten und Römern: Bräuche und Feiern

Wurde der Geburtstermin von Christus wegen einer heidnischen Gottheit verlegt? Wie beeinflussten die Kelten und Römer Weihnachten? Diesen Fragen können die Besucher im Kelten- und Römer-Museum in Manching auf den Grund gehen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Weihnachtsbaum, Geschenke, gutes Essen: Viele Bräuche des christlichen Weihnachtsfests, wie es heute gefeiert wird, gehen auf die alten Römer und Kelten zurück. Im Kelten-Römer-Museum Manching können Besucher eben diese Ursprünge bei einer Weihnachtsführung kennenlernen.

Archäologin Barbara Limmer bringt den Gästen des Museums die Welt der Mystik rund ums Weihnachtsfest näher: "Unser Christbaum. Der ist ab dem fünfzehnten Jahrhundert belegt. Er wurde von Luther eingeführt als Weihnachtssymbol zuerst mal für die Protestanten. Aber wahrscheinlich hat der Christbaum trotzdem einen heidnischen Ursprung", erklärt Limmer.

Wie der heidnische Weihnachtsbaum ausgesehen haben könnte

Mitten im Kelten-Römer-Museum Manching steht eine Art Hain. Er soll an kultische Orte der Kelten erinnern. Im Zentrum des Hains steht ein golden schimmerndes Bäumchen. Seine Blätter sind aus Bronze. Es trägt Knospen und Früchte. Das Bäumchen ist ein Zwitterwesen aus Eiche und Efeu – beide Pflanzen wurden von den Kelten verehrt.

Das goldene Kultbäumchen stammt ganz aus der Nähe des heutigen Museums, aus der Keltenstadt von Manching. Es ist ein Relikt aus der Zeit vor der Geburt Christis. Für welche Riten die keltischen Druiden dieses Kunstwerk verwendeten, ob er in einem Hain stand oder im Wohnzimmer des Druiden, ist nicht bekannt, bedauert Archäologin Limmer. Weil die Kelten wenig Schriftliches hinterließen, weiß man auch nicht, ob das Bäumchen das ganze Jahr über zu kultischen Zwecken im Einsatz war oder nur zu einer bestimmten Jahreszeit.

Sonnwende schon in der Steinzeit bekannt

Für Letzteres spricht nach Auffassung der Expertin, dass die Zeit rund um die Wintersonnwende seit jeher wichtig war. Die Menschen wussten schon früh, wann genau die Tage länger werden. Schon in der Steinzeit konnten sie "die Wintersonnenwende und Sommersonnenwende bestimmen", sagt Limmer. Die Sonnwende sei "mit Sicherheit ein wichtiger Zeitpunkt" gewesen.

Saturn und Sonnengott: Römer feierten intensiv

Bekannt ist auch, wie lang und intensiv die Römer diese Zeit im Jahr zelebrierten. Im ersten Jahrhundert vor Christus berichtete der Schriftsteller Catull von seinem Lieblingsfest, den sogenannten Saturnalien. Sie begannen am 17. Dezember mit einem Opferfest auf dem Forum in Rom und waren der Auftakt für eine viele Tage dauernde Familienfeier.

"Im Prinzip ist es eine Mischung aus Karneval oder Fasching und Weihnachten", schildert die Archäologin. Die römischen Bräuche wiesen schon damals Parallelen zu heutigen Weihnachtsritualen auf: "Man machte sich zu den Saturnalien gegenseitig Geschenke, vor allen Dingen Kerzen und Puppen", erklärt die Archäologin.

Römische Saturnalien formten Weihnachtsbräuche

Während der Saturnalien hätten sich die Machtverhältnisse spielerisch umgekehrt. "In der Zeit mussten die Herrschaften die Sklaven bedienen. Es gab viel gutes Essen die ganze Zeit über. Man hat ausgelassen gefeiert". So war während der Saturnalien das Würfelspiel erlaubt, das sonst während des Jahres im römischen Reich verboten war, ergänzt die Expertin.

Wo mit dem Heiligabend heutzutage der Höhepunkt der Weihnachtsfeiertage zelebriert wird, feierten die Römer anno dazumal munter weiter. Immerhin war nach dem julianischen Kalender am 25. Dezember Wintersonnwende, das Fest von Sol Invictus, des unbesiegten Sonnengotts.

Doch damit war Überlieferungen zufolge bald Schluss: "Den Christen war es irgendwann ein Dorn im Auge, dass die Heiden die Christen zu diesem Sol-invictus-Fest eingeladen haben und man dann gleich weiter gefeiert hat nach den Saturnalien", erklärt Limmer und sagt weiter: "So kam es dazu, dass man das Geburtsdatum von Jesus auf dieses Datum gelegt hat."

Besucher kommen trotz des fehlenden Goldschatzes

Zur Weihnachtsführung des Museums sind rund 40 Besucher gekommen – nach einer ersten Schätzung von Archäologin Limmer nicht weniger Menschen als im Vorjahr. Und das, obwohl die Besucher den Kelten-Goldschatz nicht bestaunen können. Dieser wurde im November 2022 gestohlen. Der Schatz bestand aus fast 500 keltischen Goldmünzen und einem zusätzlichen großen Goldklumpen, der über 200 Gramm schwer war.

Insgesamt wog der Goldschatz gute 3,7 Kilo. Das Gold stammt aus der Zeit um 100 vor Christus und wurde 1999 auf dem Gelände der keltischen Stadt bei Maching, dem sogenannten Oppidum geborgen. Der bayerische Kunstminister Markus Blume wertete den Diebstahl des Schatzes damals als einen "Anschlag auch auf unser kulturelles Gedächtnis". Seit Juli dieses Jahres sitzen vier Tatverdächtige in Untersuchungshaft: 18 Gold-Klumpen wurden sichergestellt; doch der große Rest des Goldschatzes wird noch gesucht.

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