Zu sehen ist eine Fleischtheke
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Der Begriff "Region" ist beim Fleisch nicht gesetzlich geregelt und auch nicht geschützt.

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Wie regional ist "regionales" Fleisch wirklich?

Frisch, kurze Transportwege, besseres Klimabilanz: Die Vorteile von regionalen Lebensmitteln sind bekannt. Doch der Begriff "regional" ist nicht rechtlich geschützt, kann also vieles bedeuten. Darauf sollten Verbraucher beim Einkaufen achten.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Im Supermarkt muss man gerade bei frischen Produkten nicht lange suchen – es gibt Dutzende Siegel und Hinweise, wie "Regional", "VonHier" oder "Qualität aus Bayern". Liest man aber auf der Rückseite der Verpackung mal etwas genauer nach, wird schnell klar: Der Begriff ist teilweise recht weit gefasst. Vor allem beim Fleisch wird es kompliziert: Denn hier finden die einzelnen Verarbeitungsschritte wie Aufzucht, Schlachtung und Verarbeitung in der Regel nicht an einem Ort statt.

Begriff "Region" ist nicht geschützt

Der Begriff "Region" ist nicht gesetzlich geregelt und auch nicht geschützt. Jutta Saumweber von der Verbraucherzentrale Bayern erklärt, was das für die Produkte bedeutet: "Wenn wir jetzt von einem bayerisch beworbenen Produkt ausgehen, kann es sein, dass es in Bayern produziert oder hergestellt ist. Es kann aber auch sein, dass nur ein Verarbeitungsschritt, wie die Verpackung, in Bayern stattfindet."

Auf einigen Produkten wird genau gekennzeichnet, welche der Verarbeitungsschritte wo stattgefunden haben. Pflicht ist das nicht. Aldi Süd erklärt auf BR24-Anfrage zu seiner Eigenmarke "Bestes aus der Region", die Zutaten kämen überwiegend aus der gekennzeichneten Region, die Hauptzutat müsse vollständig von dort stammen. "Auch die Produktion beziehungsweise Verarbeitung muss in derselben Region stattfinden. In Ausnahmefällen darf in einem kleinen Umkreis in der Nachbarregion verarbeitet werden."

Edeka Südbayern antwortet auf BR24-Anfrage: Die Herkunft der Produkte sei an der Theke, auf dem Etikett und online einsehbar. Beim Fleisch setze das Unternehmen auf die Eigenmarke "Südbayerische Fleischwaren" und das Fleisch stamme "fast ausschließlich von Bauern aus der Region." Dabei arbeitet das Unternehmen zum Teil auch mit dem staatlich geprüften Siegel "Geprüfte Qualität" zusammen.

Für die als regional gekennzeichneten Produkte der Allgäuer Supermarktkette Feneberg gilt nach Auskunft des Unternehmens eine vergleichsweise einfache Regel: Das Fleisch stammt aus einem Umkreis von maximal 100 Kilometern rund um den Firmensitz in Kempten.

Bildrechte: Logos: "Geprüfte Qualität": BR, "Regionalfenster" Service GmbH: Regionalfenster; Bildmontage: BAYERN3/Christian Ribbers
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Die Siegel "Regionalfenster" und "Geprüfte Qualität" überprüfen ihre Kriterien unabhängig von den Lebensmittelunternehmen.

Unabhängig geprüfte Siegel

Die Supermärkte können den Begriff "regional" also selbst definieren. Es gibt auch keine Verpflichtung, dass die eigenen Siegel unabhängig überprüft werden. Anders ist das bei Siegeln wie "Geprüfte Qualität" oder dem "Regionalfenster". Das "Regionalfenster" ist ein rechteckiges Feld, auf dem die Hersteller drei Informationen angeben können: Wo kommt das Produkt her? Wo wurde es verarbeitet? Wie hoch ist der regionale Anteil? Das wird vom Verein "Regionalfenster" überprüft.

Ähnlich ist das auch beim Siegel "Geprüfte Qualität". Ein eher unauffälliges Logo, oval, mit Bayernflagge. Alle Produkte mit diesem Siegel kommen aus Bayern – das wird staatlich überprüft, von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Professor Richard Balling ist für das Siegel mitverantwortlich und erklärt, welche Kriterien gelten: "Beim Beispiel Fleisch heißt das: Geburt, Aufzucht, Mast und Schlachtung in Bayern."

Siegel sagen meist nichts über das Tierwohl aus

Zusätzlich kommt ein überwiegender Teil des Futters für die Tiere aus Bayern. Das Siegel sagt aber nichts darüber aus, wie das Tier gehalten wurde. Auch Fleisch mit der Tierhaltungsstufe 1 (also mit den niedrigsten Standards) können das Siegel "Geprüfte Qualität" bekommen. Es gehe vorrangig darum, den Verbrauchern Transparenz über die Herkunft der Produkte zu bieten, erklärt Professor Balling. Das solle für Fleisch in allen Preisklassen möglich sein.

Siegel "Geprüfte Qualität" in Bio

Teilweise gibt es aber auch Siegel, die Ökostandards mit Regionalität verbinden. Ein Beispiel hierfür ist die Eigenmarke "VonHier" der Allgäuer Supermarktkette Feneberg. Die Produkte mit diesem Siegel erfüllen neben der regionalen Herkunft die Standards der Bioanbauverbände Demeter, Naturland, Bioland oder Biokreis.

Das Ministerium verweist auf BR24-Anfrage ebenfalls auf das Regionalfenster. Angesichts der Vielzahl der unterschiedlichen Siegel würden mögliche Ansätze zur Verbesserung der Transparenz geprüft. Allerdings weist das Ministerium darauf hin, dass eine einheitliche Definition des Begriffs "regional" wegen der unterschiedlichen Strukturen problematisch sei: "Beispielsweise sind die Bedingungen für frisches Obst und Gemüse schwer vergleichbar mit denen für z. B. (verarbeitete) Fleisch- und Wurstwaren mit mehreren Prozessschritten (…) Auch ist das Verständnis, wie weit eine Region reicht, unterschiedlich."

Um sicherzugehen, wo die Produkte genau herkommen, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher die Siegel also nachschlagen – oder beim Einkaufen nachfragen.

Dieser Artikel ist erstmals am 12. November 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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