Zu sehen ist eine Kuh in einem Laufstall.
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Die Zahl der Bauernhöfe schrumpft, die verbleibenden werden immer größer. Dieser Trend setzt sich fort.

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Noch immer hören viele Landwirte in Bayern auf

Die Zahl der Bauernhöfe schrumpft, die verbleibenden werden immer größer. Dieser Trend setzt sich fort, wie der agrarpolitische Bericht der Bundesregierung zeigt. In Bayern wird das besonders bei der Schweinehaltung deutlich.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist bundesweit in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Das geht aus dem agrarpolitischen Bericht der Bundesregierung hervor. So ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe zwischen 2010 und 2020 um 36.100 auf 262.800 gesunken – das entspricht im Schnitt etwa zehn Betrieben pro Tag.

Betriebe werden weniger, dafür größer

Das macht sich bei der bewirtschafteten Fläche bemerkbar: In Bayern waren es im Jahr 2005 im Schnitt noch etwa 24,4 Hektar Land – 2021 waren es bereits 30,6 Hektar. Innerhalb dieser 16 Jahre haben fast 30.000 Betriebe im Freistaat aufgehört – und die Flächen, die frei geworden sind, wurden teilweise von anderen Betrieben übernommen.

Im Vergleich zu anderen Bundesländern sind die Betriebe in Bayern mit ihren durchschnittlich 30,6 Hektar aber noch relativ klein. In Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel bewirtschaftet ein Betrieb im Schnitt etwa 280 Hektar.

Strukturwandel verlangsamt sich

Dass Betriebe immer größer werden, ist ein Trend, der bereits seit Jahrzehnten andauert. 1950 gab es in Deutschland noch etwa zwei Millionen Bauernhöfe, im Jahr 2020 waren es noch knapp 263.000 Betriebe. Das liegt unter anderem daran, dass die Arbeit durch den Einsatz von Maschinen immer effizienter geworden ist. Kleine Betriebe mit wenig Tieren – das lohnt sich heute kaum noch.

Aus dem agrarpolitischen Bericht der Bundesregierung geht aber auch hervor: Der Strukturwandel in der Landwirtschaft verlangsamt sich. Es hören also immer noch Betriebe auf, aber es sind weniger als noch in den Neunziger- oder Nullerjahren.

Mehr Bio in Bayern

Auch positiv: Die Zahl der Bio-Betriebe in Bayern ist gestiegen - auf knapp 12.000 Ende 2022. Damit hat sich die Anzahl innerhalb von 10 Jahren fast verdoppelt. Auch die Fläche, die in Bayern ökologisch bewirtschaftet wurde, ist in dieser Zeit deutlich gewachsen: von gut 200.000 Hektar im Jahr 2012 auf über 400.000 Hektar im Jahr 2022.

Allerdings wächst der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flächen in Bayern in den vergangenen Jahren langsamer – von 2021 auf 2022 ist der Anteil nur um 0,2 Prozent gestiegen. Um bis 2030 das Ziel der Staatsregierung zu erreichen, 30 Prozent der Flächen in Bayern ökologisch zu bewirtschaften, müsste der Anteil schneller steigen.

Viehbestand in Deutschland sinkt

Der Bericht zeigt außerdem: Die Zahl der Nutztiere in Deutschland ist gesunken. Auch gibt es immer weniger Betriebe, die Rinder und Schweine halten. So hat sich zwischen 2010 und 2020 die Zahl der Schweinehalter-Betriebe fast halbiert. In Bayern sind die Zahlen ähnlich: Im November 2022 gab es 400 schweinehaltende Betriebe weniger als noch im Vorjahr. Da waren es noch knapp 4000 Betriebe. Als Gründe nennen Landwirte häufig mangelnde Planungssicherheit, zum Beispiel, was die zunehmenden Auflagen bei der Tierhaltung angeht.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) sieht dabei auch die Politik der Vergangenheit in der Verantwortung: "Viel zu viele Höfe mussten aufgeben. Unsere Landwirtinnen und Landwirte sind zu Veränderungen bereit, brauchen aber Planungssicherheit." Als Beispiel dafür nennt er die verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung, die sein Ministerium auf den Weg gebracht hat. Doch gerade die wird von vielen Verbänden und Tierhaltern kritisch gesehen. Sie befürchten, dass sie für mehr Bürokratie für die Landwirtschaft sorgt, anstatt die Betriebe zu entlasten.

Preise für Flächen in Bayern stark gestiegen

Wenn ein Betrieb in Bayern dicht macht und seine Flächen beispielsweise an einen anderen Landwirt verkauft, kann er dafür wesentlich mehr Geld verlangen als früher. Denn auch landwirtschaftliche Flächen werden rarer und dementsprechend teurer: 2022 kostete ein Hektar landwirtschaftliche Fläche mehr als 76.000 Euro pro Hektar. Besonders teuer waren dabei die Landkreise um München und in Niederbayern: Dort kostete der Hektar teilweise über 120.000 Euro. Zum Vergleich: 2010 gab es den Hektar in Bayern im Schnitt noch für knapp 26.000 Euro.

Daneben gibt es auch noch Konkurrenz um die verfügbaren Flächen. Jeden Tag werden in Bayern mehr als zehn Hektar Fläche "verbraucht", das heißt in Siedlungs- oder Verkehrsfläche umgewandelt. Die Folge: Weniger Fläche für die Landwirtschaft. 2010 wurden 49,4 Prozent der Flächen landwirtschaftlich genutzt, 2021 waren es nur noch 46,1 Prozent.

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