Die Ukrainerin Vira Ischtschenko informiert sich auf der Münchner Jobmesse für arbeitssuchende Geflüchtete.
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Die Ukrainerin Vira Ischtschenko informiert sich auf der Münchner Jobmesse für arbeitssuchende Geflüchtete.

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Wie die Integration von Ausländern in Bayerns Arbeitsmarkt läuft

Die Staatsregierung rühmt sich mit der bundesweit geringsten Arbeitslosenquote von Ausländern. Die Landtags-Grünen kritisieren mangelnde Bildungs- und Betreuungsangebote für Geflüchtete. Die AfD sieht ein ganz anderes Problem.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Sie wollen arbeiten: Rund 7.000 Ukrainer und 8.300 Menschen aus nichteuropäischen Asylherkunftsländern sind derzeit auf Arbeitssuche in Stadt und Landkreis München. Gleichzeitig sind dort laut Arbeitsagentur rund 14.200 Arbeitsstellen unbesetzt. Einige von ihnen sollen am Career Day der Münchner Jobmesse für arbeitssuchende Geflüchtete vermittelt werden.

Vira Ischtschenko versucht im großen Andrang der Messe ihr Glück. Die gelernte Juristin ist zusammen mit ihrer fast neunjährigen Tochter zu Beginn des Ukrainekriegs nach Deutschland geflohen: "Ich mache gerade einen Berufssprachkurs. Danach würde ich gerne eine gute Arbeit mit gutem Gehalt finden. Ich möchte ohne soziale Hilfe weiterleben."

Innenministerium: Integration "nirgendwo so gut wie in Bayern"

Bayern hat bundesweit laut Angaben des Innenministeriums neben der geringsten allgemeinen Arbeitslosenquote auch die geringste für arbeitslose Ausländer: 8,2 Prozent im abgelaufenen November, verglichen mit 15 Prozent im Bundesschnitt. Auch die Arbeitslosenquote ausländischer Frauen in Bayern (9,9 Prozent) bewegt sich deutlich unter dem Schnitt Gesamtdeutschlands (18,1 Prozent).

Bayerns Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann (CSU) bucht die Zahlen als Erfolg ein: "Die Integration in Arbeit gelingt nirgendwo so gut wie in Bayern! Viele Geflüchtete sind im Arbeitsmarkt angekommen, auch die ukrainischen Kriegsflüchtlinge fassen dort immer mehr Fuß." Insbesondere die Einbindung von ausländischen Frauen im Arbeitsmarkt sei ein "großartiger Integrationserfolg".

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Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann (CSU) sieht in den geringen Ausländerarbeitslosenzahlen einen "großartigen Integrationserfolg".

Grüne: Bayern braucht mehr Betreuungs- und Bildungsangebote

Laut Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit für diesen September sind in Bayern derzeit rund 82.000 Asylberechtigte aus den acht größten Asylherkunftsländern (u.a. Syrien, Afghanistan, Nigeria) sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Etwa ein Drittel der in Bayern lebenden Flüchtlinge aus besagten Ländern sowie der Ukraine sind hingegen arbeitslos. Es gebe noch viel Potenzial, das angesichts des Arbeitskräftemangels auch genutzt werden müsse, sagt Herrmann.

Das schöpfe die Staatsregierung nicht ausreichend aus, meint Gülseren Demirel, Sprecherin für Integration der Landtags-Grünen: "Sie muss den Erwerb von Bildungs- und Ausbildungsabschlüssen fördern, bestehende Abschlüsse schneller anerkennen und bei der Jobsuche intensiv unterstützen." Besonders geflüchteten Frauen müsse laut Demirel durch umfassende Betreuungsangebote sowie frühe Integrations- und Sprachprogramme für Kinder geholfen werden: "Dann gelingt auch die Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher in unser Bildungssystem."

AfD: "Große Mengen illegaler Migranten kommen nach Bayern"

Auch Vira Ischtschenko kämpft mit der Anerkennung ihres juristischen Abschlusses. Bei der Jobmesse knüpft die 35-Jährige Kontakt zu einer Personalfirma. Eventuell könnte sie hier sogar im juristischen Bereich tätig werden. Auch wenn ihr Aufenthaltsstatus noch unklar ist, hofft sie dauerhaft in Deutschland bleiben zu können: "Ich möchte selbst für meine Wohnung bezahlen. Ich möchte alle Steuern bezahlen. Ich möchte nicht mehr als Flüchtling leben, sondern als normale Person wie andere Leute in Deutschland."

Die Arbeitsmarktintegration ist laut Richard Graupner, stellvertretender Vorsitzender der AfD-Landtagsfraktion, "nur eine Seite der Medaille." Die Kehrseite bestünde darin, "dass weiterhin große Mengen illegaler Migranten nach Bayern kommen." Bayern müsse sich dafür einsetzen, "dass im Bund die Anreize für den Import von immer mehr ausländischen Versorgungsfällen beseitigt werden."

12.12.2024: Leider dauert das Software-Update länger als geplant. Wir bitten die Verzögerung zu entschuldigen - wir informieren an dieser Stelle, sobald wir genauer wissen, wann wir den Kommentarbereich wieder öffnen können.

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