Der Klimawandel ist in Bayern angekommen. Die anhaltende Trockenheit ist der Beweis. Diese sei außergewöhnlich und extrem, so ein Umweltforscher.
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Der Klimawandel ist in Bayern angekommen. Die anhaltende Trockenheit ist der Beweis. Diese sei außergewöhnlich und extrem, so ein Umweltforscher.

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Trockenheit in Bayern: extrem und außergewöhnlich

Bayern ächzt unter Trockenheit. Auch wenn es immer mal wieder regnet - es reicht nicht für den ausgetrockneten Boden und den niedrigen Grundwasserstand. Im BR24-Interview warnt ein Umweltforscher: Die Trockenheit in Bayern ist extrem.

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Ein aktuelles Bild in Bayern: Wo sonst grüne, saftige Wiesen zu sehen sind, ist das Gras braun und vertrocknet. Gartenbesitzern, Förstern und Landwirten macht die anhaltende Trockenheit zu schaffen. In Lindau am Bodensee hilft bereits die Feuerwehr, die Bäume zu gießen. Vor allem junge Bäume leiden unter der Hitze und Trockenheit. Vor allem in Nordbayern ist das Wasser nach wie vor knapp. Die Gemeinde Berg im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz hat nun reagiert und als erste bayerische Gemeinde ein Bewässerungsverbot ausgesprochen. Hintergrund ist nicht nur der Wassermangel, sondern auch laufende Arbeiten zur Neufassung der Quelle Hausheim. Mit der Maßnahme will die Gemeinde die Grundversorgung mit Trinkwasser sicherstellen.

Extreme Dürre in großen Teilen Bayerns

Seit Jahren sind die Sommer zu trocken. "Jetzt wiederholt sich diese Situation, die wir seit 2018 mit Ausnahme von 2021 praktisch in jedem Jahr gesehen haben", sagt Prof. Dietrich Borchardt, Hydrobiologe vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Magdeburg.

Diese Aneinanderreihung so vieler Trockenjahre, die im Grunde genommen eine zusammenhängende Dürreperiode bildeten, sei ungewöhnlich. Der Regen und die Gewitterschauer in den vergangenen Tagen reichen bei weitem nicht aus, um die Trockenheit auszugleichen. Sie sind regional, aber auch sehr unterschiedlich.

Seit 40 Tagen kein Regen in mittelfränkischen Regionen

Daten des Niedrigwasser-Lageberichts Bayern zeigen: Knapp die Hälfte der oberflächennahen Messstellen und Quellen weisen niedrige bis sehr niedrige Grundwasserstände auf. Das bayerische Landesamts für Umwelt (LfU) warnt: die Lage hat sich verschärft, da die Trockenperiode seit Mitte Mai anhält.

So zeigt der LfU-Lagebericht: In den mittelfränkischen Städten Weißenburg und Feuchtwangen hat es seit 40 Tagen nicht mehr geregnet. Nicht viel besser sieht es im Süden Bayerns aus. Auch hier werden vermehrt niedrige bis sehr niedrige Grundwasserstände gemessen. In Dasing im Landkreis Aichach-Friedberg und in Gilching im Landkreis Starnberg hat es seit 35 Tagen nicht mehr geregnet.

Umweltforscher: immer mehr Hitzewellen und Dürre durch Klimawandel

Ein weiteres Problem sei der schneearme Winter in weiten Teilen der Alpen gewesen, weshalb nun zum Beispiel einzelne Flüsse sehr niedrige Wasserstände aufweisen, sagt Umweltforscher Dietrich Borchardt. In bestimmten Regionen Deutschlands wie Sachsen fehlen laut Borchardt bis zu anderthalb Jahre Niederschläge. Der Hydrobiologe warnt: "Extremereignisse wie Hitzewellen, Dürre und Starkniederschläge werden aufgrund des Klimawandels häufiger. Darauf müssen wir uns einstellen."

Die Klimaszenarien für die Zukunft schauen also nicht gut aus. "Wir müssen zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, dass der Klimawandel bei uns angekommen ist", sagt Hydrobiologe Borchardt. Außerdem verändere sich die Saisonalität. "Dass es in großen Teilen Bayerns zwischen Mitte April und Ende Mai über sechs Wochen in vielen Regionen keinen Niederschlag gegeben hat, sei ungewöhnlich." Früher habe es im Jahr viel gleichmäßiger verteilt geregnet.

Forderung: Stresstests für Trinkwasserversorgung

Das habe auch Folgen für die unterschiedlichen Trinkwasserspeicher in Deutschland wie den Bodensee und Talsperren. Borchardt fordert deswegen Stresstests für die Trinkwasserversorgung. "Unter diesen Veränderungen, die wir erwarten, müssen wir uns überlegen: Reicht die Trinkwasserversorgung so, wie wir sie heute kennen und haben auch in Zukunft noch aus?" So bräuchten vorhandene Trinkwasser-Versorgungssysteme möglicherweise neue Speicher, oder es müssten Verbundsysteme mit Fernwasserversorgung geschaffen werden, die eine sicherere Ressourcengrundlage haben.

Auch das Thema Nutzungskonkurrenz um Wasser könne aufkommen. Noch spiele die landwirtschaftliche Bewässerung in Deutschland so gut wie keine Rolle. Nur rund zwei Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche werde derzeit bewässert. Doch das werde sich massiv ändern, erwartet der Hydrobiologe, und dann stelle sich die Frage, für welche Zwecke das vorhandene Trinkwasser genutzt werde.

Wetterprognose: Es bleibt trocken und warm

Grund für die aktuelle Trockenheit sind laut Experten die Hochdruckgebiete, die trockene, warme Luft aus nordöstlicher Richtung nach Bayern gebracht haben und die wiederum die Austrocknung gefördert hat. Die Prognose des Deutschen Wetterdienstes gibt nicht viel Hoffnung auf Regen: Die nächsten vier Wochen soll es trocken und warm bleiben.

Im Video: BR24live zum Runden Tisch der bayerischen Staatsregierung zur Wasserknappheit

In Bayern wird Wasser knapper. Auf Einladung des Ministerpräsidenten beriet ein Runder Tisch über Maßnahmen. Hier der Livestream zum Nachschauen.
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In Bayern wird Wasser knapper. Auf Einladung des Ministerpräsidenten beriet ein Runder Tisch über Maßnahmen. Hier der Livestream zum Nachschauen.

Dieser Artikel ist erstmals am 22. Juni 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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