Zu sehen sind Teilnehmer der CSD-Parade 2021 in München.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sven Hoppe

Schon mehrfach wurde die CSU von der Pride Parade ausgeladen. Die Veranstalter werfen ihr vor, nicht genug für queere Menschen einzustehen.

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Wegen Genderverbot: CSU auch heuer nicht bei CSD-Parade

Auch in diesem Jahr darf die CSU bei der CSD-Parade in München nicht mit einem eigenen Wagen mitfahren. Die Veranstalter begründen das unter anderem mit dem bayerischen Genderverbot. Die CSU hat für die Entscheidung kein Verständnis.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Am 22. Juni findet auch in diesem Jahr wieder die Pride Parade anlässlich des Christopher Street Days (CSD) in München statt. Die Veranstaltung mit dem Motto "Vereint in Vielfalt – gemeinsam gegen Rechts" soll erneut zur größten LGBTIQ+-Demonstration im süddeutschen Raum werden. Doch die CSU wird in der Polit-Parade nicht mit eigenem Wagen vertreten sein. Die Veranstalter haben die Anmeldung der Rathausfraktion abgelehnt.

CSU erfülle nicht die Voraussetzungen für die Teilnahme

Wer mitmachen wolle, müsse sich für gleiche Rechte und die gesellschaftliche Akzeptanz aller queeren Menschen engagieren, erklären die Veranstalter in einer Pressemitteilung. Bei der CSU treffe das nicht zu. Das zeige etwa die Ablehnung des Selbstbestimmungsgesetzes des Bundes und auch das Genderverbot, das seit 1. April in allen bayerischen staatlichen Behörden gilt. CSU-Stadtrat Alexander Reissl wolle das Gendern zudem in der Münchner Stadtverwaltung verbieten lassen, kritisieren die Veranstalter der Politparade. All das zeige, dass die CSU und ihre Münchner Stadtratsfraktion die Voraussetzungen für eine Teilnahme an der CSD-Parade nicht erfüllen.

CSU verärgert über Ausladung: Toleranz "keine Einbahnstraße"

Aus den Reihen der CSU kommt Kritik an der Entscheidung: Hans Theiss, stellvertretender Fraktionsvorsitzender von CSU und Freien Wählern im Münchner Rathaus, sagte: "Die CSD-Veranstalter bilden nicht die Vielfalt der LGBTIQ-Community ab, die ja auch viele konservative Menschen beinhaltet." Toleranz sei keine Einbahnstraße, so Theiss.

Ähnlich äußerte sich auch der Fraktionsvorsitzende Manuel Pretzl: "Wer Vielfalt zelebriert und dabei andere demokratische Gruppen ausschließt, macht sich unglaubwürdig." Nach vielen Gesprächen in den letzten Jahren habe er das Gefühl, dass einige CSD-Vertreter keinen respektvollen Dialog führen wollten. "Daher kommt die Absage nicht überraschend", so Pretzl.

"Herber Rückschlag" für Lesben und Schwule in der Union

Von einer "reinen Wahlkampfentscheidung" und einem "herben Rückschlag" sprechen die Lesben und Schwulen in der Union (LSU), die bei dem CSU-Wagen ebenfalls mitmachen wollten und nun hoffen, dass die CSD-Organisatoren ihre Entscheidung noch einmal überdenken. Der Arbeit der LSU sei es zu verdanken, dass innerhalb der CSU große Fortschritte erzielt wurden. "Dass zum Beispiel die Ehe für alle selbstverständlicher Bestandteil im neuen Grundsatzprogramm der CSU ist, macht mich stolz und zeigt, dass sich die Partei bewegt", sagt der bayerische LSU-Vorsitzende Jakob Schneider.

CSU schon seit Jahren nicht mit Wagen auf der Parade vertreten

Überraschend dürfte die Entscheidung für die CSU schon deswegen nicht sein, weil sie auch in den vergangenen Jahren nicht mit einem eigenen Wagen an der CSD-Parade teilnehmen durfte. Letztes Jahr hatte vor allem die kontrovers geführte Debatte um eine Kinderlesung mit einem Drag King, einer Drag Queen und einer jungen Trans-Autorin in einer Münchner Stadtteilbibliothek für Spannungen zwischen CSD-Organisatoren und der CSU gesorgt.

Die Veranstaltung wurde damals von Protesten begleitet und musste mit einem großen Polizeiaufgebot und unter Ausschluss der nicht-angemeldeten Öffentlichkeit stattfinden. Aufgrund des großen öffentlichen Drucks hatte die junge Trans-Autorin schlussendlich ihre Teilnahme abgesagt, Drag Queen Vicky Voyage hatte eigenen Angaben zufolge Morddrohungen erhalten. Auch in Ingolstadt hatte eine Drag-Lesung für Familien zu Protesten geführt.

CSD wichtiger Gedenk- und Protesttag für die queere Community

Der Christopher Street Day ist einer der wichtigsten Tage für die LGBTQ+-Community, um auf ihre Rechte und fortbestehende Diskriminierung aufmerksam zu machen. Nicht nur in München gibt es zu diesem Anlass eine Pride Parade, sondern beispielsweise auch in Nürnberg und Würzburg. Außerdem findet ein Straßenfest statt - diesmal aber ohne CSU-Informationsstand. Dafür habe man sich heuer nicht angemeldet, erklärte eine Fraktionssprecherin auf BR-Anfrage.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Beitrags kann der Eindruck entstanden sein, dass es der CSU verboten wurde, einen Stand beim CSD zu betreiben. Das ist falsch. Richtig ist jedoch, dass die CSU heuer keinen Stand beim CSD angemeldet hat.

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