Wasserschloss Mitwitz
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Umwelt und Kultur im Wasserschloss Mitwitz

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Wasserschloss Mitwitz: Umweltbildung in Märchen-Kulisse

Wieder mehr Rebhühner in der Flur oder mehr Blüten in Frankenwaldwiesen – dafür streitet seit 1985 ein zwölfköpfiges Team aus Umweltfachleuten im Wasserschloss Mitwitz. Unter anderem wurde dort die Idee zum "Grünen Band" geboren.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau am .

Heftiger Wind wiegt hohes braunes Gras auf einem Acker bei Mitwitz, gleich daneben ein Feld mit buntem Mix aus niedrigwachsenden Wildpflanzen. "Das sind Nahrungs- und Schutzflächen für Rebhühner", erklärt André Maslo, der Geschäftsführer der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken, kurz "ÖBO". Deren Aufgabe: Landwirte gewinnen, die gegen einen finanziellen Ausgleich ihre Flächen mit speziellen Saaten bestellen, damit sich die einst häufig in der Flur lebenden Rebhühner wieder vermehren.

Eine Vogelkundlerin in seinem Team begleitet das Projekt, dokumentiert, ob und wie die Wildvögel das Angebot annehmen. Ähnlich läuft das Bemühen etwa um Salamander, Fledermäuse, Bärwurz oder Orchideen - alles Projekte, für die das Mitwitzer ÖBO-Team immer Ideen entwickelt und sich um Fördergelder bewirbt. So finanziert sich dieser besondere Verein; ein Zusammenschluss, in dem Naturschützer und Landwirte an einem Tisch sitzen und gemeinsam - auch mit Jägern - Artenschutzprojekte umsetzen.

Zusammenarbeit statt Zoff

Dieses Gemeinsame, das war die Gründungsidee der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken. Die ÖBO-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in der einzigen der gut 50 bayerischen staatlich anerkannten Umweltstationen, die von einem Wassergraben umgeben ist und fünf Türme hat. Trotzdem wollen sie keinen "Trutzburg-Umweltschutz" betreiben. Diese Haltung, so ÖBO-Geschäftsführer Maslo, führe zu einer guten, breiten Akzeptanz in der Bevölkerung.

Als dem Wasserschloss Mitwitz in den 1970er Jahren der Verfall drohte, entschloss sich der Landkreis Kronach nicht nur zu einer aufwändigen, zehn Jahre langen Sanierung: Der einstige Sitz der Freiherrn von Würzburg und der Familien von Cramer-Klett sollte auch ein Ort werden, an dem man für die Zukunft der Natur arbeitet. Während heute im Nord-Flügel des Wasserschlosses das junge Team an Umweltfachleuten über Fortschritte der Umwelt- und Bildungsprojekte berät, können im Süd- und West-Flügel die noblen Wohnräume der einst adeligen Schlossherren besichtigt werden. Mitglieder des Fremdenverkehrsvereins Mitwitz kleiden sich auf Bestellung sogar in historischen Gewändern und führen Besucher durch das Wasserschloss. Es war bereits Drehort für die Märchenverfilmung "Die drei Federn", das es auch als Hörspiel gibt. Im "weißen Saal" finden regelmäßig klassische Kammerkonzerte statt. Ein steinerner fränkischer Ritter im Innenhof begrüßt neben Touristen auch Naturschutzfachleute aus aller Welt zu Tagungen.

Naturschutz über Grenzen hinweg

Nach dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs war der in Hassenberg aufgewachsene Kai Frobel, heute Artenschutzbeauftragter des BUND, Initiator für das Naturschutzprojekt "Grünes Band". Die Idee zu dem rund 1.400 Kilometer langen Biotopverbund wurde im Mitwitzer Wasserschloss geboren. Frobel ist bis heute Erster Vorsitzender der ÖBO und berät sich mit Vertretern des Bauernverbandes, der Volkshochschule und des Landesbundes für Vogelschutz. Geld für ihre "grünen Jobs" im Wasserschloss beschaffen sich die ÖBO-Mitarbeiter zu über 90 Prozent über Fördermittelakquise selbst. "Wir arbeiten finanziell ohne Netz und doppelten Boden", sagt Geschäftsführer Maslo. Man müsse sich ständig um Finanzmittel bewerben und mit guter wissenschaftlicher und fachlicher Betreuung von Projekten überzeugen.

Demnächst etwa endet das vom Bayerischen Naturschutzfonds und der Stiftung "Lebensräume für Mensch und Natur" geförderte Projekt "Weidevielfalt Fischbachtal". Dort hat ein Biologe der ÖBO in der Nähe von Kronach Schäfer, Ziegenhalter und Landwirte bei der Umwandlung von Ackerland in extensives Weideland betreut. Er hat sie beraten und die Zunahme von seltenen Pflanzen dokumentiert, während eine Kollegin von ihm die Entwicklung der Vogelwelt beaufsichtigte.

Fazit nach drei Jahren: Auf rund 60 Hektar Land lässt sich durch extensive Beweidung die Artenvielfalt nachweislich steigern. Profit für die Natur mit Einkommensmöglichkeiten für Landwirte.

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