Großeinsatz auf Allgäuer Berghütten
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Großeinsatz auf Allgäuer Berghütten

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Infektionen mit Norovirus? Großeinsatz auf Allgäuer Berghütten

Auf Hütten rund um Oberstdorf lief am Mittwoch ein Großeinsatz von Bergwacht, Rettungsdiensten und Gesundheitsamt. Magen-Darm-Infektionen bei Wanderern wurden gemeldet - ausgelöst wohl durch das Norovirus. Inzwischen hat sich die Lage entspannt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Auf mehreren Berghütten rund um Oberstdorf lief am Mittwoch ein Großeinsatz von Bergwacht, Rettungsdiensten und dem Oberallgäuer Gesundheitsamt. Nachdem gegen 9 Uhr auf mehreren Berghütten einige Fälle von Magen-Darm-Infektionen gemeldet worden waren, rückten rund 50 Einsatzkräfte von Bayerischem Roten Kreuz (BRK) und Johannitern aus. Auch die Bergwacht sowie zwei Hubschrauber waren im Einsatz.

Neun Personen wurden mit massivem Brechdurchfall von drei Hütten per Hubschrauber ins Tal geflogen, das bestätigte auch Alexander Dornach (BRK), organisatorischer Leiter des Einsatzes, in Oberstdorf. Sechs weitere wurden mit der Seilbahn nach unten gebracht. Es sei nicht zuletzt darum gegangen, die Infektionskette zu unterbrechen. Keiner befinde sich aber in einem lebensbedrohlichen Zustand. Welche Hütten betroffen sind, teilten die Einsatzverantwortlichen nicht mit. Vom BRK hieß es am Abend, man rechne allenfalls mit einigen weiteren Fällen.

Norovirus als Ursache?

Der leitende Notarzt Martin Fiedermutz geht davon aus, dass das Norovirus Ursache für die Erkrankungen ist. Schon am Montag habe es auf einer Hütte einen ersten Fall gegeben. Bei der Patientin sei das Virus nachgewiesen worden. Ob die übrigen Betroffenen ebenfalls daran erkrankt seien, müsse geklärt werden. "Wir müssen abwarten, was bei den Prüfungen und Probeentnahmen herauskommt", sagte eine Sprecherin des Landratsamts. Die Quelle der Infektionen werde sich wohl nicht finden lassen, so das Landratsamt Oberallgäu. Hygienemängel auf den Hütten oder verunreinigtes Trinkwasser wird als Ursache ausgeschlossen.

Das Norovirus sei, so Fiedermutz, hochansteckend, infektiös und verbreite sich innerhalb von zwölf bis 36 Stunden - Berghütten seien dafür besonders "prädestiniert", da es dort nur begrenzte Hygienemöglichkeiten gebe und gemeinsame Übernachtungen in Lagern gängig seien.

Arzt: Nicht Hüttenwirte verantwortlich machen

"Infektionen mit dem Norovirus sind auf Berghütten häufig", sagte Fiedermutz im BR24live. Auch in anderen Gemeinschaftsunterkünften können sie sich schnell ausbreiten. Wo es in diesem Fall seinen Ursprung hatte, könne man aber nicht sagen. Bis dato gehe es allen Erkrankten gut. "Eine ähnliche Situation gab es vor zehn Jahren, da war der Spuk innerhalb von 24 Stunden vorbei", so der Arzt.

Fiedermutz betonte, dass man Hüttenwirte nicht für die Krankheitsfälle verantwortlich machen könne. Im Gegenteil: Vor allem Hüttenwirte trugen wohl zur Eindämmung der Ansteckungen bei. Sie handelten nach den eigens aufgestellten Hygieneplänen, denen zufolge erkrankte Gäste in eigenen Räumen oder auf separaten Stockwerken der Hütten untergebracht werden.

Helikopter-Einsatz auf Allgäuer Berghütten
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Helikopter-Einsatz auf Allgäuer Berghütten

BRK-Nachtlager nicht mehr nötig

BRK-Einsatzleiter Dornach sagte im BR24live, dass für Erkrankte im Tal Behandlungsplätze eingerichtet worden seien: "Leute, die infektiös sind, können wir dort über Nacht behandeln." Inzwischen wurde das BRK-Nachtlager aber wieder aufgelöst: Einige der Patienten konnten selbständig nach Hause entlassen werden, für die anderen sei eine Unterkunft für die Nacht gefunden worden.

Mehrere Hundert weitere potenzielle Virus-Träger unterwegs

Etwa 300 bis 400 Menschen sind nach Schätzungen derzeit auf dem Allgäuer Hauptkamm unterwegs und könnten das Virus so weitertragen. "Potenziell könnten sich viele angesteckt haben, sind gesund losgelaufen und kommen jetzt auf den anderen Hütten an", sagte Dornach.

Dort, wo weiteres Infektionsgeschehen erwartet wird, wurde medizinisches Personal auf den Hütten stationiert. Allerdings geht man davon aus, dass man das Infektionsgeschehen bald im Griff habe. Aufgrund der unsicheren Wetterlage und der angekündigten Gewitter mussten die Einsatzkräfte schnell reagieren.

Warnungen für Bergsteiger aufgehoben

Die betroffenen Hütten sind inzwischen leer und werden umfassend desinfiziert. Die Aufforderung im Tal an Wanderer und Bergsteiger, nicht zu den Oberstdorfer Berghütten aufzusteigen, ist inzwischen aufgehoben, diese Aufforderung habe nur für den Mittwoch gegolten.

Die Tourismusbetriebe in Oberstdorf wiesen darauf hin, dass sich die Norovirus-Infektionen auf die Berghütten beschränken. Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen in Oberstdorf selbst seien in keiner Weise betroffen.

Mit Informationen von dpa

Rettungshubschrauber am Boden
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Rettungshubschrauber am Boden

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