Junger Mann auf einer Leiter schmückt einen Weihnachtsbaum, während er von einer jungen Frau mit dem Handy fotografiert wird (Symbolbidl)
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Junger Mann auf einer Leiter schmückt einen Weihnachtsbaum, während er von einer jungen Frau mit dem Handy fotografiert wird (Symbolbidl)

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Vorweihnachts-Trend: Christbaum schon im Advent

Früher wurde der Christbaum am Heiligen Abend aufgestellt und keinen Tag früher. Heute dagegen werden die Bäume teilweise schon am ersten Advent geschmückt und die Fotos in den sozialen Medien gepostet. Wie sich ein Weihnachtsbrauch verändert.

Über dieses Thema berichtet: Schwaben + Altbayern am .

Christian Hahn hat vor dreißig Jahren die ersten Versuche mit dem Christbaumanbau in Pillnach im Landkreis Straubing-Bogen gemacht. Mittlerweile sind die Hahns Christbaumprofis und erinnern sich, dass die Christbäume noch vor ein paar Jahren erst viel später gekauft wurden.

"Vor dem 3. Advent ist da nicht viel los gewesen", sagt Christian Hahn. Da seien nur einige Leute gekommen, die einen Baum für draußen geholt haben. "Aber heute ist es so, dass viele am 1. Advent und schon vor dem 1. Advent dekorieren und auch viel mehr in die Wohnung stellen."

Kein Stress, aber weniger Weihnachts-Magie

Für Familie Hahn ist es gut, dass sich das Schlagen der Bäume auf einen längeren Zeitraum verteilt. Der Erntestress ist entzerrt. Das freut auch Jungbauer Lukas. Seine Mama, Claudia Hahn, will ihren Baum trotzdem lieber erst an Heiligabend drinnen haben, "weil die Magie einfach nicht mehr so da ist, wenn er so lange vorher schon drin ist." Es sei für sie eine schöne Kindheitserinnerung, darauf warten zu müssen, bis das Christkindl den Baum schmückt. Die Vorfreude, "wann ist es endlich so weit", werde einem schon ein wenig genommen.

Ihr Sohn Lukas glaubt, dass der Trend zum Christbaum kurz nach Halloween auch mit Social Media zu tun hat. Seine Freundin Tamara berichtet: "Ja, schon wieder volle Weihnachtsstimmung auf Instagram. Alle schon am Baum schmücken. Geschenke einpacken."

Wird früher Weihnachtsstimmung aufkommen?

Familie Steger aus Zinzendorf will es zum ersten Mal ausprobieren, wie sich ein Christbaum schon im Advent anfühlt. "Das Schönste ist immer der Baum und ich glaube, ich komm da viel früher in Weihnachtsstimmung, wenn der eher steht", sagt eine der Töchter. "Wir haben es ja immer anders gemacht, erst später aufgestellt, das war halt ein Ritual. Aber ich freu mich und bin gespannt, wie es ist", sagt ihre Schwester.

Vater Dirk ist noch nicht so begeistert: "Zu früh ist es mir und immer wieder gleich, Last Christmas zum gleichen Zeitpunkt im Radio. Ich mag mehr Abwechslung im Leben. Aber ich bin dabei."

Großer Aufwand nicht nur für ein paar Tage

Christlich gesehen ist der Advent eine Zeit der Erwartung, eine Fastenzeit. Der frühe Baum passt da nicht wirklich. Den Stegers ist das egal. Sie haben ihre Gaudi beim Schmücken. Die Idee fürs frühe Christbaum-Aufstellen stammt von Mutter Tanja. Sie arbeitet in der Logistik-Branche: "Man hat einen riesen Aufwand mit der ganzen Vorbereitung, mit dem Schmücken vom Baum, man sieht ja, wie lange man da beschäftigt ist, und dann hat man nur ein paar Tage was davon", sagt sie. "Und so haben wir den ganzen Advent was davon und dadurch ist die Effektivität höher."

Wenn der Baum geschmückt ist, ist sie froh, dass bis aufs Kochen an Heiligabend die Vorbereitungen schon getroffen sind: "Super Sache, entspannte Weihnachtszeit."

Den Brauch aus Amerika mitgebracht

Bei Margaretha Schweiger-Wilhelm in Augsburg hat der Christbaum im Advent schon Tradition. Die Volkskundlerin hat in Amerika gelebt und den Brauch danach mitgebracht nach Bayern. Früher, mit den kleinen Kindern, seien sie über die Weihnachtstage immer zu den Eltern bzw. Großeltern gefahren "Wenn wir zurückgekommen sind, war ein abgebröselter, trauriger Christbaum in unserem Wohnzimmer", erinnert sich Margaretha Schweiger-Wilhelm. "Und wenn wir den ganzen Advent einen haben, ist das wunderbar und dann freuen uns vier Wochen die Lichter, weil vor Weihnachten sind wir daheim."

Volkskundlerin: Passend zur eigenen Biographie

Die Volkskundlerin arbeitet im Amerika-Haus in München. Früher hingen bei ihr ganz traditionell wie bei ihren Eltern Strohsterne, Zinnfiguren und rote Kugeln am Baum. Heute besitzen die Wilhelms 600 bunte Teile, die alle etwas mit ihrem Leben zu tun haben. Ein "biographischer Baum" quasi mit einem New Yorker Taxi, Traktoren, weil ihr Mann und sie von Bauernhöfen stammen, und einem Oktopus, ihrer Lieblingsspeise.

Christliche Tradition verleiht Sinnhaftigkeit

"Ich bin nicht die Brauch-Polizei", sagt Schweiger-Wilhelm. Ob es richtig oder falsch ist, müsse man aus dem Zusammenhang heraus entscheiden. "Das ist abhängig von der Familienbiographie." Es sei aber auch wichtig, dass man um die christliche Tradition des Advents wisse und die Weihnachtsgeschichte kenne, "dass das Ganze eine Sinnhaftigkeit hat". Aber man könne auch Dinge integrieren, die zu einem passen. "Ich glaube: das lässt auch Menschen zusammenwachsen, wenn man offener ist, wenn man nicht so auf dem Engen beharrt."

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