Professor Andreas Nüchter testet im Schwimmbad der Uni Würzburg die neue VR-Anwendung vor einem abgesenkten, mit Tracking-Codes versehenen Block.
Bildrechte: Andreas Nüchter / JMU

Professor Andreas Nüchter testet im Schwimmbad der Uni Würzburg die neue VR-Anwendung vor einem abgesenkten, mit Tracking-Codes versehenen Block.

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Virtuelles Training für das All: Kleine Revolution aus Würzburg?

Ein Projekt der Uni Würzburg könnte das Weltalltraining revolutionieren und nachhaltiger machen: Statt in übergroßen Wasserbecken mit riesigen Modellen könnten angehende Astronautinnen und Astronauten mit VR-Taucherbrillen bald virtuell üben.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Wer einmal ins All fliegen möchte, trainiert bisher in riesigen, aufwändig mit Nachbauten von Raumstationen, Shuttles und Kapseln ausgestatteten Wasserbecken. Denn: Die Gegebenheiten unter Wasser kommen hier auf der Erde denen der Schwerelosigkeit im Weltall noch am nächsten. Bald könnte die Ausbildung von Astronautinnen und Astronauten jedoch stark vereinfacht werden: Ein Team der Uni Würzburg hat eine Virtual-Reality-Simulation mittels einer VR-Taucherbrille entwickelt, die das Training verschiedener Einsatzszenarien unter Wasser möglich macht.

Nachhaltigeres Training durch virtuelle Simulation?

Die VR-Taucherbrille soll mit ihrer Simulation das Weltraumtraining flexibler und auch ressourcenschonender machen. "Wir glauben, dass wir den Bedarf an riesigen Schwimmbädern für das Astronautentraining durch eine innovative VR-Anwendung verringern können", ist Andreas Nüchter, Professor für Robotik vom Lehrstuhl für Informatik, zuversichtlich.

Statt ins Wasserbecken gehen die angehenden Astronautinnen und Astronauten dann für ihr Training mithilfe der VR-Taucherbrille in einen virtuellen Raum. Dort sehen sie ein digitales Abbild einer Raumstation vor sich. Tracking-Systeme unter Wasser ermöglichen ihnen dabei eine genaue Positionierung und Orientierung, sodass sie sich in der virtuellen Station bewegen und ihre Perspektive ändern können. Den Trainierenden kommt es dann so vor, als befänden sie sich an Bord einer Station im All, so die Uni in ihrer Mitteilung.

Im Video: Uni Würzburg: Underwater VR for Astronaut Training

Herausforderung für Informatiker: Unterwasser-Tauglichkeit

Das Headset wasserdicht zu machen, war laut Andreas Nüchter die größte Herausforderung für sein Team: "Mit 3D-Druckern lassen sich zwar fast beliebige Formen drucken, aber die Druckergebnisse müssen wasserdicht sein", erklärt der Robotik-Professor. Auch die Verbindung zu den von der Europäischen Weltraumorganisation ESA vorgegebenen Masken mit unterschiedlichen Materialien herzustellen, sei schwierig gewesen.

Die ESA hat das Forschungsprojekt gefördert. Neben der Robotik war an der Uni Würzburg auch der Informatik-Lehrstuhl für Human Computer Interaction an der Entwicklung der VR-Taucherbrille und des zugehörigen Programms beteiligt. Im Mai steht laut Uni Würzburg ein erster Test im ESA-Astronautenzentrum in Köln an.

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