Impfdosen von Moderna
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Virologin Protzer zum Moderna-Impfstoff: "Sehr gute Nachrichten"

Die Impfstoff-Studie der Firma Moderna sehe "sehr vielversprechend" aus, so Ulrike Protzer von der TU-München. Es sei gut, dass es nun einen zweiten möglichen Impfstoff gebe. Dennoch rechnet die Virologin erst ab März 2021 mit einer Lockerung.

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Eine Woche nach der Bekanntgabe der Impfstoffstudie von Biontech aus Mainz, hat heute das Biotechnologieunternehmen Moderna ebenfalls eine positive Studie vorgelegt. Der Corona-Impfstoff habe eine Wirksamkeit von knapp 95 Prozent, teilte die Firma, die ihren Hauptsitz in den USA hat, mit.

Laut der Münchner Virologin Prof. Ulrike Protzer hat Moderna einen ähnlichen Impfstoff entwickelt wie Biontech. Er sei bereits an über 30.000 Probanten getestet worden.

Protzer: Beide Impfstoffe haben sehr gute Wirksamkeit

In beiden Studien habe sich gezeigt, dass nur ganz wenige Infektionen bei Geimpften aufgetreten seien. "Das sind sehr gute Nachrichten und [sie] zeigen, dass beide Impfstoffe eine sehr gute Wirksamkeit haben - zumindest nach den ersten Zwischenergebnissen sieht das so aus", sagte die Virologin auf BR-Anfrage.

Auch die Sicherheit der beiden Impfstoffe sei vergleichbar. Die Nebenwirkungen seien laut den Studien-Ergebnissen als leicht bis gering einzustufen. Dazu zählten etwa Kopf- oder Gliederschmerzen - schwere Nebenwirkungen habe man bislang nicht beobachtet.

"Die beiden Impfstoffe sind von der Art und Weise vergleichbar, deswegen hat man auch sehr ähnliche Ergebnisse erwartet", so Protzer. "Dass sich die Wirksamkeit des Impfstoffes in einer zweiten unabhängigen Studie so bestätigt, ist natürlich sehr erfreulich und macht die Ergebnisse auch noch ein bisschen valider, als wenn das nur in einer Studie passiert."

Moderna testete ganz gezielt auch ältere Menschen

Bei der Moderna-Studie habe man zudem ganz gezielt ältere Menschen getestet. Gerade in der Altersgruppe ab 56 Jahren und vor allem bei den über 70-Jährigen sei es besonders wichtig, einen guten Immunschutz zu erreichen.

Die Professorin an der TU-München zeigte sich optimistisch: "Man muss die finalen Ergebnisse abwarten, aber das sieht bisher ganz gut aus."

Protzer: Mehr Impfstoffe bedeuten weniger utopische Preise

Protzer betonte auch, dass es sehr gut sei, dass nun zwei verschiedene Impfstoffe zur Verfügung stehen: "Die Produktionskapazität einer einzelnen Firma wird nicht ausreichen, um die ganze Welt zu versorgen. Konkurrenz ist immer gut, das belebt das Geschäft".

Vor allem sei es auch für die Preisgestaltung hilfreich, wenn es zwei Firmen gebe, die einen vergleichbaren Impfstoff anbieten könnten, denn dann "sollte auch der Preis einer gewissen Kompetition unterliegen."

Die Entwicklung weiterer Impfstoffe sei sinnvoll und wichtig, damit weitere Alternativen zur Verfügung stünden, sagte die Virologin. "Je mehr auf dem Markt verfügbar ist, umso weniger können die Firmen dann auch utopische Preise für ihre Produkte verlangen."

Impfungen wohl erst ab Anfang des nächsten Jahres möglich

Laut Protzer wird vor Anfang des nächsten Jahres keine Impfung gegen Covid-19 verfügbar sein, denn beide Impfstoffe müssten erst noch das gesamte Zulassungsverfahren durchlaufen. Erst dann könne man langsam anfangen mit einer groß angelegten Impfung, dafür müsse aber erst noch die Infrastruktur aufgebaut werden.

"Ich gehe davon aus, dass sich ab März hier in Deutschland die Situation entspannen wird", so Protzer. "Zum einen, weil dann die Tage wieder länger werden - dadurch gehen auf ganz natürliche Weise die Atemwegsinfekte wieder zurück. Zum anderen aber auch, weil man Mitte März hoffentlich in der Phase sein sollte, wo man breiter impfen kann."

Ausreichender Impfschutz vermutlich erst Ende 2021

Ob durch Impfung eine Immunitätslage in der Bevölkerung erreicht werden kann, damit wir ganz ohne Einschränkungen durch den nächsten Herbst oder Winter gehen können, sei noch nicht sicher. "Ich denke, dass es schon bis Ende nächsten Jahres dauern wird, bis wir einen ausreichenden Impfschutz aufgebaut haben können", so Protzer. "Vielleicht kommt noch das eine oder andere Hindernis, das wir im Moment nicht absehen können, dazwischen. Ob das Oktoberfest 2021 stattfinden kann, ist noch nicht sicher zu sagen – zumindest im Moment noch nicht."

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