Ein Containerschiff am Hamburger Hafen
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Christian Charisius

Unterfränkische Unternehmen versuchen, ihre wirtschaftliche Abhängigkeit von China zu reduzieren.

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Unterfränkische Wirtschaft: Weniger Handel mit China angestrebt

Nach den teils fatalen Lieferketten-Problemen der vergangenen Jahre, will auch die unterfränkische Wirtschaft unabhängiger von China werden. Unternehmen versuchen, neue Handelspartner zu gewinnen: in Asien, aber auch in Europa.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat gezeigt, wie abhängig Deutschland von Energieimporten ist. Seitdem ist die Sorge groß, dass die Bundesrepublik von anderen Staaten ebenfalls zu abhängig ist – vor allem von China. Auch unterfränkische Unternehmen versuchen laut den Industrie- und Handelskammern (IHK), die wirtschaftliche Abhängigkeit zu reduzieren und neue Handelspartner zu gewinnen.

Der IHK Würzburg-Schweinfurt sind über 200 mainfränkische Unternehmen bekannt, die nach China exportieren. Knapp 140 Unternehmen importieren Waren von dort und zwölf Firmen haben eine Niederlassung vor Ort. Besonders abhängig vom Handel mit China seien Maschinenbauer, Automobilzulieferer, die Mess- und Elektrotechnik, kunststoffverarbeitende Betriebe und einige Bauunternehmen.

Handel mit China am Untermain um 30 Prozent zurückgegangen

Durch die Lieferketten-Probleme und andere Auswirkungen der Corona-Krise sei der Handel um 30 Prozent zurückgegangen: So hatte die IHK Aschaffenburg 2021 noch 1.600 Exportbescheinigungen nach China ausgestellt, 2022 waren es nur noch 1.000. Einige Unternehmen vom Untermain produzieren auch in China: "Wir haben bisher von keinem Unternehmen gehört, dass es sich aus China zurückzieht", so Andreas Freundt, Hauptgeschäftsführer der IHK Aschaffenburg. Allerdings seien einzelne Unternehmen auf der Suche nach alternativen Produktionsstandorten bzw. versuchen, Lieferanten in anderen asiatischen Ländern zu finden.

Neue Handelspartner: "China+1-Strategie"

Der Würzburger IHK-Außenhandelsexperte Kurt Treumann verweist in diesem Zusammenhang auf die sogenannte "China+1-Strategie": Deren Grundgedanke sei es, den chinesischen Markt weiter zu bedienen – auch mit Blick auf die Produktion vor Ort. Gleichzeitig sollten sich Unternehmen jedoch breiter aufstellen und einen weiteren Auslandsmarkt erschließen, etwa Vietnam. Denn im Falle eines Handelskriegs zwischen den USA und China, befürchtet die IHK negative Folgen für die heimische Wirtschaft. Eine weitere Diversifikation sei daher wichtiger denn je – womöglich mit Vietnam als Nutznießer. Auch die Märkte Kanada, Japan und Südkorea bieten sich für die mainfränkische Wirtschaft angesichts verschiedener Freihandelsabkommen an, so die IHK weiter.

Rückbesinnung auf nähere EU-Märkte

Gleichzeitig rücken aber auch wieder EU-Länder wie Polen, Österreich oder Italien in den Fokus. Denn die zahlreichen Lockdowns der vergangenen beiden Jahre mit teils fatalen Brüchen in den globalen Lieferketten hätten zu massiven Kostensteigerungen, längeren Lieferzeiten oder gar Ausfällen von Warenlieferungen geführt. "Dies ist Gift für unsere Wirtschaft", so IHK-Außenhandelsexperte Kurt Treumann.

China bleibt wichtiger Handelspartner

Nichtsdestotrotz sei China einer der wichtigsten Rohstofflieferanten für Deutschland und ist mit seinen ca. 1,4 Milliarden Einwohnern für mainfränkische Unternehmen als Absatz- und Produzentenmarkt von höchster Bedeutung. Die wachsende Mittel- und Oberschicht oder auch die Digitalisierung würden Potenziale bieten. Die alternde Bevölkerung Chinas und der damit einhergehende Zwang zu einem höheren Produktivitätsgrad schaffe ebenfalls neue Absatzmärkte, beispielsweise für mainfränkische Maschinenbauer oder Prozenten aus der Elektrotechnik.

  • Zum Artikel: Ökonom Felbermayr – Unabhängigkeit von China ist "frommer Wunsch"

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