Radlfahrer im Loisachmoor vor dem Herzogstand und Heimgarten.
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Tourismus in Oberbayern: Regionen erholen sich, München nicht

Tourismus in Oberbayern: Regionen erholen sich, München nicht

Oberbayern ist weiterhin ein beliebtes Reiseziel. Eine Studie des Tourismusverbandes zeigt nun: Während sich die ländlichen Regionen von der Krise erholen und der Sommertourismus auf Hochtouren läuft, leidet München noch immer enorm.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Der Sommertourismus in Oberbayern befindet sich auf seinem Höhepunkt und durch "Urlaub dahoam" und dem eingeschränkten Flugreiseverkehr sind vielerorts sogar mehr Touristen und Tagesausflügler anzutreffen als in den Jahren zuvor.

Ganz anders sieht hingegen die Lage für den Tourismus im Großraum München aus. Vor allem dort sind viele touristische und gastronomische Betriebe in ihrer Existenz bedroht.

Keine Messen, keine Geschäftsreisende

Der Umgang mit den fehlenden Messen im Herbst ist laut Tourismus-Verband Oberbayern aktuell die größte Herausforderung für den Tourismus. Die Landeshauptstadt und der Großraum München würden enorm unter dem Ausfall der Ausstellungen und den fehlenden Geschäftsreisenden leiden.

"München lebt ja zu 40 Prozent von den Geschäftstouristen. Von den Messen, wie die Bauma, die sogar bis in die ländlichen Räume raus wirkt durch die Übernachtungen. Wenn die nicht stattfinden, dann hat München keine Übernachtungen und kein Geschäft." Klaus Stöttner, Präsident des Tourismus-Verbandes Oberbayern München e.V.

Laut Tourismus-Verband ließ im vergangenen Jahr jeder Übernachtungsgast im Schnitt 134 Euro pro Tag in der Landeshauptstadt, bei einer Anzahl von 18,3 Millionen Übernachtungen im Jahr 2019. Da die Übernachtungen in der Stadt München stark zurückgegangen ist und einige Hotels teilweise nur zu einem Drittel ausgelastet sind, fehlen diese Umsätze nun.

Viele Bars, Nachtclubs und Kongresshotels bedroht

Nach Einschätzung von DeHoGa-Sprecherin und Vizepräsidentin Jutta Gries seien derzeit rund 40 Prozent aller gastronomischen oder touristischen Betriebe in ihrer Existenz bedroht - neben Bars und Nachtclubs vor allem Kongresshotels im städtischen Raum.

"Aktuell sind die Durchschnittszahlen sehr besorgniserregend. Wenn die Betriebe nicht mindestens 50 Prozent Umsatz machen, können sie ihren Betrieb so nicht aufrechterhalten, weil sie dann mehr Kosten haben." Jutta Gries, DeHoGa-Sprecherin

Viele Familienbetriebe nutzen Krise als Chance

Viele Familienbetriebe in den ländlichen Regionen hätten die Krise jedoch auch als Chance genutzt, so Jutta Gries vom Hotel-und Gaststättenverband. Oft sei während der Zeit des Lockdowns im Frühjahr renoviert und modernisiert worden. Häufig hätten Betriebe auch die Zeit genutzt, um sich an die digitalen Entwicklungen anzupassen - beispielsweise indem sich auch kleinere, familiär geführte Häuser auf Buchungsportalen registrierten.

Da Familienbetriebe oft auch keine Mieten zahlen, weil sich die Anwesen im Privatbesitz befinden, seien sie insgesamt weniger stark von der Coronakrise betroffen als große Hotelketten oder Betriebe im Großraum München.

Ländliche Betriebe profitieren vom Tourismus

Die ländlichen Regionen haben sich nach Informationen des Tourismus-Verbandes nicht nur gut von der Coronakrise erholt - der Sommertourismus laufe derzeit sogar besser als in den Jahren zuvor. "Wir haben volle Häuser, enorme Buchungen. Die Leute bleiben nicht bloß drei Tage, sondern teilweise 14 Tage. Eine wirklich positive Entwicklung", sagte Vizepräsident Klaus Stöttner.

Wichtigste Erkenntnis daraus sei auch: Nicht nur die Hotels und Gaststätten profitieren vom Übernachtungs- und Tagestourismus in Oberbayern, sondern der gesamte ländliche Raum mit den ortsansässigen Einzelhandels-, Handwerks-, und Dienstleistungsbetrieben. So würden alleine im Tölzer Land täglich 20.000 Semmeln nur für den Tourismus gebacken.

"Overtourism" - kein flächendeckendes Problem in Oberbayern

In letzter Zeit häuften sich Klagen einzelner Regionen in Oberbayern über zu viel Verkehr und zu viele Besucher. Vor rund zwei Wochen haben beispielsweise Grainauer Bürger am Fuße der Zugspitze gegen die massiv gestiegene Verkehrsbelastung demonstriert. Der Nationalpark Berchtesgaden setzt mehr Ranger ein und hat aufgrund des Ansturms auf einen bestimmten Instagram-"Hotspot" - die Gumpe am Königssee - bereits entsprechende Konsequenzen gezogen und wird den Bereich sperren.

Laut einer Studie, die der Tourismusverband Oberbayern in Auftrag gegeben hat und die bei der Präsentation der aktuellen Tourismus-Zahlen vorgestellt wurde, ist "Overtourism" kein oberbayernweites Problem. Es sei vielmehr ein punktuelles Problem, so Oswald Pehel, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Oberbayern.

"Es gibt einzelne Ausflugsziele, die durch den Tagesgast überfrequentiert sind. Da sind wir an Lösungen dran. Aber es gibt eine sehr hohe Tourismus-Akzeptanz in Oberbayern, teilweise bis über 80 Prozent." Oswald Pehel, Geschäftsführer Tourismus Oberbayern

Tourismus-Akzeptanz sehr hoch

Obwohl es an einzelnen Orten wegen zu großer Besucheranstürme zu Problemen komme, sei die Akzeptanz des Tourismus in Oberbayern dennoch insgesamt sehr hoch, so das Ergebnis der Befragung.

Das liege nach Informationen des Tourismus-Verbandes aber nicht nur daran, dass immer mehr Regionen vom Sommer- bzw. Wintertourismus leben. Die Menschen in Bayern reisen auch selbst gerne und schauen sich ihre Heimat an: Laut Verband gab es im letzten Jahr in Oberbayern 214 Millionen Tagesausflüge (bei 4,7 Millionen Einwohner in Oberbayern). 94 Prozent der Tagesausflügler kamen aus Bayern.

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Tourismus in Oberbayern: Zahlen und Fakten aus dem letzten Jahr.

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