Federn des Bartgeiers Wally
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Toter Bartgeier Wally wird untersucht – Ergebnis wohl im Juni

Wochenlang war das Schicksal des Bartgeier-Weibchens Wally unklar. Nun wurden ihre Überreste im Zugspitzmassiv gefunden. Vogelschützer sprechen von einer Tragödie. Wally war – soweit bekannt – gesund. Warum also ist sie verendet?

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Bei den Verantwortlichen für das Berchtesgadener Bartgeierprojekt ist die Trauer um die tote Wally groß. Toni Wegscheider vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) sagte dem BR, es sei ein Schock gewesen.

LBV-Verantwortlicher: "Eine Tragödie"

Wegscheider hatte vermutet, dass lediglich der Sender abgefallen sei und Wally "quietschfidel durch den Alpenraum fliegt". Die Experten hätten gewusst, dass es bei einem Projekt, das über zehn Jahre läuft, Verluste geben werde. Nur, dass gleich einer der ersten Berchtesgadener Bartgeier stirbt, sei eine Tragödie.

Knochen sollen untersucht werden

Nach dem Tod des Bartgeier-Weibchens Wally werden die Überreste des Tieres untersucht. Das solle eine mögliche Todesursache klären, sagte des Pressesprecher des LBV, Markus Erlwein, am Mittwoch. "Wir hoffen, dass wir im Laufe des Juni etwas erfahren." Es könnte sein, dass Wally durch einen Steinschlag ums Lebens kam.

Allerdings sei unklar, inwieweit die Untersuchungen konkrete Ergebnisse bringen können. Der Kadaver habe wahrscheinlich mindestens einen Monat draußen gelegen. "Ob man aus den wenigen Überresten wirklich etwas herausfinden kann, ist offen." Konkret soll an den Knochen nach Spuren von Verletzungen gesucht werden. Außerdem sollen die Überreste mikrobiologisch untersucht werden.

Überreste in einer Felsrinne gefunden

Ein Kletterteam des LBV hatte am Samstag die Reste des seit Mitte April verschwundenen Tieres gefunden. In einer unzugänglichen Felsrinne auf 1500 Metern Höhe lagen Knochen, Federn, Ring und Sender. Wally und das Bartgeier-Weibchen Bavaria waren im vergangenen Sommer mehr als 100 Jahre nach der Ausrottung der Bartgeier in Deutschland im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert worden.

Der zweite Bartgeier ist wohlauf

Als Wally im April plötzlich nicht mehr geortet werden konnte, wurde angenommen, sie habe nur den Sender verloren. Als ein kurzzeitiges Signal aus dem Zugspitzgebiet kam, starteten die Naturschützer die Suche. Der zweite einjährige Bartgeier Bavaria ist wohlauf. Sie befindet sich derzeit hinter dem Jenner, in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark Berchtesgaden, allerdings im Salzburger Land. "Bavarias" GPS-Sender liefert seit einigen Wochen zuverlässig ihre Aufenthaltsdaten.

Viele Todesursachen sind möglich

Wally war – soweit bekannt – gesund. Die Tiere können aber bei der Kollision mit Seilbahnkabeln, durch Vergiftung mit bleihaltiger Jagdmunition oder durch illegalen Abschuss sterben. Auch Lawinen oder Kämpfe mit Steinadlern können für sie zur tödlichen Gefahr werden.

Neue Bartgeier aus Spanien

Am Donnerstag nächster Woche sollen erneut zwei Bartgeier-Weibchen aus demselben Zuchtprogramm in Spanien im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert werden - eine davon ist Wallys kleine Schwester, die zweite die Cousine von Bavaria. Dass nun eine Schwester von Wally in den Nationalpark Berchtesgaden komme, sei ein kleiner Trost, sagte Erlwein. "Wir blicken sehr hoffnungsvoll auf den nächsten Donnerstag. Wir brauchen bei der Wiederansiedlung der Bartgeier in den Ostalpen einen langen Atem." Es habe sich einmal mehr gezeigt: "Es genügt nicht, einmal zwei Vögel erfolgreich ausgewildert zu haben."

Keine Fehler – aber Verbesserungen sind möglich

Für Ulrich Brendel vom Nationalpark Berchtesgaden geht das Wiederansiedelungsprojekt weiter. Fehler bei der Aufzucht und Auswilderung seien keine gemacht worden. Man müsse lernen mit Rückschlägen umzugehen, so Brendel zum BR. Es werde jedoch daran gearbeitet, die Qualität der Sender und der Gurte, die an den Vögeln befestigt sind, zu verbessern.

Namen der neuen Bartgeier gibt's bei der Auswilderung

Die beiden Jungvögel werden in derselben Nische wohnen wie zuvor ihre Verwandten. Sie heißen nach ihren Zuchtnummern BG1145 und BG1147. Ihre neuen Namen sollen bei der Auswilderung bekanntgegeben werden. Ein Name wird in der Region bei einem Wettbewerb gesucht, den anderen vergibt der LBV im Zuge einer Namenspatenschaft.

Bartgeier sind mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern die größten Brutvögel der Alpen, für Mensch und Tier aber ungefährlich: Sie fressen nur Aas - und von diesem wiederum fast nur die Knochen.

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