Viele Führerscheine liegen hintereinander aufgereiht auf einem Tisch,
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3,6 Millionen Führerscheinprüfungen wurden im Jahr 2022 absolviert. So viele, wie nie zuvor. Dabei wird der Führerschein immer teurer.

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Teurer Führerschein – wie kann er günstiger werden?

Der Führerschein ist teuer wie nie. Dabei zahlen manche Fahrschüler oft mehr als doppelt so viel wie andere. Warum das so ist und warum man den Führerschein nicht einfach da machen kann, wo er am günstigsten ist? Ergänzt durch "Dein Argument".

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Nachmittag am .

Führerschein machen ist angesagt – so wirkt es, wenn man sich die Zahlen des ADAC dazu anschaut: 3,6 Millionen theoretische und praktische Prüfungen wurden im Jahr 2022 absolviert. So viele, wie nie zuvor. Dabei wird der Führerschein immer teurer. Bis zu 4.450 Euro sollen es sein – wenn man beide Prüfungen beim ersten Mal besteht.

Fahrlehrer Werner Hofmiller sieht dafür verschiedene Gründe: Das Verkehrsaufkommen sei heute deutlich höher und es seien auch viele Verkehrsregeln dazugekommen. "Dadurch braucht man heute wesentlich mehr Fahrstunden als früher." Hofmiller weiß, wovon er spricht: Seit fast 40 Jahren ist er Fahrlehrer in München, die Fahrschule hat er damals von seinem Vater übernommen, der wiederum von seinem Vater.

Unterschiedliche Preise für Fahrstunden

Früher brauchte man aber nicht nur weniger Fahrstunden, sondern die Stunden waren auch günstiger. Das habe verschiedene Gründe, sagt der Fahrlehrer. So seien zum Beispiel die Autos immer teurer geworden. Außerdem müsse eine Fahrschule auch laufend höhere Softwarekosten bezahlen.

Wieviel eine Fahrstunde kostet, hängt allerdings auch von der Fahrschule ab, weiß ADAC-Unternehmenssprecherin Katharina Lucà. Sie rät deshalb dazu, Preise zu vergleichen. Es sei möglich, "dass man, wenn man ein paar Kilometer in die eine oder andere Richtung geht, dann eine günstigere Fahrschule findet."

Weniger Fahrstunden und geringere Kosten auf dem Land

Das kann sogar noch weiter gehen: Möglich ist nämlich auch, den Führerschein auf dem Land zu machen – dort braucht man normalerweise weniger Fahrstunden. Um auf dem Land auch die praktische Prüfung ablegen zu dürfen, muss man dort allerdings seinen Hauptwohnsitz gemeldet haben.

💬 Mitdiskutieren lohnt sich: Die folgende Passage hat die Redaktion im Rahmen des BR24-Formats "Dein Argument" ergänzt. Hintergrund sind Kommentare der User "Landsberger", "Christian_August_Vulpius" und "Loewin". Sie haben auf den Zusammenhang zwischen Wohnort und Fahrprüfung aufmerksam gemacht.

Geregelt wird das in der sogenannten Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV). In Paragraf 17, Absatz 3: "Der Bewerber hat die praktische Prüfung am Ort seiner Hauptwohnung oder am Ort seiner schulischen oder beruflichen Ausbildung, seines Studiums oder seiner Arbeitsstelle abzulegen."

Der Hauptwohnsitz ist dabei der Ort, an dem sich "eine Person mehr als die Hälfte des Jahres aufhält". Wer also für die Führerscheinprüfung zur Oma aufs Land ziehen will, der muss das mit einigem Vorlauf tun. Macht man den Führerschein dort, wo man arbeitet, studiert oder zur Schule geht, braucht man dafür ebenfalls entsprechende Nachweise.

Fahren lernen, wo man später fährt

Das gilt wohlgemerkt nur für den Antrag auf Erteilung der Fahrerlaubnis und das Ablegen der praktischen Prüfung. Theorie- und Praxisunterricht sowie die theoretische Prüfung müssen nicht unbedingt am Hauptwohnsitz stattfinden.

Die Verordnung gibt es deshalb, weil man durch Fahrunterricht und Fahrprüfung vor allem den Verkehr dort kennenlernen sollte, wo man später dann auch hauptsächlich fährt. 💬

Und auch Fahrlehrer Werner Hofmiller meint, dass wer seinen Führerschein auf dem Land gemacht hat, in München wohl erstmal "Schiffbruch erleiden" würde. "Aber man kann es ja so machen, dass man sich langsam rantastet und nicht direkt ins Getümmel fährt", rät Hofmiller.

So kann man beim Führerschein sparen

Und er hat noch weitere Tipps. Einer fängt schon im Kindesalter an: Aus dem Fenster schauen, wenn man bei den Eltern im Auto mitfährt, nicht "aufs Handy schauen." So bekomme man schon früh Verkehrssituationen mit und käme besser vorbereitet in die Fahrschule. Und auch die Schulen sieht Hofmiller hier in der Pflicht, es brauche mehr Verkehrserziehung.

Natürlich spiele auch eine große Rolle, in welchem Alter eine Person das Autofahren lernt. Hier gelte: Je jünger, desto besser. "Mit jedem Jahr, das man älter ist, wird es schwieriger, den Führerschein zu machen." Werner Hofmiller empfiehlt außerdem, die ADAC-Verkehrsübungsplätze zu nutzen und dort mit einer befreundeten Person oder einem Elternteil zu üben: "Dann braucht man weniger Fahrstunden."

Üben mit dem Fahrsimulator und Prüfung auf Automatikwagen

Und auch im Fahrsimulator, den immer mehr Fahrschulen haben, könne man üben, sagt Hofmiller. Allerdings könne so ein Simulator, "den normalen Fahrbetrieb nicht ersetzen." Dem pflichtet ADAC-Unternehmenssprecherin Lucà bei: Der Fahrsimulator könne helfen "um den Fahrschülern bei den ersten Fahrten die Ängste zu nehmen", man könne üben "wie das mit dem Schalten und Kuppeln zum Beispiel funktioniert."

Seit drei Jahren gibt es außerdem den Führerschein B197: Hier wird die Ausbildung auf Automatik- und Schaltwagen durchgeführt – die Prüfung allerdings auf einem Automatikwagen. Die Chancen zum Bestehen sind dadurch höher. Allerdings ergebe der B197 nur dann Sinn, wenn man später auch hauptsächlich mit Automatikgetrieben fahre, betont Fahrlehrer Hofmiller.

Viel zu beachten also. Aber auch viele Möglichkeiten, zu sparen. Und wer weiß? Vielleicht werden die Anforderungen ja auch bald wieder entschlackt und der Führerschein dadurch günstiger. Die Bundesanstalt für Straßenwesen prüft derzeit, wie die Fahrschulausbildung modernisiert werden kann.

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