Der Kabarettist Thomas Mayer, besser bekannt als der "Vogelmayer", am Telefon in seinem Büro.
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Der Kabarettist Thomas Mayer, besser bekannt als der "Vogelmayer", musste von der Bühne wieder zurück in den Büroalltag.

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Tagsüber Landratsamt, Abends Bühne: der Alltag vom "Vogelmayer"

Gerade die Kulturbranche hat die Corona-Pandemie hart getroffen. Viele haben ihre Arbeit verloren oder ihren Beruf gewechselt. Der Kabarettist Thomas Mayer, besser bekannt als der "Vogelmayer", musste von der Bühne wieder zurück in den Büroalltag.

Dieser Beitrag entstand in der Lehrredaktion Audio/Video des Studiengangs Journalismus und Kommunikation an der Universität Passau in Zusammenarbeit mit Journalistinnen und Journalisten aus dem BR-Studio Niederbayern/Oberpfalz. Weitere Geschichten über Menschen, die sich wegen Corona beruflich neu orientieren mussten finden Sie unter www.br24.de/niederbayern.

Thomas Mayer steht wieder auf der Bühne. Der Abend im Kleinen Kurhaus in Bad Füssing im Landkreis Passau ist einer seiner ersten Auftritte nach einer monatelangen Zwangspause. "Ich habe natürlich auch einige Streams gemacht und einige Wohnzimmer- und Schaufenster-Konzerte, aber das war alles aus der Not heraus geboren", sagt Mayer. Normalerweise tritt er als "Vogelmayer" regelmäßig mit bayerischem Musikkabarett und selbstverfassten Liedern auf Kleinkunstbühnen und in Wirtshäusern auf. Wegen der Corona-Pandemie musste er sich aber innerhalb kurzer Zeit anders orientieren. Umso mehr freut er sich darüber, dass Bühnenauftritte jetzt wieder möglich sind: "Es ist natürlich ein tolles Gefühl. Wir haben ja eine lange Lockdown-Zeit gehabt in der Künstler- und Kultur-Szene, über sieben Monate eigentlich. Vor richtigem Publikum zu stehen macht wieder riesig Spaß", sagt er.

Im Landratsamt ist er nicht der "Vogelmayer"

Tags darauf tauscht Thomas Mayer dann aber seine Gitarre wieder gegen seine Computermaus. Sein aktueller Hauptarbeitsplatz: ein Büro in der Ausländerbehörde im Landratsamt Straubing-Bogen. Ein Job, der vor der Pandemie für den Kabarettisten nur noch eine kleine Nebenrolle spielen sollte. "Mit meiner sich entwickelnden Karriere habe ich meinen normalen 40-Stunden-Bürojob gekündigt und dann beim Landratsamt mit Teilzeit angefangen. Ich habe relativ schnell auf zehn Stunden reduziert und dann sogar auf fünf Stunden", sagt Mayer.

Bei ihm stehen die Anrufer Schlange

Doch die Pandemie verändert seine Pläne. Relativ schnell habe er seine Stundenzahl wieder nach oben geschraubt und im ersten Lockdown am Corona-Bürgertelefon gearbeitet. Am Anfang seien es bis zu 200 Anrufer pro Tag gewesen und immer wieder hätten ihn Leute am Telefon erkannt. Als die örtliche Zeitung über den Kabarettisten am Bürgertelefon berichtet, habe das nochmal sprunghaft zugenommen, erzählt der "Vogelmayer". Manche hätten auch nur einen lockeren, lustigen Spruch erwartet. "Ich trenne das Kabarett aber ganz klar vom Job im Landratsamt, weil das schon etwas ist, wo man seriös auftreten muss", sagt Mayer.

Thomas Mayer steht mit Gitarre auf einer Bühne.
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Nach langer Pause kann Thomas Mayer wieder auf der Bühne stehen.

Er bringt frischen Wind ins Büro

Seine Arbeitskollegin Sabrina Stiebritz merkt jedoch hin und wieder, dass er eigentlich Kabarettist ist: "Er macht seine Späßchen, auch manchmal auf meine Kosten. Aber ich bin ein Mensch, der da nicht so nachtragend ist. Ein bisschen Spaß muss sein", findet sie. Falls er wieder Vollzeit als Kabarettist arbeiten sollte, werde sie ihn definitiv vermissen: "Er bringt schon den gewissen Witz auch mit in die Arbeit", sagt sie.

Pendeln zwischen Büro, Testzentrum und Bühne

Zwischenzeitlich hat Thomas Mayer auch für einige Wochen in einem Corona-Testzentrum ausgeholfen. Im Gegensatz zu einigen seiner Künstlerkollegen sei er noch relativ gut weggekommen. sagt er. Einige Veranstalter, Gastronomen und Künstler mussten einfach aufhören, "weil sie die lange Durststrecke nicht überstanden haben". Trotzdem hatte auch Mayer mit der neuen Situation zu kämpfen.

Kultur-Branche hart getroffen

Aufgrund der Corona-Pandemie sind der Großteil von Mayers Verträgen auf Eis gelegen, fast alle Auftritte wurden verschoben oder komplett abgesagt. "Mein Beruf ist ja nicht nur Beruf, sondern auch Berufung. Deswegen war es für mich schlimm, dass ich nicht spielen konnte. Am Anfang war ich natürlich schon mal vor den Kopf gestoßen und war richtig desillusioniert", erzählt Mayer. Er hätte zwar staatliche Hilfen erhalten, aber auch sehr große finanzielle Einbußen hinnehmen müssen, weit über 90 Prozent. "Aber ich habe dann nach wenigen Wochen einfach den Entschluss gefasst, ich gehe jetzt da optimistisch nach vorne", sagt Mayer.

Er will nun versuchen, seine Stunden im Landratsamt erneut zu reduzieren, da es mit seinen Auftritten wieder aufwärts geht. Trotzdem will er den Fuß in der Tür lassen. Schließlich biete es eine gewisse Sicherheit, falls im Herbst die Zahlen plötzlich erneut nach oben schnellen sollten.

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Neuer/alter Arbeitsplatz für Thomas Mayer: Das Landratsamt Straubing-Bogen.

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