Der bundesweite Bahnstreik bei der Bahn ist abgesagt – Privatbahnen werden von der Eisenbahnergewerkschaft EVG aber dennoch bestreikt.
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Der bundesweite Bahnstreik bei der Bahn ist abgesagt – Privatbahnen werden von der Eisenbahnergewerkschaft EVG aber dennoch bestreikt.

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Streik im Bahnverkehr: Mit Störungen ist bis Dienstag zu rechnen

Trotz der Absage des bundesweiten Warnstreiks im Zugverkehr kommt es heute zu Ausfällen. Im Fernverkehr fällt jeder zehnte Zug aus. Privatbahnen wie die BRB in Bayern werden allerdings trotzdem bestreikt – hier stehen alle Züge still.

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Die Anzeigetafel in bayerischen Bahnhöfen melden heute viele Zugausfälle und Verspätungen. Trotz des abgesagten Warnstreiks bei der Deutschen Bahn sollen nur rund 90 Prozent aller Fernzüge fahren. Im Regionalverkehr in Bayern gibt es einige Ausfälle. Die private Bayerische Regiobahn rechnet praktisch mit einem Totalausfall, so eine Firmensprecherin.

Oberbayern und Schwaben: Totalausfall bei der BRB bis Dienstagnacht

Bei der Bayerischen Regiobahn BRB waren am Vormittag 300 Lokführer im Streik und "nicht einmal eine Handvoll" mit dem Zug unterwegs, so ein Sprecher der Gewerkschaft EVG. Das wird sich auch am Dienstag kaum ändern, denn für die BRB-Bediensteten gilt der 50 Stunden-Streikaufruf weiter, dort wird unabhängig von der Bahn AG verhandelt. Die BRB ist in fünf Regionen Oberbayerns und Schwabens unterwegs, von Berchtesgaden bis zum Ostallgäu, vom Tegernsee bis zur Altmühl.

Vom Streik betroffen sind daher viele Bahnfahrer auf den BRB-Strecken von Augsburg nach Ingolstadt, Friedberg, Aichach, Lengenwang, Mering, Bobingen, Schongau, Landsberg, Buchloe und Kaufering. Teilweise fuhren Go-Ahead-Züge auf den BRB-Verbindungen. Die Privatbahnen Go Ahead, Alex und Agilis werden nicht bestreikt, weil sie einen eigenen Tarifvertrag haben.

Verzögerungen im Regionalverkehr in Mittelfranken

In Mittelfranken ist schon ab Dienstag mit einem normalen Zugverkehr zu rechnen. Hier wird auch der Großteil des Regionalverkehrs von der Deutschen Bahn betrieben. Am Montag kann es noch zu Zugausfällen und Verzögerungen kommen.

Hintergrund ist, dass Personal wegen des drohenden Streiks aus den Dienstplänen genommen wurde und frei bekommen hat, sagt Matthias Birkmann von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft in Nürnberg. Der Arbeitgeber könnte Probleme haben, alle Beschäftigten wieder in die Dienste zu holen. Daher könnte es noch zu Verzögerungen kommen und sogar Züge im Regionalverkehr und Fernverkehr ausfallen. Reibungslos dürfte der Zugverkehr der Deutschen Bahn erst wieder am Dienstag laufen, sagt Birkmann.

Erfurter Bahn fährt nur im Notfallplan

Die Erfurter Bahn EIB fährt zumindest heute nach Notfallfahrplan. Betroffen davon ist der Großraum Schweinfurt-Bad Kissingen. Laut einer Sprecherin hatte sich die EIB auf den 50-stündigen Warnstreik vorbereitet, von dem sie schließlich doch nicht betroffen war.

Alle Notpläne müssten nach und nach wieder zum Regelfahrplan geführt werden. So wären momentan noch Ausfälle und auch Schienenersatzverkehre zu verzeichnen. Auf seiner Website teilt die Erfurter Bahn mit, dass am Montag und Dienstag nur jeder zweite Zug fahren wird. Die EIB hat einen Zwei-Stunden-Takt eingerichtet. In Unterfranken sind die Verbindungen von Schweinfurt über Bad Kissingen nach Meiningen und die Verbindung von Gemünden nach Schweinfurt und die Verbindung von Schweinfurt ins thüringische Meiningen betroffen.

Länderbahn stellt Regelbetrieb wieder her

Auch bei der Länderbahn wurde versucht, nach Absage des Streiks den Fahrplan wieder aufzunehmen. Für heute und morgen kann es noch vereinzelt zu Zugausfällen kommen. Die Länderbahn betreibt die Netze Trilex, Vogtlandbahn, Alex, Oberpfalzbahn und die Waldbahn. Sie bittet ihre Fahrgäste sich vorab zu informieren, ob der gewünschte Zug planmäßig fährt.

DB-Regional- und Fernverkehr soll ab Dienstag wieder laufen

Der Warnstreik sollte am Sonntag um 22 Uhr beginnen und am Dienstag um 24 Uhr enden. Nachdem unter Vermittlung des Arbeitsgerichts Frankfurt ein Vergleich zwischen der EVG und der Deutschen Bahn beim Knackpunkt Mindestlohn zustande gekommen war, hatte die Gewerkschaft den Arbeitskampf beim bundeseigenen Konzern am Wochenende kurzfristig abgesagt.

Daraufhin musste die Bahn den bereits abgesagten Zugverkehr "praktisch neu organisieren", sagte der Sprecher. "Wir haben am Wochenende Tausende Mitarbeitende kontaktiert, um möglichst viele Schichten zu besetzen." Schichtpläne seien neu gestaltet worden, und Fahrzeuge hätten an andere Orte gebracht werden müssen. Der "Kraftakt" sei gelungen.

Bei der Deutschen Bahn selbst läuft der Regional- und S-Bahn-Verkehr praktisch normal. Im Fernverkehr wurde allerdings jeder zehnte Zug abgesagt. Darunter waren auch einige Intercity-Züge etwa von Augsburg nach München. Ab Dienstag sollen alle Züge der Deutschen Bahn im Regional- und Fernverkehr wieder planmäßig verkehren.

Verhandlungen zwischen DB und EVG gehen weiter

Mit dem Vergleich vor dem Frankfurter Arbeitsgericht konnten beide Seiten einen großen Knackpunkt bei den Verhandlungen weitgehend ausräumen: Bei rund 2.000 Bahn-Beschäftigten, die den gesetzlichen Mindestlohn bislang nur über Zulagen erhalten haben, wird dieser nun rückwirkend zum 1. März in die Tariftabellen aufgenommen. Damit beziehen sich zukünftige Tarifsteigerungen auf diese höhere Basis.

Bei vielen anderen Punkten liegen Arbeitgeber und Arbeitnehmer allerdings noch weit auseinander. Die EVG fordert in den Verhandlungen mit der Bahn und Dutzenden weiteren Eisenbahn-Unternehmen mindestens 650 Euro mehr pro Monat oder 12 Prozent für die oberen Einkommen. Die Laufzeit soll 12 Monate betragen. Die Bahn hat neben einer Inflationsausgleichsprämie bislang nur prozentuale Steigerungen angeboten sowie eine Laufzeit von 27 Monaten.

Nach der Absage des Warnstreiks bei der Deutschen Bahn treffen sich Vertreter des Unternehmens am Mittwoch mit der EVG zu vorbereitenden Gesprächen für die nächste Tarifverhandlungsrunde. Die EVG erklärte am Montag zunächst, "kurzfristig für Dienstag" zu Tarifgesprächen in kleiner Runde geladen zu haben. Die Bahn teilte später mit, es sei dann ein Termin am Mittwoch ausgemacht worden.

Mindestlohn: EVG schließt erneute Streikankündigung nicht aus

"Der Vergleich vor Gericht war ein gemeinsamer Kompromiss und ist jetzt die Basis für den Einstieg in konstruktive Verhandlungen", erklärte die Bahn. "Wir begrüßen die Verhandlungsbereitschaft der EVG, denn wir müssen schnell zu einer Lösung kommen", hieß es daraufhin seitens der Bahn. Es sei vereinbart worden, am Mittwoch "in kleinem Kreis die Verhandlungsrunde in der kommenden Woche vorzubereiten".

EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch äußerte sich am Montag misstrauisch. Die Deutsche Bahn habe vor dem Arbeitsgericht "unmissverständlich" erklärt, unsere Forderungen zum Mindestlohn zu erfüllen. "Vor diesem Hintergrund können wir nun in die Verhandlungen eintreten - sofern der Arbeitgeber Wort hält." Ansonsten sei die Gewerkschaft "jederzeit in der Lage, wieder zu einem Streik aufzurufen und das auch schon ab Mittwoch".

Im Video: Warnstreik bei der Bahn ist abgesagt

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