Symbolbild: Polizeibeamte suchen ein Ufer nach einem Vermissten ab.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Silas Stein

Symbolbild: Polizeibeamte suchen ein Ufer nach einem Vermissten ab.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Spurlos verschwunden: 1.600 ungeklärte Vermisstenfälle in Bayern

Mehrere Tausend Menschen werden jährlich im Freistaat vermisst. Der Großteil der Fälle klärt sich innerhalb weniger Tage. Doch manche Menschen bleiben auch über Jahre oder Jahrzehnte verschwunden.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3 am Morgen am .

Seit November wird die 39-jährige Vanessa Huber aus Unterhaching bei München vermisst, Mitte Dezember verschwand die schwangere Alexandra R. aus Nürnberg – die Polizei ermittelt, aber von beiden fehlt weiterhin jede Spur. Es sind nicht die Einzigen: Rund 1.600 Menschen werden derzeit in Bayern vermisst. Der überwiegende Teil der Fälle lässt sich innerhalb weniger Tage aufklären, doch immer wieder bleiben Menschen auch über Wochen oder gar Jahre verschwunden.

Am häufigsten verschwinden Jugendliche

Von den Vermisstenfällen im Jahr 2022 waren 76 Prozent innerhalb von drei Tagen geklärt, wie ein Sprecher des Bayerischen Landeskriminalamts (LKA) in München mitteilte. Am häufigsten vermisst wurden Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren (54 Prozent), darauf folgten Erwachsene (18 bis 59 Jahre) mit 27 Prozent der Vermisstenfälle. Auf Kinder bis 13 Jahre und Erwachsene über 60 Jahre entfielen jeweils rund zehn Prozent der Fälle.

Während bei Kindern und Jugendlichen etwas mehr Mädchen als Jungen vermisst werden, ist bei den Erwachsenen und über 60-Jährigen der Anteil der vermissten Männer laut LKA fast doppelt so hoch wie der der Frauen.

Wer gilt als vermisst?

Wenn jemand sein gewohntes Lebensumfeld verlassen hat, der aktuelle Aufenthaltsort unbekannt ist und eine Gefahr für Leib oder Leben angenommen werden kann, geht die Polizei von einem Vermisstenfall aus. Verschwinden Minderjährige, nimmt die Polizei grundsätzlich eine Gefahr für Leib oder Leben an.

Jedes Jahr hat die bayerische Polizei mit rund 10.000 Vermisstenfällen zu tun, wie Martin Cornils von der Vermisstenstelle der Abteilung Personenfahndung beim LKA erklärte. Darin enthalten seien auch zahlreiche Fälle, die sich bereits innerhalb kurzer Zeit klären lassen oder auch von Menschen, die mehrfach vermisst gemeldet werden, meist Jugendliche. Grundsätzlich sei die Zahl der Vermissten in Bayern sehr stabil. In den Corona-Jahren 2020 und 2021 habe es aber etwas weniger Vermisstenfälle in Bayern gegeben, sagte Cornils. Als Gründe vermutet der LKA-Beamte die Ausgangssperren, weniger Urlaube und Freizeitaktivitäten.

Nach einem Streit plötzlich weg: Vanessa Huber

Doch viele Vermisste, wie auch Vanessa Huber aus Unterhaching, bleiben für längere Zeit unauffindbar. Erst vor kurzem hatte die Polizei bekannt gegeben, dass die 39-Jährige vor ihrem Verschwinden mit ihrem Ehemann gestritten hatte. Das Ehepaar war am 5. November 2022 noch gemeinsam einkaufen. Danach gerieten die beiden Zuhause in Streit. Vanessa verließ zwischen 17 und 18 Uhr die Wohnung – und kam nicht mehr zurück.

Die Polizei schließt einen Gewaltdelikt nicht aus, aber gegen den Ehemann besteht kein Tatverdacht. Sämtliche Suchmaßnahmen blieben bis jetzt erfolglos. Inzwischen veröffentlichte die Polizei auch ein Video aus einer Überwachungskamera in dem Unterhachinger Supermarkt, in dem Vanessa zuletzt mit ihrem Ehemann einkaufte – das letzte nachweisliche Lebenszeichen von ihr.

Alexandra R.: Auf dem Heimweg von der Kita verschwunden

Auch von Alexandra R. aus Nürnberg fehlt bisher jedes Lebenszeichen. Die ebenfalls 39-Jährige war zuletzt am Morgen des 9. Dezembers 2022 gesehen worden. Die Hochschwangere hatte ihr Pflegekind in der Kita in Nürnberg-Katzwang abgegeben, danach war sie wie vom Erdboden verschluckt. Die Ermittler schließen aus, dass Alexandra absichtlich verschwand. Es gebe auch keine Anzeichen für einen Suizid oder einen Unglücksfall. Am wahrscheinlichsten sei ein Gewaltverbrechen.

Manche Fälle ließen sich nie endgültig aufklären, sagte LKA-Experte Cornils. Grundsätzlich würden Vermisstenfälle nach 30 Jahren geschlossen. 146 solcher ungeklärter Fälle, die bereits mehr als 30 Jahre zurückliegen, befinden sich derzeit in den Akten des LKA.

Unter Hochdruck suchen Polizeibeamte nach der Vermissten Alexandra R.
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Polizei weitet Suche aus

Mit Informationen von dpa

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!