Textilmaschinen-Mechaniker Salvatore Cali im Textilmuseum Augsburg, vor einer Kuka Selecta Strickmaschine
Bildrechte: BR/Christian Wagner

Kuka Rundstrickmaschine, Salvatore Cali, TIM Augsburg

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Socken, Panzer und Autos: Kuka-Maschinen produzieren fast alles

Die Warnfarbe Orange ist das Markenzeichen von Kuka. Die Roboterarme der Firma aus Augsburg sind weltweit im Einsatz. Doch in 125 Jahren hat die Firma auch Müllautos und Strickmaschinen hergestellt. Bis heute ist das Unternehmen stetig im Wandel.

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Über 70 Jahre alt ist die Strickmaschine. Salvatore Cali hat die "Kuka Selecta" komplett auseinandergenommen und wieder zum Laufen gebracht. Im Augsburger Textil- und Industriemuseum (TIM) kann er damit noch immer Socken stricken, wie 1951. Stolz zeigt Cali die Steuerung: Die sorgt dafür, dass die Socke auch eine Ferse bekommt.

Improvisationskunst vor und nach dem Krieg

Die Strickmaschine ist eigentlich ein Nachkriegs-Phänomen. Denn Panzerteile und Geschütze wie vor dem Kriegsende durfte Kuka nicht mehr herstellen. Und die Müllautos, die Kuka vor dem Krieg gebaut hatte, konnten sich die Städte nicht mehr leisten. Und so musste man erfinderisch werden, erklärt der Wirtschaftshistoriker Ingo Stader. Er hat Fundstücke und Geschichten aus 125 Jahren Kuka im Auftrag des Unternehmens zusammengetragen. Heute wird das Jubiläum mit einem Festakt in Augsburg gefeiert.

Neben Strickmaschinen produzierte Kuka auch Rohre für Möbel, Schreibmaschinen und andere Haushaltsgeräte. "Diese Improvisationskunst, diese Zuversicht, das ist - glaube ich - ganz wichtig", meint Stader. Die beiden Firmengründer und Jugendfreunde Johann Keller und Jakob Knappich haben ihrer Firma von Anfang an beigebracht, sich schnell neu zu orientieren. Von ihnen stammt auch der heutige Firmenname: Kuka war das Kürzel auf den Firmen-Telegrammen und steht für "Keller und Knappich, Augsburg".

Von Straßenlaternen zu Schweißgeräten für die Autoindustrie

Der erste Verkaufsschlager der beiden Firmengründer waren Straßenlaternen und Autoscheinwerfer, die mit Acetylengas betrieben werden. Anfangs waren die der Renner, denn das Licht war viel heller als das von Petroleum-Lampen. Aber schon wenige Jahre später wurden Keller und Knappich vom Siegeszug der elektrischen Glühbirne überrascht. Ihre Lampen konnte sie nicht mehr verkaufen.

Und so wandelte sich Kuka und sattelte um auf Metall-Schweißgeräte, die mit Acetylengas betrieben werden. Ihre Kunden waren unter anderem Volkswagen und Mercedes-Benz, die ihre Karosserien mit Technik aus Augsburg schweißten. Und diese Firmen gaben Anfang der 1970er Jahre dann auch den Impuls zu neuem Wandel: Sie wollten ihre Produktion mit Robotern automatisieren – und Kuka versuchte, diese zu liefern.

Orange als Warnfarbe für Arbeiter

Mit den Robotern kam auch das Orange zu Kuka, das heute zum Erkennungsmerkmal der Kuka-Roboter geworden ist. Denn die Roboterarme mussten seit Anfang der 1970er Jahre in dieser Farbe lackiert sein, damit den schnell rotierenden Maschinen kein Arbeiter zu nahe kommt. Heute werden die Roboter in die ganze Welt exportiert, doch Kuka wandelt sich bereits wieder.

In Zukunft lernen die Roboter selbst

"Heute gehen wir weg vom klassischen Maschinenbau, immer höherer Software-Anteil. Es geht um die Bedienung, Steuerung und Vernetzung von Maschine. Da spielt dann auch künstliche Intelligenz eine Rolle", erklärt Kuka-Sprecher Wolfgang Meisen. Er sieht Kuka nach wie vor als deutsches Unternehmen, auch wenn seit der Übernahme 2016 die chinesischen Manager von Midea das letzte Wort haben.

In die Zukunft will Kuka mit Robotern gehen, die nicht mehr umständlich programmiert werden. Sie lernen, indem ein Mensch die Bewegungen am Roboter vormacht. Dieser macht sie nach, tausendfach, wenn nötig. Mit solchen Robotern will Kuka in die Handwerksbetriebe und auch in die Operations-Säle der Kliniken.

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