Zwei Männer ziehen die neue provisorische Abwasserleitung von der großen Kabelrolle
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Schwerstarbeit: Eine Kabelrolle nach der anderen wird entrollt für die provisorische Abwasserleitung am Ostufer des Königssees.

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Saison gerettet: St. Bartholomä hat wieder eine Abwasserleitung

Die Aufregung war groß, als im Januar ein Leck in der Abwasserleitung vor der Halbinsel St. Bartholomä mitten im Königssee entdeckt wurde. Abhilfe schafft nun eine provisorische Leitung - gerade noch rechtzeitig.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Rund vier Wochen lang war die Abwasserleitung im Königssee beschädigt. Passiert ist das glücklicherweise nicht in der Hauptsaison, sondern bereits im Dezember 2021. Denn anders als in den Sommermonaten halten sich im Winter nur wenige Menschen auf St. Bartholomä auf und benutzen dort die Toiletten. Das Leck wurde im Januar bei einer sogenannten Druckprüfung der Hochschule Augsburg entdeckt.

Alte Leitung liegt über 30 Jahre im Königssee

Die fast sechs Kilometer lange Abwasserleitung aus Kunststoff wurde im Jahr 1988 zwischen St. Bartholomä und der Seelände verlegt. Vermutet wird, dass sich das Leck - ein Loch oder Riss im Kunststoffschlauch - in rund 190 Metern Tiefe am Seegrund befindet. In solchen Tiefen ist keine Reparatur möglich. Laut Richard Lenz, dem stellvertretenden Bürgermeister von Schönau am Königssee, war durch die defekte Leitung die Wasserqualität des Gebirgssees nicht beeinträchtigt. Das hätten die Wasserproben gezeigt, die in regelmäßigen Abständen vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein genommen wurden.

Lecke Leitung hätte zur Schließung von St. Bartholomä geführt

Der Touristen-Hotspot stand kurz vor der Schließung für die anlaufende Saison, deshalb war schnelles Handeln gefragt. Denn bereits in den Pfingstferien werden an schönen Tagen auf der malerischen Halbinsel St. Bartholomä unterhalb der Watzmann-Ostwand täglich bis zu 5.000 Menschen erwartet. Bei einer Schließung wegen einer defekten Abwasserleitung wären die Gastronomie im ehemaligen Jagdschoss, bei der Fischerei, sowie der Besucherverkehr in der Barockkirche zum Erliegen gekommen.

Erste Abhilfe: Ponton aus Hamburg

Als erste Maßnahme wurde ein Ponton - eine schwimmende Plattform - aus Hamburg mit Tanks organisiert. In diesen Ponton können 300 Badewannen voll aufbereiteter Fäkalien gepumpt werden. Außerhalb des Schifffahrtsbetriebs – frühmorgens und spätabends - wird die Plattform quer über den Königssee zum Festland gezogen und an der Seelände in die Kanalisation entleert. Nicht mehr lange, denn die provisorische Abwasserleitung soll noch vor Pfingsten den Betrieb aufnehmen.

Am Westufer schwimmt die Übergangs-Kunststoffleitung

Seit Tagen werden Meter um Meter der provisorischen Abwasserleitung am Rand des Westufers verlegt. Von der Bob- und Rodelbahn, entlang der schroffen, teilweise bewaldeten Felswände, bis zur Halbinsel St. Bartholomä. Der fünf Zentimeter dicke schwarze Schlauch schwimmt auf dem Wasser und wird nicht in der Tiefe versenkt. Umso wichtiger sind regelmäßige Kontrollfahrten, um festzustellen, ob zum Beispiel kein umgestürzter Baum die Leitung beschädigt hat.

Ständige Abwasserleitung wird im Herbst gebaut

Die provisorische Abwasserleitung ist nicht frostbeständig. Auch deshalb soll sie im Herbst durch eine neue, leistungsfähigere Kunststoffleitung ersetzt werden. Sie wird dann wieder auf den Grund des Sees abgesenkt, soll mehr Druck aushalten und – wenn es nach den Planern geht - mindestens 30 Jahre halten.

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