Ein gelb blühendes Rapsfeld.
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Mit Rapsöl im Tank könnten Landwirte klimafreundlich Traktor fahren. Doch wegen der Energiesteuer auf Rapsöl ist es für viele keine Option.

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Rapsöl im Schlepper-Tank: Landwirtschaft wird ausgebremst

Mit Rapsöl im Tank klimafreundlich Traktor fahren: Diese Idee finden viele Landwirte grundsätzlich gut. Doch die Umsetzung wird den Bauern nicht gerade leicht gemacht. Ein Pionier gibt Einblicke und zeigt auf, wo es in der Branche hakt.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Für Landwirt Jürgen Pfänder aus Ohrenbach im Landkreis Ansbach ist es eine ideelle Entscheidung: Zwei seiner Schlepper fahren mit kaltgepresstem Rapsöl im Tank. Die "Tankstelle" befindet sich in einer seiner Scheunen, große Tanks voller goldgelbem Öl stehen hier: "Wir haben hier etwa 5.000 Liter gelagert. Und wenn es leer ist, dann können wir in der Ölmühle anrufen – das holen wir dann selber ab, denn die Mühle ist nicht weit weg, etwa 20 Kilometer."

2022 kam Energiesteuer für Rapsöl

2005 hat Jürgen Pfänder den ersten Rapsöl-Schlepper in Betrieb genommen, fünf Jahre später kam ein zweiter hinzu. Es war die Zeit, in der es, wie Landwirt Pfänder sagt, einen regelrechten Hype gab. Das bestätigt auch das bayerische Landwirtschaftsministerium: 2007 habe es ein "Nachfragehoch" im Bereich Biokraftstoffe, Rapsöl und Biodiesel gegeben.

Doch so richtig durchgesetzt haben sich die Alternativen zum Dieseltreibstoff nie. Spätestens seit 2022, seit das Rapsöl als Kraftstoff nicht mehr von der Energiesteuer entlastet wird, ist es für viele Landwirte keine Option mehr. Laut dem bayerischen Landwirtschaftsministerium werden Rapsöl und Biodiesel seitdem mit 0,47 Euro pro Liter Energiesteuer belastet, Agrardiesel hingegen nur mit knapp 0,26 Euro pro Liter.

Schwankungen bei Rapsöl- und Dieselpreisen

Die Steuer auf das Rapsöl ist für den Landwirt ein Unding. Er hat einen großen Betrieb, 3.000 Schweine, eine große Biogasanlage, Photovoltaikanlagen und betreibt Ackerbau. Da die Diesel- und Rapsölpreise stark schwanken, kann er nicht generell sagen, was sich für ihn mehr rechnet. Aktuell seien seine Rapsöl-Schlepper recht kostenneutral. "Ich bin letztendlich aus ökologischer Seite davon überzeugt", so Pfänder. "Dieser CO₂-Kreislauf – dass man sagt, wir wollen und müssen klimaneutral werden und müssen CO₂ einsparen, und das wäre für die Landwirtschaft ein sehr guter Ansatz."

Rapsöl spart Treibhausgase ein

So sieht man es auch am Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing (TFZ): Rapsöl-Kraftstoff aus dezentralen Ölmühlen spart mehr als 90 Prozent Treibhausgase gegenüber Diesel ein, so das TFZ. Zudem sei es biologisch schnell abbaubar.

Landwirt Pfänder überzeugt außerdem der Wertschöpfungskreislauf. Denn bei der Pressung in der Ölmühle bleibt als Nebenprodukt der sogenannte Presskuchen, der in der Region wiederum als Eiweißfutter für die Tiere genutzt wird und auch als Sojaersatz dienen könnte.

Fränkischer Landwirt: Markt ist am Boden

Dennoch sei der Markt für Rapsöl als Kraftstoff am Boden, sagt Pfänder. Denn es gibt die Diskussion "Teller oder Tank"? Von der Politik sei es nicht gewollt, dass Biokraftstoffe, die häufig aus Pflanzen hergestellt werden, die man auch als Lebensmittel verwenden kann, im Tank statt auf dem Teller landen.

Eine weitere Schwierigkeit: Landwirte, die mit Raps im Tank fahren, müssen nicht nur höhere laufende Kosten in Kauf nehmen, sondern stehen auch schon bei der Anschaffung eines Traktors vor einem Problem. Denn es gibt keine Landmaschinen zu kaufen, die bereits einen auf Rapsöl umgerüsteten Motor haben. Das bestätigt auch das Landwirtschaftsministerium. Pflanzenölkraftstoff sei bisher einfach "nicht konkurrenzfähig" gewesen. Für die Hersteller sei die Typgenehmigung für jede weitere Kraftstoffart mit erheblichen Kosten verbunden.

Landmaschinenhersteller John Deere testet Rapsöl-Traktor

Auch einer der großen Markführer, der Landmaschinenhersteller John Deere, muss aktuell bei Rapsöl-Schleppern passen. Man stehe allerdings "direkt vor der Serienreife" und teste "derzeit in Zusammenarbeit mit dem TFZ in Straubing und den Bayerischen Staatgütern den sogenannten ResiTrac, der mit Rapsöl betrieben wird", so ein Sprecher von John Deere im Gespräch mit BR24.

Wer, wie Landwirt Jürgen Pfänder, trotz aller Widrigkeiten an der Idee festhält, der kann seinen Schlepper umrüsten lassen. Laut Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), muss dabei mit Kosten von bis zu 10.000 Euro gerechnet werden.

Rapsöl als Brückentechnologie gute Option

Damit Pflanzenkraftstoffe wie Rapsöl im Tank für Landwirte attraktiver werden, fordert der BBV Erleichterungen. Denn die Kraftstoffe seien möglicherweise eine optimale Brückentechnologie: "Wir wissen nicht, was die beste Antriebstechnik in 20 oder 30 Jahren ist. Vielleicht ist das der Wasserstofftraktor", so Felßner. "Aber der Charme an dem Biodiesel und Biokraftstoffen ist, dass wir bis dahin mit der nächsten Tankfüllung klimaneutral werden – und das müssen wir nutzen."

Gut 23.000 Betriebsstunden waren die beiden Rapsöl-Schlepper von Jürgen Pfänder schon im Einsatz. Nach wie vor funktionieren sie einwandfrei, so der Landwirt. Auch wenn die Zukunftsaussichten für das Rapsöl als Kraftstoff nicht die besten sind: Für ihn bleibt die goldgelbe Flüssigkeit eine gute Alternative.

Rapsöl wird abgefüllt, um danach in einen Schlepper als Treibstoff gefüllt zu werden.
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Schon seit den 1980er-Jahren ist Rapsöl eine Alternative zu Diesel in Agrarfahrzeugen. Im Moment ist es aber teuer.

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