Geparkte Autos stehen dichtgedrängt an der Seite in einem Münchner Wohngebiet (Symbolbild)
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Geparkte Autos stehen dichtgedrängt an der Seite in einem Münchner Wohngebiet (Symbolbild)

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Räder auf Auto-Parkplätzen: Münchens OB ist gegen Berliner Idee

In Berlin dürfen Fahrräder und E-Roller ab Januar kostenlos auf bisherigen Auto-Parkplätzen stehen, damit die Gehwege nicht mehr zugestellt sind. Münchens OB Dieter Reiter hält das für falsch. Er hat für die bayerische Landeshauptstadt andere Pläne.

Die Berliner Entscheidung, kostenpflichtige Autostellplätze für Zweiräder kostenlos freizugeben, lehnt Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ab. "Das halte ich echt für einen falschen Ansatz", sagte Reiter der Deutschen Presse-Agentur. Zwar seien auch in München dringend mehr Stellplätze für Fahrräder nötig. "Aber bitte nicht diese konfrontativen Ansätze, nur um zu demonstrieren: Ja, wir nehmen euch Autofahrern jetzt diesen Platz weg und okkupieren ihn für Radfahrer."

"Stark im ideologischen Bereich": Reiter kritisiert Berlin

Der geplante Weg in Berlin hilft laut Reiter sicher nicht, das Zusammenwachsen von Mobilitätsarten zu fördern. "Ehrlich gesagt, sind wir da schon sehr stark im ideologischen Bereich, und das gefällt mir nicht." Er wünsche sich vielmehr, dass sich die Verkehrsarten "versöhnten", sagte der SPD-Politiker. Mit gutem Willen könnte es schließlich für alle einfacher werden. "Aber wir sind da einfach doch sehr deutsch."

Als Beispiel skizzierte Reiter eine Situation, in der ein Fußgänger am einen Rand eines fünf Meter breiten Gehweges laufe und am anderen Rand ein Radfahrer vorbeifahre. "Ich wette mit Ihnen: Jeder zweite Münchner meckert dann und sagt 'Du derfst da heroben ned fahrn', obwohl der Radfahrer ihn gar nicht stört. Da müssen wir einfach mal a bisserl mehr südländisch werden", forderte das Stadtoberhaupt. Dort poche im Verkehr auch nicht jeder auf sein (vermeintliches) Recht.

Berlin: Fahrräder & Co bald kostenlos auf Auto-Stellplätzen

Die Berliner Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) hatte diese Woche angekündigt, dass Fahrräder, aber auch Elektro- und andere Kleinstfahrzeuge ab Januar kostenlos auf Kfz-Parkplätzen abgestellt werden dürfen und sollen. Das soll die vielerorts sehr voll stehenden Gehwege wieder für Fußgänger passierbar machen. "Ich möchte endlich, dass die Fahrräder und auch die Scooter und andere Kleinstfahrzeuge von den Gehwegen verschwinden, wo sie bis jetzt rechtlich ja geduldet werden", sagte Jarasch zuletzt dem RBB.

Wozu die angepasste Regel im Alltag führen wird, muss sich erst zeigen. Viele Radlerinnen und Radler dürften sich die Frage stellen, ob ihr Gefährt angeschlossen an einen Fahrradbügel nicht doch besser gegen Diebstahl gesichert wäre als frei stehend am Straßenrand. Zudem müssen alle Verkehrsteilnehmer platzsparend parken. Ein Szenario, in dem mehrere Fahrräder einzeln in großen Abständen nebeneinander abgestellt werden, um etwa aus ideologischen Gründen möglichst vielen Autofahrern die Parkplatzsuche zu verlängern, würde der Straßenverkehrsordnung sicherlich widersprechen.

München will Auto-Parkplätze an Mündungen zurück bauen

Dennoch schwanen etwa dem verkehrspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Oliver Friederici, unnötige Konflikte zwischen Auto- und Radfahrern. Sein Kollege Felix Reifschneider aus der FDP-Fraktion sprach zuletzt gar von einem "ideologischen Kampf gegen das Auto".

München gehe hingegen den Weg, Parkplätze an Straßenmündungen zurück zu bauen und dort Bügel zum Abschließen von Fahrrädern zu montieren, erläuterte Reiter. Das diene auch der Verkehrssicherheit, wenn blockierte Sichtachsen wieder frei würden.

Mit Informationen von dpa

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