Ein Mann beißt in einen Krapfen mit einem Insekt darauf.
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Stammkunde probiert: Eine Bäckerei in Anzing verkauft zur Faschingszeit Protein-Krapfen mit "Locusta migratoria", der Wanderheuschrecke.

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Protein-Krapfen mit Insekten: Bäcker testet für die Zukunft

Verrückte Krapfensorten an Fasching gibt es viele. Ein Bäckermeister aus Bayern versucht es heuer zum ersten Mal mit einem Protein-Krapfen - die Süßspeise versehen mit gemahlenen Insekten. Es ist nicht das erste Experiment von Ludovic Gerboin.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Kaum wurde über ein neues EU-Gesetz berichtet, sahen sich Bäcker mit Fragen konfrontiert: "Nein, wir verarbeiten keine Insekten", schrieben manche auf Schilder an der Theke. Denn seit 24. Januar dürfen auch Grillen und Getreideschimmelkäfer zu und in Lebensmitteln verarbeitet werden, für Mehlwürmer oder Wanderheuschrecken galt das schon vorher.

"Protein-Krapfen" mit gemahlenen Insekten zur Faschingszeit

Der Bäckermeister aus der Bäckerei Postel in Anzing, Landkreis Ebersberg, aber nutzt nun bei einem Produkt die vieldiskutierten Insekten: bei seinem "Protein-Krapfen". Darin enthalten ist etwa die "Locusta migratoria", die Wanderheuschrecke.

Wenn Ludovic Gerboin in solch ein totes Insekt beißt, beschreibt er den Geschmack als "leicht nussig, ein bisschen krokant-mäßig". "Das ist ein ganz normales Lebensmittel", findet er. Daher kombiniert er zerkleinerte Mehlwürmer mit Eiern, Butter und Mehl im Teig, die Heuschrecken kommen fein gemahlen in die braune Schoko-Karamell-Glasur. Das Mehl der Insektenkrapfen hat maximal zehn Prozent Mehlwurm-Mehl-Anteil. Die Mousse au Chocolat und die Karamellcreme dazwischen sind ohne Sonderproteine.

Testen, was künftig gut ankommen könnte

Der Franzose hat schon früher mit Algen im Gebäck experimentiert. Jetzt arbeitet er am Projekt Insekten, zusammen mit einer Schweizer Hochschule. Er glaubt, für die Zukunft sei es wichtig, sich auszuprobieren. "Die Insekten sind eine Möglichkeit, die wir haben. Ein Proteinersatz für die Zukunft." Ihm mache es Spaß, zu testen, was eventuell in der Zukunft laufen könnte. Die Protein-Krapfen gibt es heuer zum ersten Mal.

Insekten: Nicht direkt sichtbar, nicht direkt zu schmecken

Gerboin betont, dass die Insekten beim fertigen Produkt nicht direkt gezeigt werden: "Wenn das einfach dezent eingearbeitet ist und man die Insekten nicht sieht, ist das viel appetitlicher als ein totes Insekt auf den Krapfen." Auf dem Produktschild steht für die Kunden geschrieben: "Proteine in Form von Insekten". Denn die EU-Regelung sieht vor: Wenn Insekten in Lebensmitteln verwendet werden, muss das gekennzeichnet sein. In der Zutatenliste muss der Artname aufgeführt werden.

Für Testwillige oder Insektenliebhaber findet sich auf manchen Krapfen als Deko ausnahmsweise dann doch ein Insekt wieder. Da greift etwa Stammkunde Arno Zacherl zu. Er hat schon Insektenerfahrung gesammelt. "Die Heuschrecke selber schmeckt man ja nicht raus", sagt er.

"Aktivisten-Krapfen": Der Kleber ist aus Karamell

Doch selbst in der Bäckerei Postel stehen nicht alle auf Grillen im Krapfen. Nachts bei der Arbeit wird viel diskutiert. So ist auch eine wurmfreie neue Kreation entstanden, mit Augenzwinkern empfohlen für die sogenannten Klimakleber. "Warum sollen sich die Bäcker nicht über Politik unterhalten", sagt Gerboin dazu. "Und dann ist die Idee gekommen, dass wir einen Aktivisten-Krapfen machen." Statt Insekt liegt auf denen eine Hand als Verzierung, festgeklebt mit Karamell.

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