Ende März hat Papst Franziskus entschieden: Das Bistum Würzburg bekommt mit Paul Reder einen neuen Weihbischof. An Christi Himmelfahrt hat der Würzburger Bischof Franz Jung den 52-Jährigen nun ganz offiziell im Kiliansdom in Würzburg geweiht. Der Pontifikal-Gottesdienst zur Bischofsweihe wurde mit rund 1.500 Gästen aus Kirche, Politik und vielen Gläubigen gemeinsam gefeiert. Interessierte mussten sich dafür im Vorfeld einen Platz reservieren. Das Bistum übertrug die Feier live auf seinem Youtube-Kanal.
"Ich weiß, dass alles gut geplant ist. Damit ich mich aber auch innerlich darauf vorbereiten kann, werde ich mich vier Tage in die Abtei Münsterschwarzach (im Landkreis Kitzingen) zurückziehen", hatte Reder im Vorfeld seiner Weihe erklärt.
Weihbischof Reder: "Kein Mensch ist entbehrlich"
In seiner Schlussansprache schlug der neue Weihbischof Reder einen Bogen zwischen der Himmelfahrt Jesu und seinem neuen Amt. Zu Beginn seines Auftretens werde Jesus versucht, Steine in Brot zu verwandeln. Hätte er das getan, wäre er für alle unverzichtbar geworden. "Diese Versuchung, die eigene Unverzichtbarkeit zu demonstrieren, begleitet auch die Kirche auf ihrem Weg durch die Zeit", sagte Reder. Umso wichtiger sei es, auf das Wort Gottes hören.
Beim Abschied in einem Kindergarten habe ein Kind Reder ein gemaltes Pferd geschenkt, weil Bischof Martin mit dem Pferd zum Bettler geritten sei, erzählt Reder. "Der Bettler in der Martinsgeschichte steht sinnbildlich für ungezählte Menschen, die in den Augen der Welt entbehrlich, ja lästig geworden sind." Im Einsatz für sie liege ein unentbehrliches Zeugnis für das Evangelium. "In diesem Sinn will ich mich im bischöflichen Dienst, der mir heute mit der Weihe übertragen wird, darum bemühen, für das Evangelium und den Geist Christi ein sattelfester Zeuge zu sein."
Vor zehn Jahren im Kiliansdom zum Priester geweiht
Reder war bislang Teampfarrer im Pastoralen Raum Schweinfurter Mainbogen mit Sitz in Heidenfeld. Er wurde 1971 in Würzburg geboren und stammt aus der Pfarrei Sankt Peter und Paul. Nach dem Abitur am Würzburger Riemenschneider-Gymnasium im Jahr 1990 studierte er bis 1996 an der Universität Würzburg katholische Theologie und Philosophie mit den Nebenfächern Pädagogik und Psychologie. Anschließend lehrte er an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg.
Im Juni 2014 weihte ihn Bischof Dr. Friedhelm Hofmann im Würzburger Kiliansdom zum Priester. Vor zehn Jahren habe er hier seine Leben in Gottes Hände gegeben und Gehorsam versprochen, jetzt wolle nach besten Kräften seinen Beitrag zum Zusammenhalt in der Kirchengemeinde leisten, so Reder im März in seiner ersten Ansprache als ernannter Weihbischof im Kiliansdom.
Als Kaplan und Pfarrvikar wirkte Reder in verschiedenen Pfarreiengemeinschaften, bevor er im Jahr 2019 zum Notfallseelsorger und 2022 als Präventionsbeauftragter ausgebildet wurde. Seit Mai 2023 arbeitet er außerdem im Team der Prozesskoordination bei begründetem Verdacht des sexuellen Missbrauchs in der Diözese Würzburg mit.
Nachfolger von "Don Camillo"
Reder folgt auf Weihbischof Ulrich Boom, vielen besser bekannt als "Don Camillo von Miltenberg". Den Beinamen bekam Boom, weil er 2006 – damals noch als Pfarrer – bei einer Kundgebung der NPD-Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" die Glocken der Miltenberger Jakobuskirche 20 Minuten lang läuten ließ und damit die Versammlung sprengte. Im September 2022 schied Boom altersbedingt mit 75 Jahren aus dem Amt, vertrat die Diözese als Weihbischof allerdings stellvertretend bis zum heutigen Tag.
Würzburger Oberbürgermeister: solidarisches Miteinander
Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Weihbischof, wie er im März sagte. Die Stadt habe ein gutes Einvernehmen mit der katholischen Kirche – so sei es auch umgekehrt. "Wir stehen Seite an Seite gegen Rassismus und für ein solidarisches Miteinander. Sie finden in Würzburg eine starke Zivilgesellschaft vor, die ihre Stärke auch aus der Verbundenheit aller Religionen bezieht, die hier praktiziert werden." Er freue sich mit dem neuen Weihbischof den deutschen Katholikentag in zwei Jahren zu feiern.
Was macht eigentlich ein Weihbischof?
Der 52 Jahre alte Paul Reder wird als Weihbischof den Würzburger Bischof Jung in seinen leitenden Aufgaben unterstützen. Er ist sozusagen seine rechte Hand. Deshalb wird er auch als "Auxiliarbischof", also als unterstützender und helfender Bischof bezeichnet. Er handelt auch im Auftrag des Bistumschefs. Zum Beispiel bei Firmungen, bei denen er den Firmlingen das Sakrament spendet oder bei Weihen von Altären und Orgeln. Zusätzlich kümmert er sich darum, Kontakt zu den Gläubigen im ganzen Bistum zu halten und bei Visitationen in den Kirchengemeinden vor Ort den gemeinsamen Glauben zu stärken.
Zudem wird er als "Titularbischof" bezeichnet, da das Amt theologisch nur auf die Leitung einer Teilkirche bezogen ist. Also wird er auf den Titel eines untergegangenen Bistums geweiht, im Gegensatz zum Diözesanbischof ist er ein Titularbischof. Der neue Würzburger Weihbischof Paul Reder ist auch Titularbischof von Petina in Istrien.
Zur Entstehungsgeschichte der Weihbischöfe
Der Begriff "Weihbischof" geht möglicherweise auf die Zeit der Renaissance im 15. bis 16. Jahrhundert zurück, als die Bischöfe häufig zugleich weltliche Fürstbischöfe waren, allerdings (noch) nicht als geistliche Bischöfe geweiht waren. Für die Weihen waren in solchen Fällen die Weihbischöfe zuständig. Dieses Konstrukt soll auf den sogenannten Sarazenensturm im 9./10. Jahrhundert zurückgehen, als viele Bischöfe aus dem Orient flüchten mussten und im Abendland als Aushilfen mit bischöflichen Weihehandlungen beauftragt wurden. Um ihre Rechtsansprüche aufrechtzuerhalten, wurden sie pro forma Auxiliarbischöfe, also zu Weihbischöfen ernannt.
Die Anzahl der Weihbischöfe richtet sich nach der Größe und dem Bedarf der Diözese, in der Diözese Würzburg ist es einer. Weihbischöfe sind außerdem ordentliche, stimmberechtigte Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz.
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