Visualisierung der Rampe, die ein rund 100 Jahre altes Wehr in der Naab bei Schwandorf ersetzen soll.
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Visualisierung der Rampe, die ein rund 100 Jahre altes Wehr in der Naab bei Schwandorf ersetzen soll.

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Neue Chance für die Naab: Altes Wehr bei Schwandorf soll weichen

Eine Rampe soll das baufällige Wehr in der Naab bei Schwandorf ersetzen und den Fluss wieder durchgängig machen. Eine Infoveranstaltung am Montag informiert über den Abriss, der eine ökologische Chance ist - zunächst aber auch für Protest sorgte.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Nach rund 100 Jahren soll das Wehr verschwinden, das in Schwandorf-Dachelhofen die Naab durchtrennt. Denn das Bauwerk bröselt, Experten sehen ein "echtes Sicherheitsrisiko". Und es wird auch nicht mehr gebraucht, was eine Chance bedeutet, den Fluss ökologisch aufzuwerten, für Fische durchgängig zu machen und die Aufenthaltsqualität zu verbessern.

Gebaut für Wasserversorgung des Dampfkraftwerks

Die Wehranlage "Dachelhofen" wurde um das Jahr 1930 von den damaligen Bayernwerken erbaut, um das Dampfkraftwerk Schwandorf mit Kühl- und Brauchwasser zu versorgen. Das Kraftwerk existiert allerdings nicht mehr. Seit November 2005 ist das Wehr im Besitz des Freistaats Bayern.

Proteste gegen kompletten Rückbau

Zunächst war geplant, das Dachelhofener Wehr komplett abzureißen und den Fluss in seinen Ursprungszustand zu versetzen. Dadurch wäre der Wasserspiegel der Naab etwa 1,20 Meter gesunken. Anwohner fürchteten, dass dadurch auch der Grundwasserspiegel sinken könnte, ihre Häuser Risse bekommen oder sich womöglich neigen könnten. Auch der Stadtrat von Schwandorf protestierte.

Rampe als Kompromiss

Nun ist eine so genannte Sohlrampe geplant - also ein steil abfallender Flussabschnitt, mit dem der Höhenunterschied überwunden wird. Diese Rampe gewährleistet laut dem zuständigen Wasserwirtschaftsamt Weiden einen im Mittel konstanten Wasserspiegel der Naab.

200 Meter lang soll die Rampe werden, unterteilt in einzelne "Riegel" - also Abschnitte, die jeweils etwa 40 Zentimeter Höhenunterschied überwinden. Am Rand des Flusses sollen es sogar nur besonders fischfreundliche Zwölf-Zentimeter-Schritte sein. Als Bauzeit ist etwa ein Jahr vorgesehen.

"Verlässliche Aussagen zu den Kosten können in der aktuellen Situation nicht getroffen werden", teilt das Wasserwirtschaftsamt mit. Begonnen werden solle mit dem Bau "zum Start eines Winters".

Große Chance für die Naab

Alle sollen etwas von der Baumaßnahme haben: Tiere wie Menschen. Die Rampe ermöglicht laut Wasserwirtschaftsamt eine Wiederansiedlung von Tierarten der "Roten Liste" und Fischwanderungen im Fluss. Steig- und Abstiegshilfen für Fische soll es geben und Kiesbänke für Laichplätze. Am Ufer soll ein überdachter Rastplatz Fußgänger und Radfahrer zum Verweilen einladen. An Treppen zum Wasser können Bootsfahrer ein- und aussteigen.

Zustimmung von Verbänden

Naturschützer zeigen sich zufrieden mit den Plänen. Die Naab wieder durchgängig zu machen sei ein langgehegter Wunsch des Bund Naturschutz, erklärt Klaus Pöhler von der Kreisgruppe Schwandorf. Dass alles versucht werde, den Grundwasserspiegel stabil zu halten, begrüße man ausdrücklich. "Freifließend wäre es uns natürlich noch lieber gewesen", meint Zeno Bäumler von der LBV-Kreisgruppe Schwandorf zu dem Vorhaben. Insgesamt aber sei es eine gute Sache.

Auch der Fischereiverband Oberpfalz verspricht sich viel vom Abbau des altes Wehrs. Er sei "insgesamt guter Hoffnung, dass man der gesamten Wasserlebewelt etwas Gutes tut", so Jürgen Lukassek vom Fischereiverband, "und dass diese Anlage als Vorbild für weitere ähnliche Projekte dienen kann".

Infoveranstaltung für Schwandorfer Bürger

Das Wasserwirtschaftsamt Weiden stellt die Pläne interessierten Bürgern am Montag (14.03.2022) in einer Online-Veranstaltung vor. Alle Betroffenen wurden angeschrieben. Von 16.30 Uhr bis 18 Uhr geht es um den Umbau der Wehranlage Dachelhofen, danach bis 20 Uhr um den Hochwasserschutz. Die Veranstaltung wird auch in der Oberpfalzhalle live übertragen. Eine Anmeldemöglichkeit und weitere Informationen gibt es unter 09431/45-333.

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