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Naturschützer-Bilanz: Mehr Weißstörche - weniger Igel

Naturschützer-Bilanz: Mehr Weißstörche - weniger Igel

Der bayerische Landesbund für Vogelschutz, LBV, hat Bilanz gezogen: So sehen die Naturschützer im Vorjahr beim Weißstorch, der Großen Hufeisennase und dem Böhmischen Enzian große Erfolge. Andere Arten dagegen bereiten Sorge. Von Gabriel Wirth

Über dieses Thema berichtet: Hintergrund.

In Bayern brüten derzeit rund 500 Storchenpaare. Das ist ein großer Erfolg, freut man sich beim Landesverband für Vogelschutz. Der Weißstorch war vor rund 30 Jahren im Freistaat noch vom Aussterben bedroht. Damals gab es gerade mal noch 48 Brutpaare. Der Schlüssel des Erfolgs sei der Lebensraum, die Nahrungsgrundlage, meint der LBV Vorsitzende Norbert Schäffer.

"Wir wissen sehr viel über den Weißstorch. Wir wissen genau, was er frisst. Natürlich haben wir diese Nahrung nicht in der Landschaft verteilt, aber wir haben Lebensräume so gestaltet, dass dort wieder die Nahrung der Störche vorkommt, seien es Frösche oder Regenwürmer. Beim Storch können wir das ganz gezielt machen, bei jedem Horst, bei jedem einzelnen Brautpaar." Vorsitzender des Bayerischen Landesbunds für Vogelschutz, Norbert Schäffer

Mehr "Große Hufeisennasen" in Bayern - dank Vogelschützer

Auch die stark bedrohte Fledermausart Große Hufeisennase konnte sich im vergangenen Jahr weiter erholen, in der Kolonie in Hohenburg (Oberpfalz), die dort in einem Gebäude den Sommer verbringt. Der Bestand dort hat sich in fünf Jahren verdreifacht auf 184 Tiere, sagt LBV Vorsitzender Norbert Schäffer: "Wir haben das Gebäude ausgebaut mit Unterstützung des bayerischen Naturschutzfonds. Das Ganze ist nicht billig. Auf diesem Dachboden leben alle Großen Hufeisennasen, die wir in Deutschland überhaupt haben."

Seltene Fledermausart profitiert von der Bundeswehr

Nicht nur der Ausbau des Gebäudes, sondern auch der angrenzende Truppenübungsplatz Hohenfels sichert, Schäffer zufolge, den Großen Hufeisennasen das Überleben: "Dort wurden noch niemals Agrochemie, Pestizide und Dünger eingesetzt und deshalb gibt es dort sehr viele große Insekten und davon lebt die Große Hufeisennase."

Erst Erfolge bei der Rettung des Böhmischen Enzians

Aber nicht nur Weißstorch und die großen Hufeisennase sind für den LBV ein Erfolg; auch mit der Entwicklung des Böhmischen Enzians sind die Naturschützer mehr als zufrieden. Aktuell gibt es nur noch wenige Standorte, zum Beispiel zwei bekannte Populationen in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau. In einem Projekt des Verbands wurden Samen gesammelt, in Töpfen nachgezogen und dann wieder ausgepflanzt. Hier gibt es dem Verband nach erste Erfolge.

Igel, Birkhuhn und Schwebfliegen machen Vogelschützer Sorgen

Dem Igel ging es dagegen früher schon einmal besser. Mittlerweile steht er sogar auf der sogenannten Vorwarnliste der Roten Liste. Die strukturelle Verarmung der Landschaft und der Chemieeinsatz in der Landwirtschaft setzen dem heimischen Braunbrustigel genauso zu, wie ein schwächeres Nahrungsangebot. Der LBV appelliert an Landwirte und Gartenbesitzer, Hecken und Randgehölze bitte stehen zu lassen, um dem Insektenfresser Tagesschlafplätze und Winterquartiere zu bieten.

Auch das Birkhuhn bereitet den Naturschützern Sorgen. Hier wird im Alpenraum mit einem Rückgang der Population gerechnet, da der Alpenplan erstmalig seit 45 Jahren geändert wurde. Das Riedberger Horn wurde aus der strengsten Schutzzone C herausgenommen.

"Am Riedberger Horn werden wir nie aufgeben. Wir werden selbstverständlich klagen. Was dort passiert ist eine Tragödie und absolut unnötig. Wir werden uns dort auch weiterhin für das Birkhuhn einsetzen." Bayerischen Landesbunds für Vogelschutz, Norbert Schäffer

Daneben sorgt sich der LBV auch um den Bestand der Schwebfliegen, die unter anderem als Bestäuber für viele Pflanzen wichtig sind. Zwar gibt es im Freistaat offenbar noch zahlreiche Vorkommen, aber Studien des Verbandes zeigen, dass einige Arten bereits sehr selten geworden seien. Da die genauen Vorkommen nur schlecht erforscht sind, will sich der LBV dafür einsetzen, dass ein flächendeckendes Netz an Monitoringflächen für Insekten eingerichtet wird.

Es gibt also auch in diesem Jahr viel zu tun.