Anwohner in Fürth noch immer unter Schock
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Nach dem Horrorunfall von Dienstagabend sind die Spuren in der Fürther Hardstraße beseitigt. Der Schock bei den Anwohnern sitzt aber noch tief.

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Nach Lkw-Horror-Unfall: Anwohner noch immer unter Schock

Nach der Irrfahrt eines betrunkenen Lkw-Fahrers durch Fürth sind die Aufräumarbeiten abgeschlossen. Die Fürther Hardstraße ist wieder frei. Doch Ruhe ist am Unfallort nicht eingekehrt. Bei den Anwohnern sitzt der Schock tief, die Polizei ermittelt.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

In der Fürther Hardstraße sind zwar die Spuren des verheerenden Unfalls vom Dienstagabend beseitigt. Doch der Alltag ist noch nicht wieder eingekehrt. Die Polizei ist am Unfallort unterwegs, befragt Anwohner und Zeugen, sichert Spuren. Sachverständige prüfen den Zustand des Hauses, das durch brennende Autos beschädigt wurde. Die Bewohner holen sichtlich mitgenommen das Nötigste aus ihren Wohnungen.

Bergung des Unfall-Lkw dauert lange

Auch in der zweiten Nacht nach dem Unfall konnten die Anwohner in der Hardstraße nicht gut schlafen. Bis in die späten Abendstunden zog sich die Bergung des Unfall-Lkw.

Nachdem die Zugmaschine mit mehreren Bergungsfahrzeugen vom Aufleger getrennt worden war, stellten die Mechaniker fest, dass der Tank undicht war. So dauerte es noch einmal gut zwei Stunden, bis der Dieselkraftstoff abgepumpt war. Erst dann konnte das Fahrzeug aus der Hardstraße gezogen werden.

Die Hardstraße zwei Tage nach dem Unfall.
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Die Hardstraße zwei Tage nach dem Unfall.

Bewohner des Brandhauses noch immer geschockt

Die Bewohner des Brandhauses konnten sich in der Unfallnacht alle unverletzt in Sicherheit bringen. So wie Karla Wolf. Nachdem sie den ersten Schrecken überwunden hatte, war sie am Mittwoch noch einmal in ihrer Wohnung.

"Das war für mich der Horror pur, als ich das erste Mal wieder da reingegangen bin", erzählt sie mit stockender Stimme. "Zum Glück konnte ich mich aus dem dritten Stock in den Hof retten." Besonders ihr Schlafzimmer ist komplett verrußt, da ihr Fenster gekippt war. Wie es weitergeht, müsse nun mit Polizei, Vermieter und Gutachter geklärt werden. Die Lage sei bedrückend.

"Ich kann nicht schlafen, ich kann nicht essen, ich habe keine Ahnung, wie es weitergeht." Karla Wolf, Anwohnerin in der Fürther Hardstraße

Da geht es ihr wie den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern des Brandhauses auch.

Brandhaus auf Monate nicht bewohnbar

Das Haus, das durch die explodierenden Fahrzeuge in Brand geraten war, ist nach wie vor unbewohnbar. Nach einer ersten Begutachtung ist die Fassade vom Feuer stark beeinträchtigt, die Zimmer und Wohnungen aber haben die Flammen verschont. Das Gebäude ist daher wohl sanierbar und muss nicht abgerissen werden, sagt Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) dem Bayerischen Rundfunk, "aber das wird Monate dauern."

Die Stadt bietet den Bewohnern schnelle und unbürokratische Hilfe an, auch bei der Wohnungssuche. Die sei aber bisher nicht in Anspruch genommen worden. Die Betroffenen sind offenbar bei Familie oder Freunden untergekommen. Aber nur vorübergehend, denn alle Bewohner wollen eigentlich wieder zurück in das schöne Haus mit der Sandsteinfassade. "Das denkmalgeschützte Gebäude wird wieder glanzvoll hergerichtet", ist sich OB Jung sicher.

Stadt Fürth richtet Spendenkonto ein

Viele Bürgerinnen und Bürger von Fürth wollen gerne spenden. "Ein schönes Zeichen der Solidarität", findet das Stadtoberhaupt. Die Stadt hat nun ein Spendenkonto eingerichtet. Empfänger ist "Stadt Fürth", die IBAN lautet DE93 7625 0000 0000 000018. Als Betreff sollen Spenderinnen und Spender "VW50.2000.0000 'Spenden Unfall Hardstraße'" angeben, heißt es in einer Mitteilung aus dem Rathaus.

Die Kosten der Schäden zu ermitteln sei nun Aufgabe der Versicherungen, sagt Thomas Jung. "Zum Glück steht bei einem Verkehrsunfall in der Regel eine große Versicherung dahinter", so der OB.

  • Zum Artikel "Nach Lkw-Irrfahrt in Fürth: Geschädigte können Schaden melden"

Unfall-Fahrer ist in Untersuchungshaft

Mittwochabend wurde der Lkw-Fahrer dem Ermittlungsrichter am Amtsgericht Fürth vorgeführt. Der 50-Jährige räumt in der Vernehmung ein, dass er Alkohol konsumiert habe und gibt auch zu Protokoll, den Lkw gefahren zu haben, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft dem Bayerischen Rundfunk. Weitere Angaben zur Tat oder zum Motiv habe er jedoch nicht gemacht.

Die Liste der ihm zur Last gelegten Vorwürfe ist lang. Der betrunkene Mann soll mit seinem Sattelzug in der Fürther Hardstraße bei Rotlicht in eine Kreuzung eingefahren und mit einem Auto zusammengestoßen sein. Anschließend soll er mehrere geparkte Fahrzeuge gerammt haben. Bei dem Unfall wurden neben dem Lkw-Fahrer zwei weitere Menschen verletzt. Zudem entstand Sachschaden an mehreren Gebäuden und zahlreichen Autos. Deren Zahl ist mittlerweile auf 34 korrigiert worden.

Lkw-Fahrer droht lange Freiheitsstrafe

Der zuständige Richter erließ am Mittwochabend einen Untersuchungshaftbefehl gegen den Beschuldigten. Gegen ihn wird wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort, fahrlässiger Körperverletzung, fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs und fahrlässiger Brandstiftung ermittelt.

Da der Mann aus der Türkei stammt und keinen Wohnort in Deutschland hat, bestätigte der Richter den Antrag der Staatsanwaltschaft auf U-Haft wegen Fluchtgefahr. Dem 50-Jährigen droht bei Verurteilung eine Geldstrafe oder auch eine Freiheitsstrafe von mehr als fünf Jahren.

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