Der per Hand gesicherte Bahnübergang am S-Bahn Haltepunkt Fasanerie.
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Der per Hand gesicherte Bahnübergang am S-Bahn Haltepunkt Fasanerie.

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Nach Beinahe-Zugunglück in München: Warten auf die Schranke

Kein Einzelfall in Bayern: Seit Monaten sind die Bahnschranken an der Fasanerie in München defekt. Vor Tagen wäre es fast zu einem Unglück gekommen, weil der Übergang nicht per Hand gesichert war. Dennoch lässt die neue Anlage auf sich warten.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Eine Albtraum-Situation: Eine S-Bahn fährt auf einen Bahnübergang zu, auf dem mehrere Fußgänger und Autos stehen. Der Lokführer leitet geistesgegenwärtig eine Schnellbremsung ein und verhindert so ein schweres Unglück. Dieser Vorfall ereignete sich vergangene Woche an der Fasanerie in München.

Der Grund für den Beinah-Zusammenstoß: Die Schranken an dem Bahnübergang sind schon seit Monaten defekt. Normalerweise sichern Bahn-Mitarbeiter seither die Gleise mit Bändern ab, wenn ein Zug durchfährt. An besagtem Abend fehlte aber die Sicherung - warum ist noch unklar. Fest steht nur: Die Reparatur der Schranken wird sich noch Monate hinziehen. Davon können auch andere Regionen in Bayern ein Lied singen.

Anwohner der Fasanerie genervt: "Wie im Mittelalter"

Alle paar Minuten das gleiche Spiel am Bahnübergang an der Fasanerie: Kaum nähert sich ein Zug, schreitet das Sicherheitspersonal zur Tat. Von Hand sichern die Bahn-Mitarbeitenden den Übergang mit Bändern ab. Seit vergangenem August geht das schon so.

Damals war bei einem Unfall ein Autofahrer in die Schrankenanlage geprallt. Nach Angaben der Deutschen Bahn wurde diese dabei schwer beschädigt. Seitdem warten die Anwohnerinnen und Anwohner auf eine neue Schranke. "Wie im Mittelalter", sagt eine Frau, die genervt am Bahnübergang wartet. Ein anderer Passant ergänzt: "Der Übergang ist so unsicher. Die sollten sich mal überlegen, wie sie das besser absichern können."

Neuer Bahnübergang wohl erst Mitte des Jahres in Betrieb

Dass Zweifel an der Sicherheit berechtigt sind, zeigt der Vorfall mit der Notbremsung von vergangener Woche. Zu dem Vorfall äußert sich die Bahn bislang nicht. Auf Anfrage des BR teilt ein Sprecher jedoch mit, dass die neue automatische Schrankenanlage noch auf sich warten lässt: "Da es sich um einen älteren Bahnübergang handelt, müssen sämtliche Bestandteile der Anlage komplett neu errichtet werden", so der Bahnsprecher.

Auch bestehende Signale müssen demnach an die neue Technik angepasst werden. Die Bahn rechnet damit, dass der neue Bahnübergang Mitte des Jahres in Betrieb gehen kann - fast ein Jahr, nachdem die Schrankenanlage beschädigt wurde.

Fahrgastverband Pro Bahn will seit Jahren Unterführung

Doch so weit hätte es gar nie kommen müssen, sagen Kritiker. Der Fahrgastverband Pro Bahn etwa wünscht sich seit Jahren eine Unterführung an dieser Stelle. "Man hätte bereits vor 20 Jahren anfangen müssen, den Bahnübergang zu beseitigen", sagt Sprecher Andreas Barth.

Doch die Stadt München sei jahrelang nicht in die Gänge gekommen. Momentan läuft immerhin das Genehmigungsverfahren für den Tunnel. Frühestens in fünf Jahren kann der Bahnübergang, auf den jetzt noch alle warten, dann abgebaut werden, so Andreas Barth.

Ähnliche Lage auch in anderen bayerischen Orten

Auch in anderen Orten in Bayern zieht sich die Reparatur von Schrankenanlagen teils über Monate hin. Im niederbayerischen Neukirchen am Inn mussten Bahn-Mitarbeitende über ein Jahr hinweg die Schranke von Hand bedienen, bis im Oktober des vergangenen Jahres eine neue Anlage in Betrieb gehen konnte. In Fellheim im Unterallgäu ist der Bahnübergang nach einem Unfall ebenfalls irreparabel beschädigt. Frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2023 soll die neue Anlage fertig sein, teilt die Bahn mit. Bis dahin kommen auch hier sogenannte "Bahnübergangsposten" zum Einsatz, die die Gleise händisch absichern.

Wie viele Orte in Bayern betroffen sind, ist schwer zu sagen. Auf Anfrage des BR teilt die Bahn mit: "Die Anzahl der Bahnübergänge, an denen mobiles Sicherheitspersonal zum Einsatz kommt, variiert von Tag zu Tag und Woche zu Woche." Es gebe zudem keine Beschränkung, die festlegt, wie lange ein Bahnübergang händisch gesichert werden darf. Man sei jedoch bestrebt, den Zeitrahmen möglichst kurz zu halten, so die Bahn.

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