Die Diskothek "Liverpool"  in der Münchner Schillerstraße nach dem Anschlag 1984.
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Die Diskothek "Liverpool" in der Münchner Schillerstraße nach dem Anschlag 1984.

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Nach 40 Jahren: Zeugen von rechtsextremem Anschlag gesucht

Vor 40 Jahren verübte die rechtsextreme "Gruppe Ludwig" einen Brandanschlag auf einen Münchner Nachtclub. Eine junge Frau starb, acht Menschen wurden verletzt. Jetzt sucht die Stadt München nach Zeugen, denn über den Anschlag ist wenig bekannt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Am 7. Januar 1984 werfen kurz vor Mitternacht zwei Männer je einen Kanister Benzin in den Eingangsbereich der Diskothek "Liverpool" in der Münchner Schillerstraße und setzen das Lokal im Untergeschoss in Brand. Acht Menschen werden verletzt. Corinna Tartarotti, eine 20-jährige Garderobenfrau, erliegt drei Monate später ihren schweren Verletzungen. Verübt wurde der Anschlag von der rechtsextremen "Gruppe Ludwig" aus Italien.

Fast vergessener rechtsextremer Anschlag

Für den Anschlag verurteilt wurden zwei junge Männer, die als "Gruppe Ludwig" zwischen 1977 und 1984 vor allem in Norditalien mindestens 15 - oft am Rand der Gesellschaft lebende - Menschen töteten und viele mehr verletzten. Aus den Bekennerschreiben ging eine neonazistische, aber auch religiös-fundamentalistische Motivlage hervor.

Der Anschlag in München war der einzige in Deutschland und fand über Jahrzehnte hinweg wenig Beachtung. Es waren zivilgesellschaftliche Organisationen, die auf eigene Initiative recherchierten und das Gedenken wachhielten. Bislang erinnert am Tatort aber nichts dauerhaft an den rechtsextremen Anschlag und seine Opfer. Wann es die von der Stadt geplante Gedenktafel geben wird, ist offen.

Stadt München sucht Zeitzeugen

Anlässlich des 40. Jahrestages sucht die Stadt München nun nach Zeitzeugen und Hinweisen. "Das Kulturreferat sucht weiterhin nach Spuren und Quellen zum 7. Januar 1984", sagt Referatsmitarbeiter Moritz Kienast. "Wenn sich Menschen daran erinnern und ihre Erinnerung mit uns teilen würden, oder auch Corinna Tartarotti kannten, würden wir uns freuen, wenn sie sich mit uns in Kontakt setzten." Die Quellenlage ist komplex, viele Details sind bis heute nicht bekannt.

Gedenkveranstaltungen zum 40. Jahrestag

Zum Jahrestag am 7. Januar 2024 lädt die Stadt München außerdem zu einer Kranzniederlegung am Tatort in der Schillerstraße 11a ein. Darüber hinaus gibt es in den folgenden Tagen noch weitere Veranstaltungen, Gespräche, Lesungen oder Rundgänge. Zu sehen sein wird auch eine Videoinstallation des Künstlers Tim Wolff. Sie wird am Tatort die bisher nicht realisierte Wandmalerei aufgreifen, mit der Wolff den internationalen Wettbewerb für die Erinnerung vor Ort gewonnen hat.

(Mit Material der dpa)

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