Der in Untersuchungshaft sitzende 16-jährige Tatverdächtige soll mehrmals auf sein Opfer eingestochen haben. Das erklärten heute Staatsanwaltschaft und Mordkommission auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in München zu dem tödlichen Streit in Milbertshofen, bei dem am Montag ein 18-jähriger Auszubildender starb und ein 15-jähriger Schüler schwer verletzt wurde.
Zwei Jugendgruppen geraten aneinander
Nach derzeitigem Ermittlungsstand trafen am Montag (14. März) gegen 17 Uhr zwei Jugendgruppen in einer Grünanlage im Stadtteil Milbertshofen aufeinander. Eine kleinere, mit fünf Personen, zu denen auch das 18-jährige spätere Todesopfer gehörte und eine größere, mit 15 Personen, zu denen vermutlich der 16-jährige Tatverdächtige und der der 15-jährige, später Schwerverletzte, gehörten.
Warum sich die beiden Gruppen verabredet hatten, ist nach wie vor unklar, genauso wie der Grund für die folgende Eskalation. Der 18-jährige Auszubildende aus der kleinen Gruppe soll zunächst den 15-jährigen Schüler mit einem unbekannten, scharfen Gegenstand in den Bauch gestochen haben.
Daraufhin soll dessen 16-jähriger Begleiter mehrmals mit einem scharfen Gegenstand auf den 18-jährigen Erst-Angreifer eingestochen haben. Dieser wurde dabei so schwer verletzt, dass er später in der Klinik starb. Der als erstes angegriffene 15-Jährige musste zur stationären Behandlung seiner Stichverletzung ins Krankenhaus.
Laut Mordkommission liegt auch ein Video vor
Wie Stephan Beer, Leiter der Mordkommission, erklärte, konnten die Ermittler bezüglich des Tathergangs nicht nur auf Zeugenaussagen zurückgreifen. Demnach liegt auch ein Video eines unbeteiligten Zeugen vor, das die Tat zumindest teilweise zeigt. Die verwendeten Tatwaffen konnten bislang allerdings nicht aufgefunden werden.
Der inzwischen in Untersuchungshaft sitzende 16-Jährige war zunächst nicht im Fokus der Ermittler. Sein Vater hatte ihn noch am Tattag als vermisst gemeldet. Als Beamte am nächsten Tag bei der Familie erschienen, galt der vermisste 16-Jährige dann schon als Zeuge. "Wir wussten, dass er am Tatort war", so Stephan Beer.
Zeuge wird zum Tatverdächtigen durch eigene Aussagen
Die Polizisten trafen den gesuchten Schüler zu Hause an, er war mittlerweile wieder aufgetaucht. Auf der Fahrt auf die Dienststelle zur Zeugen-Vernehmung äußerte sich der 16-Jährige spontan in einer Art und Weise, das ihn für die Mordkommission zum Tatverdächtigen machte. Den genauen Inhalt dieser "Spontanäußerung" wollten Staatsanwaltschaft und Mordkommission nicht weiter ausführen.
Staatsanwaltschaft stellt Haftantrag wegen Totschlags
Mordmerkmale seien bislang nicht erkennbar, erklärte Oberstaatsanwältin Anne Leiding, weshalb ihre Behörde einen Haftantrag wegen Totschlags gestellt habe. Diesem hat eine Ermittlungsrichterin am Mittwoch stattgegeben.
Aufgrund der Minderjährigkeit des 16-Jährigen wird in dem anstehenden Verfahren Jugendrecht angewandt. Dem Schüler droht deshalb eine Höchststrafe von zehn Jahren.
Appell an Jugendliche, keine Stichwaffen mit sich zu führen
Sowohl Mordkommissionsleiter Stephan Beer als auch Staatsanwaltschaftssprecherin Anne Leiding nahmen den tödlichen Streit zum Anlass für einen eindringlichen Appell an alle Jugendlichen und Heranwachsenden, sie sollten keine Stichwaffen mit sich führen.
Der aktuelle Fall zeige, wie schnell dadurch zwei Leben zerstört werden: Das des Opfers und seiner Angehörigen, aber auch das des Täters. Beer verwies auf die hohe Aufklärungsquote bei tödlichen Delikten, wörtlich "Wir kriegen Sie!". Leiding bekräftigte, dass bei solch schweren Tatvorwürfen auch Minderjährige bereits in Untersuchungshaft müssten.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!